Zentralverband des
Deutschen Handwerks
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Wissen über Generationen hinweg schweißen

Schon früh wusste Johanna Börgel, dass sie das Metallbau-Unternehmen ihrer Familie aus Hörstel in dritter Generation weiterführen will. Mit modernem Wissen und Sinn für Beständigkeit setzt sie auf nachhaltiges Wachstum.
Die angehende Geschäftsführerin Johanna Börgel steht in der Werkstatt ihres Metallbauunternehmens Laumann GmbH & Co. KG.

Das Metallbauunternehmen Laumann macht gerade einen Schritt in eine andere Größenordnung – und dazu gehört auch, dass mit Johanna Börgel die nächste Generation am Start ist.

Wenn sie gefragt wird, was ihr Metallbau-Unternehmen Bleibendes bewirkt, muss Johanna Börgel nicht lange nachdenken. Mit „Fortschritt, Funktionalität und Nachhaltigkeit“ umreißt die angehende Geschäftsführerin das Leitbild der Laumann GmbH & Co. KG. Und es fällt ein weiterer Begriff: Ganzheitlichkeit. Für sie bedeutet das, dass der Betrieb in tatsächlich jedem einzelnen Bereich nachhaltig arbeitet. „Dazu gehören natürlich Umweltschutz und Klimaschutz. Aber eben auch, dass mit der Ressource Mensch nachhaltig umgegangen wird.“

Nächste Generation am Start

Etwas mehr als 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind sie bei Laumann in Hörstel. Gut die Hälfte von ihnen arbeitet in der Produktion, hinzu kommen fünf Auszubildende und die Angestellten im technischen Bereich, in der Verwaltung und in der Leitung. Und die Leitung, das ist Johanna Börgel selbst. Gemeinsam mit ihrer Mutter Claudia führt sie das münsterländische Metallbauunternehmen. Mit erst 26 Jahren ist sie eine junge Chefin, die die anstehenden Veränderungen mit modernem Wissen und zugleich mit Sinn für Beständigkeit ins Werk setzt. Johanna Börgel formuliert es so: „Wir machen als Unternehmen gerade einen Schritt in eine andere Größenordnung – und dazu gehört auch, dass die nächste Generation am Start ist.“ Vier weitere Führungskräfte sind, wie sie, relativ jung, etwa Mitte 30. „Es hat sich so ergeben.“

Die „Metalleskönner“

Die Laumann GmbH & Co. KG stellt Bauteile für die Landwirtschaft, den Anlagenbau, die Windenergie und Flugzeuge her. Spezialisiert sind sie in Hörstel auf Schweißkonstruktionen im Dickblechbereich. Johanna Börgel – kinnlanges Haar, weißes Blusenhemd – ist in den Familienbetrieb hineingewachsen. Sie sitzt am Schreibtisch in ihrem Büro und spricht kenntnisreich über Achsen für Gelenkbusse, Aufbauvorrichtungen für Windräder oder klappbare Gerätschaften für landwirtschaftliche Maschinen. „Die heavy Sachen halt.“ Sie lächelt. „Für die feinen Sachen, also Teile aus dem Maschinen- und Anlagenbau mit besonders hohem Qualitätsanspruch, bauen wir gerade eine eigene Linie auf.“

Von klein auf

Dass sie als Frau im Handwerk Karriere machen würde, stand für sie seit Langem fest. Sie werde öfter danach gefragt, erzählt sie. „Für mich war das kein Thema. Ich war mit dem Studium fertig und habe einfach angefangen: Vollzeit mit eigenem Schreibtisch. Meine Mutter ist hier geschäftsführende Gesellschafterin, so kenne ich das von klein auf.“ Opa Heinz hatte in den 1970er-Jahren den Betrieb für Schweißtechnik und Landmaschinenbau gegründet, Ende des Jahrzehnts wurde die erste Produktionshalle gebaut. Als Claudia Börgel übernahm, gehörten 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Unternehmen, noch heute arbeiten einige von ihnen hier.

Gewusst wo, gewusst wie

Die 1995 geborene Johanna Börgel wächst in und mit dem Betrieb. Nach dem Abitur im nahen Rheine studiert sie an der Bielefelder Fachhochschule des Mittelstands Betriebswirtschaftslehre, später sattelt sie in Kiel den Master mit dem Schwerpunkt Finanzen und Controlling drauf und sammelt praktische Erfahrungen in einer Münsteraner Unternehmensberatung. Sie habe, sagt sie, früh gewusst, wohin sie gehört. Das Münsterland ist ihre Heimat. „Meine Eltern haben nie gesagt, sie würden erwarten, dass ich den Betrieb übernehme. Aber mir war eigentlich immer klar, dass ich das machen will.“

Lösungen durch erprobte Streitkultur

Ihre Bachelorarbeit hat sie über nachhaltiges Wachstum geschrieben und dabei schon das Familienunternehmen im Hinterkopf gehabt. Ab einer gewissen Größe nämlich sei so ein Betrieb weder Fisch noch Fleisch: „Man ist keiner von den Großen, aber auch nicht mehr so klein, dass man alles auf einem DIN-A4-Blatt berechnen kann. Ab dann geht es um gut strukturiertes Wachstum.“ Als sie im Sommer 2019 zurück nach Hörstel gekommen ist, hat sie von der Mutter ihren eigenen Arbeitsbereich bekommen: Finanzen und Controlling. „Das ist dann Schritt für Schritt immer mehr geworden. Das Tempo hat angezogen.“ Johanna Börgel lacht, wenn sie davon erzählt. „Inzwischen würde ich sagen: Ich habe einen guten Rundumblick auf das ganze Unternehmen, ein Standing.“ Und wenn es doch mal Konflikte zwischen Alt und Jung gibt, ist da eine erprobte Streitkultur. „Wenn einem was nicht passt, dann sprechen wir das aus und finden eine Lösung.“

Mit Diversität zum Ziel

Zum nachhaltigen Wachstum gehört bei der Laumann GmbH & Co. KG schon seit Langem die Diversität. Vielfalt und Vielstimmigkeit bedeuten hier Zukunft. „Für mich ist wichtig zu vermitteln, dass ein Unternehmen, genauso wie die gesamte Gesellschaft, davon lebt, dass jeder sein Bestes gibt.“ Darunter versteht die junge Geschäftsführerin auch, dass es kein Nebeneinander gibt. Ebenso, dass Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen ausgebildet werden. „Es gibt bei uns keinen Bereichs-Egoismus, wichtig ist das gemeinsame Ziel.“ Wer Johanna Börgel aufmerksam zuhört, versteht, dass hier eine neue Generation in den Handwerksbetrieben Verantwortung übernimmt. Und zwar so, dass das, was sie aufbaut, tatsächlich Bestand hat.

Diese Handwerk-Story erschien zuerst im ZDH-Jahrbuch 2022.

  • Die junge Chefin Johanna Börgel steht selbstbewusst in Ihrem Büro.

    Für Johanna Börgel stand seit Langem fest, dass sie als Frau im Handwerk Karriere machen würde.  

  • Die kaufmännische Leiterin Johanna Börgel ist im Gespräch mit einem Mitarbeiter in der Werkstatt.

    Johanna Börgel ist es wichtig zu vermitteln, dass ein Unternehmen, genauso wie die gesamte Gesellschaft, davon lebt, dass jeder sein Bestes gibt.