Zentralverband des
Deutschen Handwerks
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24.10.2023

Nahostkonflikt erschwert Diversifikation im Exportgeschäft

Die Folgen des Konflikts im Nahen Osten reichen weit über Israel hinaus. Betroffen sind auch deutsche Unternehmen.
Landkarte Israel und Gaza

Die in der jüngeren Zeit spürbare Entspannung im Nahen Osten durch Annäherungen zwischen Israel und Ländern wie Saudi-Arabien ist mit dem Terroranschlag am 7. Oktober verflogen. Der Konflikt betrifft auch Unternehmen aus Deutschland, die in der Region tätig sind oder dort wirtschaftliche Chancen sahen.

Viele internationale Unternehmen sind auf der Suche nach neuen Investitionsstandorten

Die Suche nach weiteren Exportpotenzialen im Zuge einer Risikodiversifikation ist damit noch schwieriger geworden. Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine und den zunehmenden Risiken in China zählten Länder im Nahen und Mittleren Osten zu den Märkten, die Kompensationen im Exportgeschäft ermöglichen könnten. Eine Ausweitung des Konflikts würde zukünftig vermutlich zu weiteren Massenprotesten in Ländern der Region und möglicherweise größeren Unruhen und einer Destabilisierung einiger Länder führen – mit erheblichen Folgen für die lokale Wirtschaft und den internationalen Handel.

Sorge vor den Folgen des Nahostkonflikts auf die globale Ökonomie

Ägypten als größte Volkswirtschaft Nordafrikas ist besorgt: Von einer Verschärfung des Konflikts wäre in erster Linie den Tourismus betroffen, der mit 20 Milliarden Dollar Einnahmen eine der wichtigsten Branchen des Landes ist. Aber auch die Investitionen aus dem Ausland würden sinken und die bereits sehr hohe Inflation weiter steigen. Die Risiken betreffen auch die deutsche Wirtschaft. Zwar hat sie sich seit dem Arabischen Frühling stark aus dem Land zurückgezogen, aber die großen Konzerne sind vor Ort und investieren jährlich rund eine halbe Milliarde Euro, vor allem in Vertriebskanäle, da Ägypten als das „Tor zu Afrika“ gilt. Wichtig sind für die deutschen Unternehmen in Ägypten vor allem Großprojekte, z.B. im Verkehrssektor sowie in der Bau- und Energiebranche.

Auch für den Libanon und Jordanien wäre eine weitere Eskalation fatal. Beide Länder sind abhängig von staatlichen Investitionen, die vor allem aus China und den USA kommen. Für die deutsche Wirtschaft sind beide Länder hingegen keine größere Bedeutung. Vor Ort tätig sind nur wenige, vor allem mittelständische Unternehmen aus dem Hochbau und der Logistik. In Jordanien will sich Deutschland am Ausbau der Erneuerbaren Energien beteiligen.

Die Ausbreitung des Konflikts würde auch die Golfstaaten betreffen. Sie fürchten vor allem den Rückgang von Finanzströmen und das Ausbleiben von Arbeitskräften aus Ägypten, Libanon oder Gaza. Die Devisen, die diese Arbeiter nach Hause schicken, gehören in den Herkunftsländern zu den wichtigsten Einnahmequellen. Die Golfregion versucht sich vom Öl unabhängiger zu machen und ist offen für internationale Investitionen. Diese Entwicklung bietet auch Unternehmen aus Deutschland weitere Geschäftschancen und Alternativen im Bestreben, ihre Exportaktivitäten im Mittleren Osten auszubauen und Abhängigkeiten von einzelnen Ländern abzubauen.

Quelle: www.wiwo.de, Pressemitteilung vom 19. Oktober 2023

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