Zentralverband des
Deutschen Handwerks
Zentralverband des
Deutschen Handwerks
22.09.2023

Baukrisengipfel jetzt!

Im Vorfeld des am 25. September stattfindenden Wohnungsgipfels mit Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundesbauministerin Klara Geywitz erklärt Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH):
ZDH-Präsident Jörg Dittrich

"Um einen großen Crash im Baubereich im kommenden Jahr zu vermeiden, muss jetzt gehandelt und politisch gegengesteuert werden: Noch hat der Bau zu tun und werden Aufträge abgearbeitet, aber das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass alle vorlaufenden Indikatoren nur eines signalisieren: Wir steuern mit zunehmender Geschwindigkeit auf eine massive Krise in der Baubranche zu! Die Auftragslage im Bauhauptgewerbe geht spürbar zurück wie auch die bewilligten Baufinanzierungen für neue Projekte: Setzt sich diese Entwicklung fort, droht ein Personal- und Kapazitätsabbau, der sich nicht wieder umkehren lässt, und der uns langfristig schmerzhaft auf die Füße fallen wird, wenn es darum geht, genügend handwerkliche Baufachkräfte für den Wohnungs- und Infrastrukturausbau sowie die energetischen Gebäudesanierungen zu haben. Schlittert der Bau in die Krise, stehen wichtige Zukunftsprojekte der Bundesregierung auf der Kippe: Für den Klimaschutz, die Energiewende, den Wohnungsbau, die energetische Gebäudesanierung sowie für den Infrastrukturausbau sind die hochqualifizierten handwerklichen Fachkräfte und Betriebe im Baubereich unerlässlich.
 
Daher reicht ein Wohnungsgipfel nicht, sondern es braucht einen Baukrisengipfel, bei dem alle Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft zusammenkommen: Neben dem Kanzler und der Bauministerin müssen auch der Wirtschafts- und der Finanzminister mit an den Tisch, um sofort ein bremswirkendes Maßnahmenpaket beschließen zu können. Ein solcher Baukrisengipfel ist für die Zukunftsfähigkeit von Standort und Wirtschaft notwendig, um den drohenden Kapazitätsabbau im Bausektor zu verhindern und wieder positive Signale für diese Zukunftsbranche nach außen zu senden!
 
Das Handwerk hat konkrete Vorschläge dafür, was jetzt zu tun ist: Kurzfristig muss es darum gehen, die Förderungen im Wohnungsbau auszuweiten und die Baukosten zu verringern. Die viel zu eng ausgestaltete Eigentumsförderung für Familien muss nachgebessert und die Einkommensgrenzen auf eine realistische Höhe angehoben werden, um mehr Familien den Zugang zur Förderung zu ermöglichen. Zusätzlich braucht es bezahlbare Energiestandards, weshalb die Bindung an den EH40-Standard mindestens temporär ausgesetzt muss und die zinsvergünstigen Kreditsummen angehoben werden müssen. Um die Baukosten zu verringern und Betriebe zu entlasten, sind erste Schritte getan. Positiv ist, dass die Zinsen in den KfW-Programmen zu „klimafreundlichem Neubau“ und „Wohneigentum für Familien“ gesenkt wurden. Die im Wachstumschancengesetz vorgesehene degressive AfA muss nun allerdings auch schnell umgesetzt werden. Zusätzlich müssen die Grunderwerbssteuersätze in den Blick genommen werden: Die Öffnungsklausel, durch die die Länder bei Ersterwerb und Selbstnutzung die Grunderwerbssteuer aussetzen können, muss schnellstmöglich umgesetzt werden.
 
Zudem müssen zusätzliche mittel- und langfristige Maßnahmen ergriffen werden, damit der Bausektor auch in Zukunft wieder als konjunktureller Stabilitätsanker wirken kann: Planungs- und Genehmigungsprozesse müssen digitalisiert, die Landesbauordnungen vereinheitlicht, die Belastung mit Normen und Bürokratie gesenkt und die Bereitstellung von Bauland in den Kommunen muss beschleunigt werden."

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