Zentralverband des
Deutschen Handwerks
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01.09.2022

Wettbewerb zwischen Europa und China in Afrika

Über 1.600 afrikanische Entscheidungsträger wurden zu ihrer Wahrnehmung über den Wettbewerb zwischen Europa und China befragt.
Staudamm Merowe im Sudan - Ausfluss von Wassermassen

Um die unterschiedlichen Strategien Europas und Chinas und ihre Wahrnehmung in Afrika besser zu verstehen und Empfehlungen für die europäische Afrikapolitik zu entwickeln, hat die Friedrich-Naumann-Stiftung in Nairobi im Herbst 2021 mehr als 1.600 Entscheidungsträger in über 25 afrikanischen Ländern sowie aus 12 Ländern außerhalb Afrikas befragt.

Europa ist in seinem eigenen Wertesystem gefangen

In den letzten Jahren hat China bei Infrastrukturprojekten und dem Rohstoffhandel Europa als wichtigsten Partner auf dem afrikanischen Kontinent verdrängt. Dieser neue Wettbewerb stellt die europäische Handels-, Investitions- und Entwicklungspolitik in Afrika auf den Prüfstand. Die Antworten der Umfrageteilnehmer zeichnen das Bild eines Europas, das vor allem Wertevorstellungen nach Afrika zu exportieren sucht, während aus China Kredite, Bagger und Arbeiter kommen. Die Befragung ermittelte als wichtigste Gründe für Chinas Erfolg in Afrika: schnelle Entscheidungen und Umsetzung von Projekten, Nichteinmischung in innere Angelegenheiten und weniger Skrupel vor Korruption. Europas werteorientierte Politik wird zwar von den Befragten anerkannt, jedoch oft als paternalistisch und romantisch wahrgenommen: „Eine Straße, die nach kurzer Zeit durch die Chinesen fertiggestellt wird, ist in der Wahrnehmung der Afrikaner auch ein Wert – und konkreter als manch europäisches Projekt zur Förderung von Demokratie, Menschenrechten und Nachhaltigkeit.“

Die daraus abgeleitete Empfehlung für die Politik: Europa muss seine Werte nicht über Bord werfen, aber seinen Blick auf Afrika verändern – vom Hilfsempfänger zum strategischen Partner auf Augenhöhe und Kontinent der Zukunftschancen.

China mit schnellen Entscheidungen im Vorteil

Beim Treffen von schnellen Entscheidungen bewerten rund 75 % der Umfrageteilnehmer China positiv. Für die Europäische Union sind es nur knapp 56 %. Auch die zügige Fertigstellung von Projekten durch China wird positiver wahrgenommen: rund 81 % gegenüber knapp 70 % für die EU.

EU punktet bei Qualität der Zusammenarbeit

Bei vielen Aspekten der Zusammenarbeit sehen die Umfrageteilnehmer die EU im Vorteil: Arbeitsbedingungen, Qualität der gelieferten Produkte und Leistungen, Beschäftigung von lokalen Arbeitskräften und Schaffung von Jobs für Afrikaner, Einhaltung von Umweltstandards sowie Behandlung von Afrikanern als gleichberechtigte Partner.

Die Ergebnisse der Online-Befragung werden in der Studie „The Clash of Systems – African Perception of the European Union und China Engagement“ .   

Quellen: Friedrich-Naumann-Stiftung, Pressemitteilung vom 23. Juni 2022;
                   www.dw.com, Pressemitteilung vom 20. Juli 2022

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