Weltreise einer Friseurin: Mit Kamm und Schere durch 16 Länder

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Auf den San-Blas-Inseln in der Karibik hat Maria Tamm ihre Schere gezückt. “Auf einer Baumwurzel am Strand, mit Sand zwischen den Zehen, habe ich einer Australierin auf Weltreise einen Longbob geschnitten. Das war mein Aha-Moment: Ich habe verstanden, dass ich den schönsten Beruf auf dieser Erde habe. Und dass ich ihn überall ausüben kann”, sagt Maria Tamm.
Die 32-Jährige, die sowohl in Thüringen als auch in den Niederlanden lebt, stammt aus einer Schaustellerfamilie – und aus einer Friseurfamilie. Da sie als Jugendliche weder in den Zirkus noch in den Salon wollte, studierte sie auf Realschullehramt. Doch schnell wurde ihr klar: Sie will kreativ sein und mit ihren Händen arbeiten. Nach dem Bachelorabschluss lässt sie sich deshalb zwei Jahre lang von ihrer Mutter zur Friseurin ausbilden und entscheidet sich – mit dem Gesellenbrief in der Hand – für die Meisterausbildung.
Das Handwerk geht mit auf Weltreise
Nach dem erfolgreichen Abschluss arbeitete Maria Tamm zunächst als Angestellte bei einer bekannten Friseurkette. Aber schnell wurde es dem kreativen Freigeist zu eng im Salon. Lieber wollte sie endlich ihren Traum verwirklichen: die Welt bereisen.
Die Thüringerin und ihr Ehemann lösten kurzerhand ihre Wohnung auf, verkauften den Großteil ihrer Wertsachen und packten die Koffer. Im März 2024 starteten sie in das große Abenteuer und bereisten bis zum Jahresende 16 Länder. Anders als ursprünglich geplant, reiste das Handwerk dabei immer mit. “Meinen Kamm und meine Schere habe ich sowieso immer dabei. Und nach vier Wochen hat es auch wieder in den Händen gekribbelt”, so die Friseurin.
Während ihrer Reisen verpasst sie nicht nur ihrem Mann, sondern auch zahlreichen Menschen, die ihr begegnen, einen neuen Look. “Überall auf der Welt werden die Präzision und die Qualität des deutschen Handwerks geschätzt. Das zu erleben, war für mich besonders spannend, gerade weil das Handwerk in Deutschland oft belächelt wird. Und das, obwohl es eine so wichtige Säule ist und unseren Alltag überhaupt erst ermöglicht”, betont Maria Tamm.
Handwerk öffnet Türen
Während ihrer Reisen hat die Arbeit ihr stets Türen geöffnet. Sie konnte in verschiedene Salons schnuppern und erleben, wie Handwerker in anderen Ländern arbeiten, wie sie mit den Kunden umgehen, wie sie teilweise mit wenig Material auskommen und kreativ werden müssen und auch, wie sie ihre Pausen gestalten. Das hat sie zum Nachdenken gebracht: “Handwerker zu sein, ist im Ausland viel anstrengender als hier in Deutschland. Und gleichzeitig wissen wir Deutschen es kaum zu schätzen, dass wir die Leistungen so gut wie immer abrufen können.”
Inspiration von anderen Kulturen
Von all diesen Erfahrungen und den unterschiedlichen Kulturen lässt sich Maria Tamm inspirieren, etwa von den äußerst akkuraten Schnitten in Taiwan oder von den cleanen Salons in Japan. Auf Jamaika lernte die Thüringerin, wie sie Dreadlocks macht. Im Salon in Sonneborn, den sie sich mit ihrer Mutter teilt, setzt sie nun auch einige dieser Ideen in die Praxis um. Ihre Vision ist es, einen Ort zu schaffen, an dem sich die Menschen wohlfühlen und ihren Alltag vorübergehend vergessen können.
Mutmacherin für Jugendliche
Neben ihrem Salon in Thüringen baut sie sich momentan eine zweite Existenz als Friseurin in den Niederlanden auf. Ihr eher unkonventionellen Lebensweg soll vor allem Jugendliche ermutigen: “Sie werden überall gebraucht. In Thüringen und auf der ganzen Welt.”.
Quelle: www.deutsche-handwerks-zeitung.de, Pressemitteilung vom 26. Mai 2025