Zentralverband des
Deutschen Handwerks
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17.04.2024

Metallbauer hat weltweit über 100 Sprungschanzen ausgerüstet

Auf Peter Riedels Anlaufspur werden 2025 die Skispringer der nordischen Ski-WM abheben.
Skispringen sitzt auf Bank auf einer Sprungschanze

Seit Peter Riedel im Jahr 2005 seine Erfindung einer kombinierten Sommer- und Winter-Anlaufspur für Sprungschanzen vorstellte, hat seine Metallbaufirma bis heute weltweit 113 Schanzen mit dem Spursystem ausgerüstet. Für die nordische Skiweltmeisterschaft 2025 in Trondheim hat die Peter Riedel GmbH erstmals den kompletten Stahlbau der Skisprungschanzen übernommen, das bislang größte Projekt in der Geschichte des Unternehmens.

Der Auftrag über 1,6 Millionen Euro umfasste die gesamte Stahlkonstruktion mit Anlaufspuren für Normal- und Großschanze plus Bewässerung, Balken-, Eisfräsen- und Windensystemen, dazu sämtliche Banden, Treppen und Geländer. 44 Tonnen Stahl haben Peter Riedel und seine sechs Mitarbeiter daheim im erzgebirgischen Raschau vorgefertigt, dann mit sieben Lkw nach Norwegen transportiert und schließlich an 70 Tagen vor Ort montiert.

Überall tüfteln Handwerker an Lösungen, um Sportlern optimale Bedingungen zu bieten.

Vom Gerüstbauer bis zum Schuhmacher – jede Sportart benötigt individuelle Lösungen oder Produkte, die auf spezielle Anforderungen zugeschnitten sind. Beim Skispringen wird das besonders deutlich – ob im Gerüstbau für die Arbeiten an den komplexen Bauwerken, im Seilerhandwerk bei der Herstellung gigantischer Schneehalte-Netze oder bei der Entwicklung von Schuh-Bindungs-Systemen durch pfiffige Schuhmacher.

Begeisterung für den Wintersport liegt quasi in den Genen.

Peter Riedels Vater Eberhard war der einzige alpine Skirennläufer Ostdeutschlands von Weltniveau. 1961 feierte er beim Weltcup in Adelboden mit dem Sieg im Riesenslalom seinen größten Erfolg. Obwohl selbst mehrfacher Landesmeister, konnte er später vom Weltcup nur noch träumen. 1968 hatten die DDR-Sportfunktionäre die Förderung für die Alpinfahrer eingestellt. Starts im westlichen Ausland blieben ihnen verwehrt.

Zimmermann, Hochbau-Ingenieur und Experte für Sprungschanzen

Nach einer Zimmermannslehre und einem Studium zum Hochbau-Ingenieur findet auch Peter Riedel schnell in die Erfolgsspur. Eine Machbarkeitsstudie für den Skitunnel in Oberhof, in dem seit 2009 Langläufer und Biathleten ganzjährig auf Schnee trainieren können, eröffnet dem Tüftler das Tor zur Sporttechnologie. Im Laufe der Jahre hat sich sein Unternehmen von einer reinen Montagefirma zu einem hoch qualifizierten Metallbau- und zertifizierten Schweißbetrieb für Aluminium, Stahl und Edelstahl entwickelt. Bei der Ausstattung des Granåsen Skizentrums in Trondheim für WM 2025 kamen gleich drei neue Innovationen zum Einsatz.

Über das weltweit erste Fernwartungssystem kann Riedel von überall die Parameter der Kühlanlage ablesen und notfalls eingreifen, wenn etwas nicht wie geplant läuft. Zudem arbeitet ein neues Kältemittel effizienter bei geringerem Energieverbrauch. Bei der Spurfräse kommt erstmals ein Bürstensystem zum Auskehren der Spur zum Einsatz. Sommer wie Winter erleichtert das die Arbeit der Schanzenbetreiber und Trainer, die dafür keinen Besen mehr in die Hand nehmen müssen.

Neue Schanzentechnik verringert Unfallgefahr.

Zwar hat Riedels Unternehmen inzwischen 113 Schanzen weltweit mit Anlaufsystemen ausgestattet – vom japanischen Sapporo bis zum französischen Courchevell, vom finnischen Kuusamo bis zum polnischen Zakopane sowie mit Garmisch, Innsbruck und Bischofshofen drei Standorte der Vierschanzentournee. Im norwegischen Trondheim hat Riedel aber seine tiefsten Spuren hinterlassen. 2007 wurde auf der Großschanze die erste von ihm entwickelte Anlaufspur mit einem Mehr an Sicherheit für die Skispringer installiert. Für die Anlaufspur erfand Riedel ein spezielles Eiserhaltungssystem. Im Sommer fährt man auf Porzellan und im Winter auf einer sieben Zentimeter dicken Eisschicht, für die er die Eisfräse gleich mitentwickelte. Dass die alte Anlaufspur durch den Neubau für die WM 2025 nicht im Schrott landet, war Peter Riedel besonders wichtig. Und so wanderte die Spur zurück in die Werkstatt nach Raschau und wurde generalüberholt, um danach am Midtstubakken in Oslo ein zweites Leben zu erhalten. "Upcycling ist für mich gelebte Nachhaltigkeit. Gute Qualität muss man nicht wegwerfen", redet Riedel der Kreislaufwirtschaft das Wort.

Quellen: www.metallbau-magazin.de, Ausgabe 03/2024;
                  www.deutsche-handwerks-zeitung.de, Pressemitteilung vom 28. Dezember 2023

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