Haus des Deutschen Handwerks
Geschichte: Vom Geschäftshaus zum Haus des Handwerks
Das Haus des Handwerks geht ursprünglich auf einen Entwurf von Georg A. Rathenau und Friedrich August Hartmann zurück. 1908 wurde ein großes, fünfgeschossiges Geschäftshaus mit Ladenzone und repräsentativer Sandsteinfassade fertig gestellt. Als Sitz der Konfektionsfirma Orgler und Fiedelmann beherbergte das Haus weitere Betriebe der Bekleidungsbranche.
Dieses Geschäftshaus aus dem Jahre 1908, in dem von 1920 an die Deutsch-Südamerikanische Bank residierte, weshalb im Keller ein großer Tresorraum vorhanden ist, wurde im Zweiten Weltkrieg von Bombentreffern schwer beschädigt und brannte völlig aus.
Von der NDPD-Parteizentrale zur ZDH-Repräsentanz
Nach schweren Kriegsschäden wurde es 1950 gemäß den Entwürfen von Erich H.J. Kuhnert und Hans Gericke verändert und in der ehemaligen DDR Domizil der mittelständisch orientierten Nationaldemokratischen Partei (NDPD). Dabei wurden ausgewählt gute Materialien verwendet und viele Ausstattungsstücke eigens entworfen und gefertigt. Der damalige Aufbauminister Lothar Bolz sorgte persönlich dafür, dass das Gebäude zu einer Visitenkarte der damaligen spätstalinistischen DDR-Architektur wurde. Dabei flossen deutlich die Stilelemente der fünfziger Jahre in die Gestaltung und vor allem in die Innenausstattung mit ein. Die repräsentative Westfassade mit der turmartigen Überhöhung geht auf damalige Planungen zurück, die Friedrichstraße zum breiten Boulevard auszubauen.
Nach dem Wiederaufbau wurde das Gebäude als Parteizentrale der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands genutzt. Besonderheit des Hauses: der DDR-Bauherr überschritt die im Bereich Friedrichstraße/ Mohrenstraße vorgeschriebene Beschränkung auf sieben Stockwerke um zwei Stockwerke. Von der Terrasse des neunten Stockwerkes bietet sich ein eindrucksvoller Rundblick auf den Gendarmenmarkt und das gesamte Berlin. Dank der exponierten Lage des Gebäudes in unmittelbarer Nachbarschaft zum Gendarmenmarkt und seiner handwerklich gediegenen Ausstattung – hölzerne Wandvertäfelungen, Intarsien, geschmückte Türen, Natur- und Kunststein, erhaltenes Mobiliar in Sitzungsräumen – fand der ZDH eine angemessene Repräsentanz in Berlin.
Vor allem der behutsame Umbau durch das Architektenbüro Steinebach & Weber durch einen konservierenden Umgang mit Bauwerk und Ausstattung und die weitgehend unveränderte Übernahme der vorhandenen Einrichtung, zu der auch der 1958 fertiggestellte Bildfries von Waldemar Grzimek in der Eingangshalle gehört, machen das "Haus des Handwerks" zu einem gelungenen Beispiel für gute Zusammenarbeit von Handwerk und Denkmalpflege.
Keramikfries des Bildhauers Waldemar Grzimek
Fester Bestandteil des Haus des Handwerks ist ein Keramikfries des Bildhauers Waldemar Grzimek, das dieser 1957 für das Haus in der Mohrenstraße 20/21 entworfen hat.
Ausgeführt wurde er in der Werkstatt von Hedwig Bollhagen unter der Assistenz der Keramikerin Heidi Manthey. Der Fries befindet sich weithin sichtbar im Foyer des Gebäudes und stellt Szenen aus der Arbeits- und Freizeitwelt dar.
Der Umbau
Das Gebäude Mohrenstraße 20/21 ging mit Beschluss der Vollversammlung des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) am 25. November 1994 in Aachen in das Eigentum des ZDH über.
1996 erhielt das Architekturbüro Steinebach & Weber vom ZDH den Auftrag, Pläne für den Umbau des zukünftigen Sitzes zu entwerfen. Für diese Zwecke wurde der 7.000 qm Nutzfläche bietende Bau in den Jahren 1998 und 1999 um- und ausgebaut – unter sorgfältiger Berücksichtigung der Belange der Denkmalpflege. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz, da es das einzige vollständig erhaltene Ensemble spätstalinistischer Bautätigkeit im Zentrum Berlins ist.
Es entstand eine gelungene Mischung aus Erhalt des Objektes (insbesondere der Innenausstattung, Böden, Leuchten, Keramiken) und zeitgenössischen Elementen (Anbau einer Rotunde, Installation von Informations- und Kommunikationstechnik, ergänzende Beleuchtungstechnik).
Die Raumaufteilung und Inneneinrichtung wurde an den Bedürfnissen des ZDH ausgerichtet und mit modernen Kommunikationsanlagen ausgestattet. Im Rahmen der durchgeführten Arbeiten stellte die Erweiterung des großen Saales im Erdgeschoss den größten Eingriff in die Bausubstanz dar. Der Saal bekam einen halbkreisförmigen Anbau aus Glas und Stahl: die Rotunde. Notwendig war diese Erweiterung im Hinblick auf Konferenzen mit größerer Teilnehmerzahl.
Bilder des Hauses
Erst ein Geschäftshaus, dann eine Bank, längere Zeit Zentralsitz einer Partei und heute das Haus des Deutschen Handwerks. Das eindrucksvolle Gebäude in der Berliner Mohrenstraße, von wo aus der ZDH seit 1999 die Interessen der deutschen Handwerksbetriebe vertritt, hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Entworfen von den Architekten Georg A. Rathenau und Friedrich August Hartmann und fertiggestellt im Jahr 1908, wechselten die Besitzer mehrfach und jeder veränderte das Haus nach seinen Bedürfnissen, innen wie außen.
Anfragen zur Verwendung der Bilder richten Sie bitte an die Pressestelle des Zentralverbands des Deutschen Handwerks: presse(at)zdh.de.