Zentralverband des
Deutschen Handwerks

Handwerk und Hightech für die Energiewende

Ofenbaumeisterin Laura Hauck verbindet mit ihrem Familienbetrieb traditionelles Handwerk mit den heutigen Anforderungen in punkto Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Ofensysteme von heute sind hochgradig effizient und schadstoffarm.
Ofenbaumeisterin Laura Hauck

Laura Hauck ist eine der wenigen Ofenbauerinnen in Deutschland.

Wer Laura Hauck, eine der wenigen Ofenbaumeisterinnen in Deutschland, besucht, erlebt den ländlichen Charme Oberbayerns. Zwanzig Kilometer entfernt von Ingolstadt, verzaubert das malerische Städtchen Geisenfeld mit historischen Bauten und gemütlichem Marktplatz. Der Ort ist umgeben von Hopfenfeldern, Badeseen und Wäldern, wird touristisch beworben mit dem Slogan: “wo sich Tradition und Moderne vereinen”. Das Motto passt auch zu Laura Hauck, denn die sympathische Ofenbauermeisterin bringt traditionelles Handwerk und Hightech zusammen. Sie baut zeitgemäße Kachelöfen, Kamine, Pellet- und Kaminöfen, die die heutigen Anforderungen in punkto Klimaschutz und Nachhaltigkeit erfüllen. Die 34-Jährige findet es gut, dass ihr Handwerk einen Beitrag zur Energiewende leistet.

Schadstoffarme und energieeffiziente Ofensysteme

Wer Kachelöfen und Heizkamine baut, versorgt Menschen mit Wärme. Moderne Ofensysteme sind dabei mehr als ein optischer Hingucker und heimeliger Gemütlichkeitsspender: Sie bieten sich auch als effiziente, umweltfreundliche Alternative zu fossilen Heizsystemen an. “Holz als nachwachsender Brennstoff ist CO₂-neutral, da nur so viel Kohlendioxid freigesetzt wird, wie der Baum im Laufe seines Lebens gebunden hat. So hilft das Heizen mit Holz, den CO₂-Fußabdruck zu reduzieren und auf erneuerbare Energien umzusteigen. Ofensysteme von heute sind hochgradig effizient und werden mit zeitgemäßer Verbrennungstechnik schadstoffarm und energieeffizient betrieben”, sagt die Ofenbaumeisterin.

Unser traditionelles Wissen ist ein hohes Gut, wir üben einen alten Beruf aus. Gleichwertig ist  unsere Bereitschaft, sich immer weiterzuentwickeln. Technik, Elektronik, Programmieren – das sind Kompetenzen, die heute und in der Zukunft gefragt sind. 

Seit mehr als 270 Jahren baut die Familie Hauck Öfen. 1740 ursprünglich in Wasserburg am Inn gegründet, ist der Betrieb seit 1930 in Geisenfeld zu Hause. Noch geführt von Lauras Vater Reiner, an dessen Seite sie seit 14 Jahren arbeitet. Reiner Hauck ging damals das Herz auf, als seine Tochter beschloss, die Familientradition fortzuführen. Laura absolvierte ihre Ausbildung zur Ofenbauerin bei einer Firma im Bayerischen Wald. Ihre Prüfung zur Meisterin legte sie im Jahr 2011 in München als Jahrgangsbeste ab und wurde dafür mit dem Meisterpreis der bayerischen Staatsregierung ausgezeichnet.

Nicht die erste Frau in einer Männerdomäne

Ofenbauerin Laura Hauck am Computer

Ofenbauer ist ein sehr abwechslungsreicher Beruf: Im persönlichen Gespräch nimmt sich Laura Hauck Zeit für die Fragen der Kundschaft, skizziert Entwürfe und entwickelt Ideen.

