Damit der Ofen von Vietnam bis Saudi-Arabien nicht ausgeht
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Wenn es heiß wird, bewahren Günter Schulz und sein Team einen kühlen Kopf. Das Handwerksunternehmen Günter Schulz GmbH & Co.KG. aus Balgstädt im südlichen Sachsen-Anhalt kann mit Hitze umgehen. Als Spezialist für Feuerfest- und Schornsteinbau sorgt es dafür, dass bei der Industrie der Ofen nicht ausgeht.
Wie sein Vater hat Holger Schulz vor dem Studium eine Lehre als Feuerungs- und Schornsteinbauer abgeschlossen. Zur Jahrtausendwende übernahm er von seinem Vater das 1989 gegründete Unternehmen mit anfangs zwei Mitarbeitern. Nach der Wende musste sich der auf keramischen Ofenbau für Kraftwerke und Ziegeleien spezialisierte Betrieb neu orientieren. Mit Verklinkerungen für eine Möbelhauskette kam das Geschäft in Schwung. Allmählich wuchs die Belegschaft. 1998 konnte Schulz eine Schornsteinbaufirma in Weiden übernehmen mit Kontakten zu den Porzellanherstellern in der Oberpfalz. "Viele westdeutsche Firmen sind damals in den Osten gegangen. Wir haben nach Westen expandiert", betont Holger Schulz.
Breites Portfolio an Produkten und Dienstleistungen
Heute reicht das Portfolio vom einzelnen Schamottstein für den privaten Kachelofen bis hin zum Ausmauern eines Tiefkammer-Ringofens der Stahlindustrie, so groß wie ein Fußballfeld. 3.000 Tonnen besonders feuerfeste Ziegel haben die Mitarbeiter für dieses Referenzobjekt in Österreich in einem Dreivierteljahr verbaut. In der Sparte Verschleißschutz werden zum Beispiel Kugelmühlen der Glas- und Porzellanindustrie mit hochfesten Silex-Natursteinen oder mit Aluminiumoxid ausgekleidet, um die Mahltrommeln vor Abrieb zu schützen.
Kräftige Investitionen sichern Wettbewerbsfähigkeit
In den vergangenen Jahren hat das Unternehmen kräftig investiert. Das Fünf-Achs-Steinbearbeitungszentrum für Kleinserien, Einzelteile und höheren Vorfertigungsgrad bei Großaufträgen gilt als eines der modernsten in Deutschland. Eine neue Werkhalle mit einem gigantischen 170.000-Liter-Regenwassersystem mit einem Verbrauch von 7.000 Litern pro Stunde gewann 2022 den Umweltpreis Sachsen-Anhalt. Zehn Prozent des Gesamtumsatzes steuert inzwischen der Webshop bei, der vor zwei Jahren mit einem 3D-Konfigurator kräftig aufgewertet wurde. Seither können Kunden online Bauteile nach individuellen Maßen zu günstigen Preisen selbst entwerfen. Rund 50.000 Adressen stehen in der Kundenkartei, darunter Universitäten, Privatkunden, aber auch Handwerksbetriebe. Mitunter kommen über den Webshop sogar Geschäftskontakte zustande, aus denen später größere Aufträge entstehen.
Mitarbeiter müssen höhentauglich sein
Von den rund 50 Beschäftigten, darunter sechs Lehrlinge, arbeiten etwa 40 im gewerblichen Bereich – Schornsteinbauer, Maurer, Schlosser und Stahlbauer. Sechs Mitarbeiter sind als Drohnenpiloten zertifiziert und überwachen mit Spezialdrohnen und KI-Software Industrieschornsteine; zwölf Höhenretter übernehmen Wartungsarbeiten an bis zu 180 Meter hohen Schornsteinen, ausgebildet am firmeneigenen Rettungsmast in Balgstädt.
Der Kampf um Aufträge ist härter geworden
Die Monteure reisen für Aufträge von Vietnam über Saudi-Arabien bis in die USA, sichern Industrieöfen vor Ausfällen. Nach der West-Expansion zur Jahrtausendwende hält heute der globale Schub den Betrieb am Laufen. Denn wenn die Industrie wie in der aktuellen Wirtschaftsflaute nur auf Sparflamme läuft, dann bekommt man das auch im beschaulichen Unstruttal zu spüren. "Der Kampf um jeden Auftrag ist härter geworden", beschreibt Holger Schulz die Lage, die ihn aber keineswegs beunruhigt.
Quelle: www.deutsche-handwerks-zeitung.de, Pressemitteilung vom 15. Oktober 2025