Zentralverband des
Deutschen Handwerks
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Stuckateure auf schwäbische Art ausbilden

Stuckateurmeister Hermann Blattner führt seinen Betrieb in vierter Generation. Er entwickelt den Beruf des Stuckateurs ständig weiter, um den Betrieb mit seinen mehr als 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zukukunftsfest zu machen – mit Erfolg!
Das Team der Christian Gröber GmbH mit etwa 60 Mitarbeitern steht zusammen auf einem Gerüst.

Stuckateurmeister Christian Gröber mit seinem Team.

"Wir wollen eine Firmenfamilie sein", sagt Hermann Blattner. Der 53 Jahre alte Stuckateurmeister und Diplom-Betriebswirt meint, was er da sagt. Blattner – blondes Haar, weißes Hemd, dunkle Jacke – führt die alteingesessene Stuttgarter Christian Gröber GmbH & Co. KG in der vierten Generation. Er managt den Betrieb, seine Frau Iris führt das Büro. Und derzeit sieht es ganz danach aus, dass die erwachsenen Kinder – eine Tochter, ein Sohn – die Firmenfamilie in die Zukunft führen werden.

Als Chef ansprechbar sein und nahbar bleiben

Aber dass eine Familie sich etwas aufbaut und zukunftsfest macht, ist für Hermann Blattner nicht genug. Einen Betrieb zu führen, Bleibendes zu schaffen, das heißt für ihn konkret, Verantwortung für seine mehr als 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wahrzunehmen. "Ich kenne hier jeden gut", erzählt Blattner in seinem Büro in Stuttgart-Obertürkheim. Es mache einen Unterschied, persönlich anwesend und auch ansprechbar zu sein, nahbar zu bleiben. "Ich gehe mit anderen so um, wie ich selbst behandelt werden möchte. Und das gilt für meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter genauso wie für die Lieferanten und Kunden." Arbeiten nach dem Motto "Hauptsache, das Geld stimmt" – so was komme für ihn nicht infrage. "Viele meiner Kundinnen und Kunden sind heute auch privat Freundinnen und Freunde geworden", erzählt Blattner stolz.

Zusammenhalt gibt Sicherheit

Die Christian Gröber GmbH & Co. KG ist gut aufgestellt. Gemeinsam zu tun, was bleibt, und dabei authentisch zu sein, vermittelt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein starkes Wir-Gefühl. In einer sich immer wieder neu erfindenden Arbeitsgesellschaft tut das Wissen um die Sicherheit des Arbeitsplatzes gut. Dazu gehört natürlich auch die Zukunftsfestigkeit des Unternehmens.

Weites Leistungsspektrum

Seit Hermann Blattner Ende der 1990er-Jahre die Firma von seinem Vater übernommen hat, hat sich im Stuckateur-Handwerk sehr viel verändert. Früher habe man noch "Gipser" gesagt, erinnert sich der Chef. Heute biete das Berufsbild eine Vielzahl an Dienstleistungen an. "Wir verstehen unseren Beruf als zentral für die Renovierung von Gebäuden. Wir kommen in einen maroden Altbau und machen den bezugsfertig, unser Thema sind sämtliche Decken-, Wand- und Bodenarbeiten." Stuckateurinnen und Stuckateure sind heute auch kompetent, wenn es um Brandschutz und Akustik geht, um abgehängte Decken oder um Trennwände.

Mit neuem Bildungsangebot Fachkräfte sichern

Weil das alles hochkomplex ist, hat Blattner gemeinsam mit dem Stuckateur-Verband Baden-Württemberg das Bildungsangebot des Ausbau-Managers entwickelt, eine Kombination aus der Gesellenausbildung und dem Meisterbrief. Dreieinhalb Jahre lang werden die angehenden Ausbau-Managerinnen und -Manager betrieblich und überbetrieblich auf Meisterniveau geschult. "Das Tolle daran ist, dass wir Menschen ins Handwerk kriegen, die wir sonst nicht bekommen", schildert Hermann Blattner seine Erfahrungen damit. "Dieser Weg ist nämlich auch interessant für Abiturientinnen und Abiturienten. Oder Quereinsteiger wie zum Beispiel Studienaussteiger. Die haben nach dreieinhalb Jahren einen tollen Abschluss, der ihnen sogar eine Betriebsnachfolge ermöglichen kann."

Auszeichnung für die Nachwuchsarbeit

Momentan absolvieren bei Gröber acht angehende Ausbau-Manager und Stuckateure ihre Ausbildung. Für die Handwerkskammer der Region Stuttgart spielt das Unternehmen in der "Champions League". 2021 hat die Handwerkskammer deshalb dem Familienunternehmen den Ausbildungspreis verliehen. Der Preis ist – typisch Stuttgart – ein E-Smart für ein Jahr zur freien Verfügung. Mit dem Wagen und seinem Slogan "EnergieWände – net schwätza – macha!" flitzen die Auszubildenden durch die Stadt. Wer besonders gute Leistungen bringt, darf das Auto auch mal mit nach Hause nehmen.

Betrieb zukunftsfest machen

Hermann Blattners Augen leuchten, wenn er vom Handwerker-Nachwuchs erzählt. "Ich ziehe viel Energie aus der Zusammenarbeit mit den jungen Leuten. Die sichern die Zukunft unseres Unternehmens; wenn keine nachkämen, könnten wir zumachen." Und dann ist da ja auch die Botschaft nach außen. "Auszubilden bedeutet immer: Dieser Betrieb hat Zukunft." Dieser Ansatz – etwas zu tun, was bleibt – macht sich auch personell bemerkbar. Wer einmal bei der Gröber GmbH & Co. KG anfängt, bleibt in aller Regel im Betrieb. "Wir haben so gut wie keine Fluktuation", erzählt Hermann Blattner.

Mit Pioniergeist neue Wege gehen

Zufrieden macht ihn auch, was sie hier gemeinsam schaffen. "Was wir tun, soll 30 Jahre oder länger halten. Da wohnen und arbeiten Menschen drin, für deren Gesundheit und Wohlbefinden wir uns verantwortlich fühlen." Sich selbst versteht er durchaus nicht nur als Bewahrer von Bestehendem. "Ganz klar: Unser Ziel ist die Veränderung." Dazu gehören für ihn neue Geschäftsfelder wie die energetische Sanierung und die Kooperation mit Bau-Forschungsprojekten. "Der Markt ist da", ist Hermann Blattner überzeugt. "Es kommt jetzt darauf an, wie man alles nachhaltig umsetzt und wie wir als Handwerk davon profitieren können."

Foto von Christian Gröber mit der Trophäe des Ausbildungspreises der Handwerkskammer Region Stuttgart vor dem Preis-Gewinn, einem Firmen-E-Auto.

Stuckateurmeister Christiangröber mit dem Ausbildungspreis der Handwerkskammer der Region Stuttgart.

Diese Handwerk-Story erschien zuerst im ZDH-Jahrbuch 2022.