Es gibt kaum Frauen im Ofenbau, statistisch ist die Zahl nicht erfasst, es dürften etwa 50 sein. Warum so wenige? “Wahrscheinlich weil nur wenige den Beruf kennen”, vermutet die Ofenbauerin und räumt ein: “Ich glaube, ohne einen familiären Hintergrund kommt man vermutlich nicht auf die Idee. Das ist superschade, denn unser Beruf ist spannend und wird nie langweilig.” Wenn Laura Hauck beschreibt, was sie in ihrem Beruf über den Tag zu tun hat, wird schnell deutlich, wie vielfältig der Beruf der Ofenbauerin ist. “Auf den Baustellen mauern und verputzen wir, legen Fliesen und übernehmen Schlosserarbeiten. Vor der handwerklichen Ausführung steht der Kontakt zu Kundinnen und Kunden. Die bauliche und energetische Beratung ist anspruchsvoll. Das gilt auch für die Technik, hier müssen wir uns immer auf dem neustens Stand halten. Der Entwurf und die Planung passieren am Computer. Je nachdem, was gewünscht ist, bieten wir Sonderanfertigungen an. 0815-Jobs sind bei uns eher selten.” 

Wie cool der Job ist, wusste schon Lauras Großmutter Ingrid, die sich nie um vermeintliche Männerdomänen scherte: Während Lauras Großvater die Büroarbeiten übernahm, war es Ingrid, die mit einem Gesellen auf den Baustellen arbeitete. Und sie fand noch Zeit, sich kommunalpolitisch zu engagieren und eroberte sich im Jahr 1971 als erste Frau einen Sitz im Stadtrat Geisenfeld.

"Ich kann die Dinge auf meine Weise machen"

Laura Hauck beim Schweißen

Laura arbeitet eng mit dem Vater zusammen, schaut sich viel von ihm ab und wird eines Tages den Betrieb übernehmen. Aktuell kümmert sie sich meist um die Planung. Die Aufträge kommen in der Regel aus der Region, auch aus München, manchmal auch aus Frankreich oder Italien. “Mein Vater führt mich an alles heran. Uns gelingt es, den Übergang fließend auszugestalten”, erzählt sie. Sind sie unterschiedlicher Auffassung darüber, wie etwas anzugehen ist, streiten sie sich manchmal, einigen sich aber immer. “Mein Vater hat die Größe, mich Dinge auf meine Weise machen zu lassen”, sagt die 34-Jährige. Ihre Eltern wohnen im Firmengebäude mit dem imposanten Ausstellungsraum. Auf drei Etagen gewinnt die Kundschaft einen Eindruck davon, was mit Kaminen und Öfen alles möglich ist – nach einem Besuch des Showrooms scheint ein Leben ohne knisterndes Kaminfeuer karg und kalt.

Einige Gehminuten vom Firmensitz entfernt lebt Laura mit Tochter und Sohn im Grundschulalter. Seit einiger Zeit vom Vater der Kinder getrennt, kämpft sie wie viele Alleinerziehende mit einem schmalen Zeitbudget. Umso mehr schätzt sie die kurzen Wege – und die Freiheit, im Familienbetrieb zu arbeiten. Sie ist flexibel, organisiert ihren Tag so, dass sie nachmittags für die Kinder da. Schreibtischaufgaben legt sie bei Bedarf in die Abendstunden. Die Firma Hauck hat drei Gesellen und eine 15-Jährige Auszubildende. Laura findet es super, ihr Know-how weiterzugeben, zumal sie es mit einer “superklugen und superfleißigen” Jugendlichen zu tun hat. Im kommenden Jahr wird einer der Gesellen in Vollzeit die Meisterausbildung beginnen, dann wird Laura verstärkt auf Baustellen unterwegs sein.

Wir ermöglichen flexibles Arbeiten, wir zeigen Wertschätzung: Ich denke, das macht uns zukunftsfit. Und auch, dass wir technisch immer up to date sind.

“Wir sind ein Familienbetrieb und stolz auf unser familiäres, freundschaftliches Betriebsklima. Meine Eltern unterstützen mich in der Kinderbetreuung, meine Schwester kümmert sich um unseren Auftritt in den sozialen Medien. Wir sehen zu, dass wir auch die Lebenssituationen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so gut wie möglich berücksichtigen, wie etwa bei einem älteren Gesellen, der seine Arbeitszeit auf vier Tage reduzieren wollte. Uns ist daran gelegen, dass unsere Leute bei uns bleiben – das war immer schon so und das gilt auch für die Zukunft.”

Jahrbuch 2025

Diese Handwerk-Story wurde zuerst im ZDH-Jahrbuch 2025 veröffentlicht. Das Jahrbuch steht unter dem Motto "Zukunft kommt von Können. Und wir können alles, was kommt." Es zeigt: Das Handwerk ist innovativ, vielfältig und kompetent und übernimmt gesellschaftliche Verantwortung.

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