Viele Inhaber von Handwerksbetrieben verbringen zunehmend mehr Zeit mit der Bewältigung administrativer Anforderungen als mit der Ausübung ihres Handwerks.
Gerade kleine Betriebe sind überproportional von Bürokratie betroffen. In vielen Fällen müssen sie identische Anforderungen wie Großunternehmen erfüllen, ohne auch nur annähernd vergleichbare Ressourcen zu haben. Die Vielzahl an Dokumentations- und Berichtspflichten ist dabei ein besonders großes Problem.
Der ZDH ermittelt die bürokratische Belastung von Betrieben und Beschäftigten im Handwerk und setzt sich mit konkreten Vorschlägen dafür ein, Bürokratie auf ein erträgliches Maß zu reduzieren.
Das Problem
Fakt ist: Kleine Betriebe sind überproportional von Bürokratie betroffen. Sie haben nicht die Personalstärke, um alle Verwaltungs- und Rechtsbereiche abzudecken und benötigend dringend spürbare Entlastungen.
Das sagen Handwerkerinnen und Handwerker:
Es kann doch nicht sein, dass die Politik Jahr für Jahr Erfolge beim Bürokratieabbau verkündet und ich das Gefühl habe, dass die Belastung für meine Mitarbeiter und mich immer größer wird.
Mein Hauptproblem ist, dass jedes Jahr noch etwas Zusätzliches dazukommt. Es wird nicht weniger, sondern in allen Bereichen mehr!
Um den ganzen Papierkram zu erledigen, sitze ich regelmäßig bis spätabends am Schreibtisch. Und am Wochenende sowieso. Das ist vertane Zeit, die ich lieber für kreative Tätigkeiten oder mit Freunden verbringen würde.
Ich wünsche mir, dass die Verwaltung ihren Umgang mit Betrieben grundlegend ändert. Anstatt sich auf ihre Überwachungsfunktion und Bußgelder zu beschränken, sollten sie Unternehmen stärker als Partner wahrnehmen und sie unterstützen. Das klappt in anderen Ländern auch. Aber davon sind wir genauso weit entfernt wie von einem funktionierenden digitalen Rathaus.
Es ist einfach lästig. Ob bei den Steuern, beim Arbeitsschutz oder in welchem Bereich auch immer: Pausenlos ändert sich etwas. Man ist eigentlich die ganze Zeit damit beschäftigt, seine Betriebsprozesse anzupassen.
ZDH-Präsident Wollseifer zum Bürokratieabbau
Das Projekt
Die Handwerksorganisationen haben über das gesamte Jahr 2019 in verschiedenen Veranstaltungsformaten die für Handwerksbetriebe maßgeblichen Belastungsursachen identifiziert. Maßgeblich ist, dass die Ursachen im Austausch mit der Handwerkerschaft eruiert worden sind. Es handelt sich damit um eine authentische Bestandsaufnahme der betrieblichen Praxis.
Aus den Ergebnissen haben wir gezielte Forderungen und konkrete Vorschläge zur Entlastung von Betrieben erarbeitet.
"Maßnahmen müssen nun endlich umgesetzt werden"
Mit dem Koalitionsvertrag habe sich die Bundesregierung zwar viel vorgenommen, aber bis jetzt sei nichts passiert, so Dr. Markus Peifer in Bezug auf die Reduzierung des bürokratischen Aufwandes für Betriebe. Er verrät, wo er das größte Entlastungspotenzial sieht.