Zentralverband des
Deutschen Handwerks
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Faszination aus Schönheit und Klang

Constanze Bruns ist Geigenbauerin aus Leidenschaft. Seit 2007 baut, repariert und restauriert sie in ihrer eigenen Werkstatt Streichinstrumente.
Geigenbauerin Constanze Bruns arbeitet in ihrer Werkstatt.

Von der kleinen Geige bis zum großen Kontrabass – in ihrer urigen Werkstatt repariert und restauriert Geigenbauerin Constanze Bruns sämtliche Streichinstrumente.

Schon seit Kindheitstagen interessiert sich Constanze Bruns für Streichinstrumente. Sieben Jahre war sie alt, als sie anfing Geige zu spielen. Kurz darauf besuchte sie zum ersten Mal eine Geigenbauwerkstatt und sie fand ihren Traumberuf im Geigenbauerhandwerk.

In genau jener Werkstatt begann sie zwölf Jahre später ihre Ausbildung zur Geigenbauerin. „Es ist sehr schwierig eine Lehrstelle zu finden und ich hatte damals großes Glück“, erinnert sich die Geigenbauerin. Nachwuchsprobleme habe das Geigenbauerhandwerk nämlich eigentlich nicht: „Viele Geigenbauer haben eher kleine Werkstätten und es fehlt meistens einfach der Platz für eine zweite Person“, so Bruns. Für sie ging es nach der Gesellenprüfung 1999 nach Frankfurt, wo sie sich in einer dortigen Werkstatt dreieinhalb Jahre der Reparatur und Restauration meist alter Instrumente widmete. In Hamburg legte sie 2003 ihre Meisterprüfung ab und eröffnete 2007 schließlich ihre eigene Geigenbauwerkstatt in Stade. „Die Räume hier sind ideal für mich und meine Arbeit“, schwärmt die Geigenbauermeisterin auch heute noch.

Vom richtigen Holz zum akustischen Feinschliff

Damit aus einem Stück Holz aber überhaupt erst eine Geige entsteht, sind etliche Arbeitsschritte notwendig. Die Komplexität des Geigenbaus zeigt sich dabei schon bei der Auswahl des Holzes. Für den Bau von Musikinstrumenten wird sogenanntes Tonholz verwendet. Tonholz ist langsam und gerade gewachsen und hat im Idealfall wenig Äste. Außerdem wird es viele Jahre lang gelagert und luftgetrocknet, damit möglichst keine Spannungen mehr im Holz vorhanden sind. „Für den Boden und die Zargen wird Ahorn und für die Decke Fichte verwendet“, erzählt Bruns. „Bis ich eine weiße Geige in der Hand halte, sind durchaus 200 Arbeitsstunden vergangen“, sagt die Geigenbauerin. Die „weiße Geige“ ist das noch unlackierte Instrument. „Wie viel Zeit ich nach diesem Punkt für die Lackarbeiten benötige, hängt stark vom verwendeten Lack ab. Es gibt Lacke, bei denen sechs Anstriche notwendig sind, und dann gibt es Lacke, mit denen 20 Anstriche gemacht werden müssen“, erzählt Bruns. An diesem Punkt ist das Instrument optisch fertig und es folgt der akustische Feinschliff: Der Steg und die Wirbel werden eingesetzt und millimetergenau justiert, damit die Saiten gespannt und das Instrument gestimmt werden kann. Für den Bau dieser Instrumente kommen dabei ganz spezielle Werkzeuge zum Einsatz, wie zum Beispiel die Wölbungshobel. Sie sind kaum größer als eine Fingerkuppe und unverzichtbar für das Bearbeiten der gewölbten Decken- und Bodenplatten der Streichinstrumente. „Meinen größten Hobel würde ein Tischler vermutlich immer noch klein nennen“, scherzt Bruns.

Neukunden durch Corona-Pandemie

Neben den Hobeln gibt es auch noch etliche Schnitzmesser, Feilen und Stecheisen in den verschiedensten Größen. „Meine Arbeit ist richtig schöne Handarbeit“, sagt sie mit einem Lächeln im Gesicht. Der Neubau sei allerdings nur ein kleiner Aspekt ihres Berufsalltages: „Hauptsächlich repariere und restauriere ich Streichinstrumente”, so Bruns. Entgegen ihren Erwartungen hat die Corona-Pandemie allerdings nicht zu vermehrten Reparatur- und Restaurationsaufträgen geführt: „Im ersten Lockdown hatte ich die Hoffnung, dass die Menschen beim Aufräumen ihrer Keller alte Schätze wiederfinden und reparieren lassen wollen”, erinnert sie sich. Das sei aber nicht der Fall gewesen und stattdessen kamen sehr viele Eltern, die für ihre Kinder Instrumente kaufen wollten. „Das hat mir ganz gut geholfen”, berichtet sie. Ihr Vorteil sei auch gewesen, dass sie für potenzielle Aufträge in der Zukunft vorarbeiten, etliche Arbeiten vorbereiten und Liegengebliebenes abarbeiten konnte. „Dafür kann ich natürlich keine Rechnung schreiben, aber Däumchen drehen brauchte ich zum Glück auch nicht. Das ist eine deutlich komfortablere Situation als in vielen anderen Berufen gewesen.”

  • Geigenbauerin Constanze Bruns arbeitet in ihrer Werkstatt.

    Constanze Bruns schnitzt den Hals und die Schnecke einer Geige in die richtige Form.

  • Geigenbauerin Constanze Bruns hält eine Geigendecke in der Hand.

    Die Geigenbauerin hält eine zu restaurierende Geigendecke in der Hand.

Diese Story von Björn Schmitz erschien zuerst im Magazin 06/2021 "Norddeutsches Handwerk" der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade.

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