Zentralverband des
Deutschen Handwerks
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Deutschen Handwerks
11.12.2023

Liste reparaturbedürftiger Standortstellen sehr lang

Das Aufschieben politisch notwendiger Entscheidungen ist angesichts des politischen Reformstaus in vielen Bereichen keine Option mehr, die Regierung muss handeln, so ZDH-Präsident Dittrich zu Patrick Bernau von der "FAZ".
ZDH-Präsident Jörg Dittrich

Der vollständige Artikel mit den Zitaten von ZDH-Präsident Jörg Dittrich ist hier erschienen.

"Die Liste der reparaturbedürftigen Standort-Stellen in Deutschland ist sehr lang: Fachkräftesicherung und Stärkung der Beruflichen Bildung, Bürokratieabbau, Sicherung von bezahlbarer und verlässlicher Energie, eine geringere Steuer- und Sozialabgabenbelastung, beschleunigte Planungs- und Genehmigungsverfahren, mehr Tempo beim Infrastrukturausbau und der Digitalisierung. An diesen Standortbaustellen darf es keinen Stillstand geben, hier muss Politik mit Nachdruck arbeiten. Doch was sehen wir stattdessen: Das Aufschieben und Vertagen von politisch notwendigen Entscheidungen und Maßnahmen. Das ist angesichts abschmelzender Auftragspolster bei den Betrieben, einer ungewissen konjunkturellen Entwicklung und des großen politischen Reformstaus in vielen Bereichen keine Option mehr. Der Handlungsdruck ist zu groß, als dass die Regierung mit ihrem Politikstil des Aufschiebens weitermachen kann."

"Der Wohnungsbau bricht gerade zusammen. Dem wird mehr oder weniger zugeschaut, mit gravierenden negativen Folgen für das Wohnungsbaugewerbe und für den Wohnungsbedarf. Viele Vorhaben des 14-Punkte-Plans sind bislang noch gar nicht umgesetzt. Und zugleich ist bereits erkennbar, dass vermutlich noch über diese 14-Punkte hinausgehend mehr getan werden müsste, damit es nicht zum Kollaps kommt."

"Das standorttreue Handwerk, das Garant für die Umsetzung der Transformationsaufgaben wie auch für die regionale Versorgung und Dienstleistung ist, weicht vor schlechten Standortkonditionen nicht ins Ausland aus. Daher ist es für Handwerksbetriebe so wichtig, dass keine weiteren Belastungen hinzukommen, sondern im Gegenteil endlich für Entlastungen gesorgt wird – etwa bei der Bürokratie oder den Abgaben. Gleichzeitig muss Politik verstärkt mittelstandsorientiert handeln und die Standortbedingungen mittelstandsfreundlich gestalten."

"Der Bürokratie-Irrsinn mit seinen zahlreichen Dokumentations-, Berichts- und Nachweispflichten belastet die Betriebe und kostet sie Milliarden. Das ist inakzeptabel. Die Dringlichkeit des Bürokratieabbaus darf nicht länger ignoriert werden. Schon jetzt erweist sich die überbordende Bürokratie als Wachstumsbremse: Immer weniger Handwerksmeisterinnen und -meister gehen wegen der überbordenden Bürokratie den Schritt in die Selbstständigkeit, und es mehren sich die Fälle, in denen Betriebe aus Frust darüber schließen. Um bürokratische Wachstumsfesseln zu lösen, muss Bürokratie deutlich entschlossener als bisher abgebaut werden. Wir erwarten von der Bundesregierung, das seit Längerem angekündigte Bürokratieentlastungsgesetz jetzt endlich auch zu beschließen und am besten auch gleich schon nachzubessern: Denn die bislang bekannten Eckpunkte bleiben hinter den Erwartungen des Handwerks zurück."

"Beim Thema Energiepolitik hat sich die Politik schwer verlaufen. Es war eine politische Entscheidung der Bundesregierung, aus der Atomenergie und anderen Energien auszusteigen, während der Stromhunger des Landes gleichzeitig massiv wächst. Wärmepumpen sind de facto Stromheizungen und Elektroautos werden an der Steckdose aufgeladen. Verknappung des Angebots und Vergrößerung der Nachfrage: Das ist eine Rechnung, die nicht aufgeht. Die steigenden Energiepreise belasten die Betriebe und hier besonders die energieintensiven Betriebe. Politik muss sich endlich auf den Weg einer Energiepolitik aus einem Guss machen, um so die Versorgung des Handwerks mit bezahlbarer und wettbewerbsfähiger Energie."

"Trotz allem sehe ich keinen Grund, verzagt zu sein und zu resignieren, sondern mit Zuversicht und Tatkraft die Zukunft anzugehen: Deutschland ist nach wie vor ein starkes Land. Die Innovationskraft der Wirtschaft wurde immer wieder bewiesen. Das Beharrungsvermögen der Menschen, einmal Erarbeitetes und Aufgebautes erhalten zu wollen, wird helfen, den Fleiß aufzubringen und notfalls auch Veränderungen mitzutragen, um den Lebensstandard zu wahren. Es braucht Entscheidungen, die gemeinsam getragen werden, damit wir eine positive Zukunft gestalten können."

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