Zentralverband des
Deutschen Handwerks
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Handwerkliche Zulieferbetriebe im Transformationsprozess stärken

Viele handwerkliche Zulieferbetriebe stehen angesichts des tiefgreifenden Transformationsprozesses vor enormen Herausforderungen. Welche das sind und was zu tun ist, um die Rahmenbedingungen zu verbessern, darüber informiert beiliegendes ZDH kompakt.

Wirtschafts- und Wertschöpfungsstrukturen befinden sich weltweit in einem tiefgreifenden Transformationsprozess. Vor diesem Hintergrund stehen viele handwerkliche Zulieferbetriebe vor enormen strukturellen, konjunkturellen und finanziellen Herausforderungen. Ihre Unterstützung in dieser Transformationsphase ist von besonderer Bedeutung, denn sie sind die Basis für die Erfolge der deutschen Exportindustrie.

Hidden Champions

Die meisten Betriebe im handwerklichen Zuliefersektor sind überdurchschnittlich groß, technologie- und kapitalintensiv sowie leistungsfähig. In Deutschland sind rund 20.000 Betriebe als handwerkliche Zulieferer tätig. Sie produzieren Vor- und Zwischenprodukte einschließlich der damit erforderlichen Dienstleistungen für andere Unternehmen in wichtigen Zukunftsbranchen wie der Luft- und Raumfahrt, der Automobilindustrie, der Medizintechnologie oder der Energiewirtschaft. Zu den Zulieferhandwerken gehören dabei vor allem jene Gewerke, die technische Investitionsgüter herstellen, also etwa Metallbauer, Karosserie- und Fahrzeugbauer, Behälter- und Apparatebauer, Chirurgiemechaniker, Feinwerkmechaniker, Elektromaschinenbauer, Elektrotechniker oder Modellbauer. Oft legt ihre Arbeit erst die Basis für die Exporterfolge der Industrie. Sie sind unverzichtbar für die deutsche Volkswirtschaft.

Transformationsprozess

Zahlreiche Zulieferbetriebe sind aktuell kaum in der Lage, notwendige Investitionen in ihre Zukunftsfähigkeit zu tätigen. Bei ohnehin knappen Margen werden die Rücklagen und die Eigenkapitalbasis gerade bei KMU zurzeit stark angegriffen. Lieferengpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten, Störungen der internationalen Wertschöpfungs- und Lieferketten und Preissteigerungen beeinflussen die Unternehmen stark.

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat die Lage verschärft. Preissteigerungen bei Gas und Strom und anderen Energieträgern erhöhen den Druck auf die Betriebe ebenso wie der z.T. ebenfalls starke Anstieg bei Rohstoff- sowie bei Material- und Vorleistungspreisen. Spielräume für Zukunftsinvestitionen werden reduziert.

Weitere Unsicherheiten und eine Wettbewerbsverschärfung löst der Inflation Reduction Act der USA aus, der den Standortwettbewerb neu entfacht.

Dabei stehen die handwerklichen Zulieferbetriebe vor großen Herausforderungen in einem weltweiten Transformationsprozess: Digitalisierung, der Umbau der Energieversorgung sowie die Umsetzung von mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit erfordern eine Anpassung und Umstellung der Produktionsprozesse und damit langfristig wirkende und kostenintensive Investitionen. Die meisten Zulieferbetriebe sehen sich selbst in der Verantwortung, den Strukturwandel zu bewältigen. Allerdings brauchen Sie dafür geeignete Rahmenbedingungen und Unterstützung.

Der Net-Zero-Industry-Act als Kernbestandteil des neuen Industrieplans der EU-Kommission zur Standortsicherung der Industrie muss zwingend auch das zuliefernde Handwerk fokussieren: Mit vereinfachten Rahmenbedingungen für Investitionen, dem Zugang zu Finanzierungsinstrumenten und offenen Reallaboren für neue Geschäftsmodelle.

Darüber hinaus ist aber vor allem die deutsche Bundesregierung gefordert, zur Sicherung des Industriestandorts Deutschland auch die Rahmenbedingungen für das zuliefernde Handwerk zu verbessern. Denn nur prosperierende Zulieferer sichern die Leistungsfähigkeit des deutschen Geschäftsmodells.

Handlungsfelder

Es besteht wirtschafts- und finanzpolitischer Handlungsbedarf in sechs Handlungsfeldern, um die Zuliefererbetriebe im Transformationsprozess zu unterstützen. Diese sind in einem Positionspapier des ZDH-Präsidiums zusammengefasst:  

  1. Finanzierung: Handwerkliche Zulieferer benötigen niederschwellige Kreditoptionen und aufgrund ihrer Individualität eine Einzelfallprüfung bei Kreditanträgen sowie eine korrekte Einstufung der Werthaltigkeit von Maschineninvestitionen. 
  2. Kunden-/ Lieferantenbeziehungen: Von den Partnern gefordert sind u.a. die Standardisierung von Vertragswerken, kurze Zahlungsziele sowie Unterstützung bei der Vorfinanzierung von Lagerbeständen.
  3. Zugang zu Märkten: Notwendig sind neben der Weiterentwicklung des EU-Binnenmarktes der Aufbau internationaler Handelsvertretungen für KMU sowie Regelungen des einfachen, fairen und diskriminierungsfreien Zugangs zu Daten und offenen Schnittstellen bei vernetzten Produkten.
  4. Compliance und Reporting: Erforderlich sind einfache und freiwillige KMU-Berichtsstandards für Nachhaltigkeit und Lieferketten als niedrigschwellige Offenlegungsbasis und die Vermeidung doppelter Berichtspflichten.
  5. Circular Economy: Einzelanfertigungen und Kleinserien dürfen nicht den gleichen Anforderungen unterliegen wie Massenprodukte. KMU müssen bei der Entwicklung neuer Technologien und neuer Geschäftsmodelle für die Circular Economy unterstützt werden.
  6. Innovationsförderung, Beratung und Innovationsbegleitung: Neben der Etablierung einer engeren Kooperation zwischen Forschungsinstituten und KMU sollten branchenspezifische Innovationsmanager in den Zentralfachverbänden eingeführt und unterstützt werden, um Innovationsnetzwerke aufzubauen.

Zum Herunterladen

  • Handwerkliche Zulieferbetriebe im Transformationsprozess stärken
    ZDH kompakt, Dezember 2023

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