Zentralverband des
Deutschen Handwerks
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Deutschen Handwerks

Herausforderung Fachkräftesicherung

Der deutsche Arbeitsmarkt befindet sich in guter Verfassung. Die Arbeitslosigkeit ist seit Jahren rückläufig. Die Zahl der Erwerbstätigen und der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten erreicht Rekordwerte.
Zwei Fliesenleger in roten Shirts setzen nach unten gebückt eine Fliesenplatte in den Boden.

Aktuelle Entwicklungen

Der deutsche Arbeitsmarkt befindet sich aktuelle in einer bemerkenswert guten Verfassung. Auf der einen Seite ist die Arbeitslosigkeit seit Jahren rückläufig und befindet sich aktuelle mit rd. 2,5 Mio. Arbeitslosen auf einem niedrigen Niveau. Auf der anderen Seite erreicht die Zahl der Erwerbstätigen mit knapp 45 Mio. und der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit rd. 32 Mio. neue Rekordwerte. Diese Entwicklungen führen dazu, dass in immer mehr Branchen und Regionen schon jetzt qualifizierte Fachkräfte fehlen. Dies gilt auch für das Handwerk: Laut einer Umfrage des ZDH geben rd. 40 % aller Handwerksbetriebe an, Probleme bei der Besetzung offener Stellen zu haben. Angesichts des demografischen Wandels, der dazu führen wird, dass mit dem Eintritt der geburtenstarken Jahrgänge ab 2025 über drei Mio. Arbeitskräfte weniger zur Verfügung stehen werden, wird die Fachkräftesicherung zu einer zentralen Herausforderung für die deutsche Wirtschaft und insbesondere für die kleinen Betriebe des Handwerks.

Was ist zu tun?

Ausschöpfung des inländischen Personenpotentials 

Zukünftig muss es noch besser gelingen, möglichst viele Personen für den Arbeitsmarkt zu aktivieren und zu qualifizieren. Erste Voraussetzung hierfür ist eine solide schulische Ausbildung, in der frühzeitig wirtschaftsrelevantes Wissen vermittelt und die Berufsorientierung bzw. Berufsberatung der Schüler deutlich intensiviert wird. In dem zunehmenden „Wettbewerb um die besten Talente“ ist das Handwerk aufgerufen, frühzeitig Schüler und Jugendliche auf die Berufsmöglichkeiten und Karrierechancen im Handwerk hinzuweisen. Zu den zahlreichen Initiativen des Handwerks in diesem Bereich wird verwiesen auf die Rubrik Fachkräftesicherung. 

Darüber hinaus gilt es, Ältere länger im Erwerbsleben zu halten. Insbesondere den Abbau von Frühverrentungsanreizen und der Erhöhung des Renteneintrittsalters auf perspektivisch 67 Jahren ist es zu verdanken, dass die Erwerbstätigenquote Älterer deutlich gestiegen ist. Dieser erfreuliche Trend muss fortgesetzt werden. Jüngste rentenpolitische Entscheidung der Bundesregierung, wie insbesondere die Einführung einer abschlagsfreien Rente mit 63 Jahren nach 45 Beitragsjahren, gehen dagegen in die falsche Richtung. 

Darüber hinaus muss die Aktivierung von Erwerbspersonen für den Arbeitsmarkt intensiviert werden. So sind weitere Maßnahmen zum Abbau der Arbeitslosigkeit insbesondere mit Blick auf Langzeitarbeitslose zu ergreifen. Die arbeitsmarktpolitischen Erfahrungen der vergangenen Jahre haben dabei gezeigt, dass Maßnahmen öffentlich geförderter Beschäftigung, wie insbesondere 1-Euro-Jobs, nicht geeignet sind, Langzeitarbeitslose wieder an den ersten Arbeitsmarkt heranzuführen. Im Gegenteil wirken sie sich negativ auf die Beschäftigungschancen Langzeitarbeitsloser aus und führen durch die häufige Ausführung handwerklicher Tätigkeiten von Maßnahmeteilnehmern oft zu Wettbewerbsverzerrungen zu Lasten von Handwerksbetrieben. Das Handwerk fordert deshalb die Bundesregierung auf, die begonnene Abkehr von öffentlich geförderten Beschäftigungsmaßnahmen und den von der Bundesagentur für Arbeit erfolgreich eingeschlagenen Weg hin zu einer verstärkten individuellen Betreuung, Beratung und Vermittlung von Langzeitarbeitslosen, konsequent fortzusetzen. Überlegungen zur Einführung eines dauerhaften „sozialen Arbeitsmarktes“ erteilt das Handwerk eine Absage. 

Weiterhin müssen die Maßnahmen zur Integration von Menschen mit einem Migrationshintergrund in den deutschen Arbeitsmarkt intensiviert werden. Mit einem überproportional hohen Anteil von jungen Migranten in der Ausbildung leistet das Handwerk hierzu schon jetzt einen erheblichen Beitrag. Bund, Länder und Kommunen sind aufgefordert, insbesondere durch eine intensivierte Förderung von Deutschkenntnissen und einer verbesserten schulischen Ausbildung von jungen Migranten deren Chancen für die Aufnahme einer Ausbildung und Beschäftigung weiter zu verbessern. 

Diese Handlungserfordernisse gelten im besonderen Maße auch für die Qualifizierung und Beschäftigung geflüchteter Menschen. Seit Beginn der Flüchtlingswelle 2015 engagiert sich die gesamte Handwerksorganisation mit zahlreichen Projekten für die Qualifizierung, Ausbildung und Beschäftigung von Flüchtlingen. Einen Überblick über die verschiedenen Aktivitäten des Handwerks für geflüchtete Menschen findet sich auf der ZDH-Internetseite

Schaffung einer Willkommenskultur für Zuwanderer

Parallel zu den oben beschriebenen Maßnahmen zur Ausschöpfung des inländischen Erwerbspersonenpotentials und der Heranführung von Flüchtlingen an den deutschen Arbeitsmarkt ist es angesichts der demografischen Entwicklung dennoch unabdingbar, dass zukünftig verstärkt qualifizierte ausländische Fachkräfte für den deutschen Arbeitsmarkt gewonnen werden. Tatsächlich bewirkt die gute Arbeitsmarktentwicklung in Deutschland schon jetzt, dass die Zahl ausländischer Erwerbstätiger, vor allem aus EU-Mitgliedstaaten, deutlich angestiegen ist.

Welche Handlungserfordernisse bestehen, um die gerade für das Handwerk besonders interessante Gruppe von beruflich qualifizierten Drittstaatsangehörigen für eine Beschäftigung in Deutschland zu gewinnen, wird in einem vom ZDH-Präsidium Mitte 2017 verabschiedeten Positionspapier  des Handwerks zur Einwanderungspolitik beschrieben.

Ein erfahrener Tischler weißt zwei junge Menschen in den Gebrauch einer Sägemaschine ein.

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Das Handwerk verfolgt bei der Sicherung künftigen Fachkräftebedarfs eine bildungspolitische Strategie, die sich eng am Berufslaufbahnkonzept des Handwerks orientiert.

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