Zentralverband des
Deutschen Handwerks
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25.02.2020

Altes Handwerk in Nepal erblüht neu durch dt. Teppichdesiger

Ein deutscher Designer hat die Teppichindustrie in Nepal wieder groß gemacht und entscheidend dazu beigetragen, dass handgeknüpfte Teppiche wieder "hip" sind.

Ein Mann, der die Teppichindustrie in Nepal wieder groß gemacht hat, ist der deutsche Designer Jan Kath (www.jan-kath.com). Der gebürtige Bochumer hat entscheidend dazu beigetragen, dass handgeknüpfte Teppiche wieder hip sind. Allein in Nepal hat Jan Kath heute mehr als 1200 Mitarbeiter.

Kath ist kein gelernter Designer. Sein Großvater gründete nach dem Krieg das Einrichtungshaus Keil & Kath in Bochum, das sich auf Orientteppiche spezialisierte und später von Kaths Eltern weitergeführt wurde. Schon als Kind begleitete Jan Kath seinen Vater in den Orient. Nach seiner Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann im Textilwesen machte er sich mit dem Rucksack auf nach Indien und in den Himalaja. Durch Zufall traf er in Kathmandu einen alten Geschäftsfreund der Familie, der ihm seinen Posten in der Teppichherstellung anbot. Von da an kümmerte sich Kath um das Knüpfhandwerk in der nepalesischen Hauptstadt und baute mehrere Manufakturen auf.

Der „Tibet-Boom“ der Neunziger erwies sich als Goldgrube für Jan Kath. Zu Hause war der Orientteppich längst zur billigen Massenware geworden, die in jedem Möbelhaus zu finden war. Er selbst produzierte anfangs ebenfalls Mainstream. Aber irgendwann musste er sich zwischen Masse und Qualität entscheiden. Er wandte sich den althergebrachten Materialien und Techniken zu. Gemeinsam mit seinen Eltern machte er sich daran, den guten Ruf des handgeknüpften Teppichs wiederherzustellen und entwickelt seither Teppichmuster. Mal begeistern ihn Stickarbeiten aus dem 18. und 19. Jahrhundert, mal Tätowierungen und Graffiti. Ein anderes Mal lässt er einen Dschungel knüpfen oder das Universum. Nichts scheint unmöglich. Seine Kunden schätzen ihn dafür - Rupert Murdoch genauso wie Bruce Willis.

Die Teppiche werden aus Wolle, Seide und/oder Brennnessel geknüpft. Jeder Faden besteht aus drei feineren Fäden. Um das Verdrehen der Fäden kümmert sich eine erfahrene Nepalesin. Eine andere Mitarbeiterin dreht immer wieder die auf Rädern gewickelte Wolle durch in Wasser gelöste Farbe in einem Bottich. Danach wird die Wolle zum Trocknen aufgehängt. Die Vorbereitung des Knüpfstuhls ist die verantwortungsvollste Aufgabe, die ein junger Nepalese wahrnimmt. Bis alle Fäden gespannt sind, benötigt er mehrere Tage, je nach Größe des Stuhls und Zahl der Knoten, die geknüpft werden sollen. Zwischen 100 und 450 Knoten können auf einen Quadrat-Inch (6,45 qcm) kommen. Das Knüpfen ist dann Teamarbeit, die Knüpfer stimmen sich an vielen unterschiedlichen Stühlen in einer großen Halle ab. Die Muster mit bis zu 120 Farben sind teilweise äußerst kompliziert. Für einen 2,5 mal drei Meter großen Teppich benötigen vier Arbeiter drei bis vier Monate.

Quelle: www.faz.de, Pressemitteilung vom 12. November 2019

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