Zentralverband des
Deutschen Handwerks
Zentralverband des
Deutschen Handwerks
22.02.2023

Die Vision von der schönsten und mechanisch vollkommenen Uhr

Eine Uhrmacherin hat mit ihrer eigenen Manufaktur Moritz Großmann Glashütte-Uhren neu erfunden.
Uhrenmacher bei der Arbeit

Im Jahr 2008 entschloss sich die gelernte Uhrmacherin Christine Hutter, die 1854 von Moritz Grossmann gegründete und am Ende des 19. Jahrhunderts erloschene Uhrenmanufaktur in Glashütte neu zu gründen. Die gebürtige Oberbayerin hatte sich in Glashütte intensiv mit der deutschen Uhrmachergeschichte beschäftigt und war dabei auf den Namen Moritz Grossmann und die fantastischen Uhren gestoßen, die der Gründungsvater der sächsischen Uhrenindustrie seinerzeit in seinem Atelier baute. Sie erwarb die Namensrechte und gründete die Moritz-Grossmann-Uhrenmanufaktur. Mit eigenem Kapital und Fördergeldern des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung begann sie, ihre Vision in die Tat umzusetzen – die schönsten und zugleich mechanisch vollkommenen Uhren zu bauen.

Historische Techniken zur Zifferblattveredelung in die Neuzeit übertragen

In den Anfangsjahren gab es weder ein Fabrikationsgebäude noch Maschinen, Konstruktionszeichnungen oder Mitarbeiter. Alles musste Schritt für Schritt aufge-baut werden. Heute werden in einem modernen Manufakturgebäude am Ufer der Müglitz viele Teile der Uhrwerken nach der gleichen Art und Weise gefertigt, wie es bereits vor 100 Jahren praktiziert wurde. Mit ihrem Team aus Uhrmachern, Finisseuren und Konstrukteuren hat Christine Hutter inzwischen zwölf Uhrwerke mit besonderen Funktionen entwickelt. Moritz-Grossmann-Uhren stehen für überaus edle Materialien, ungewöhnliche Konstruktionen und eine exzellente Finissage. Darüber hinaus gibt es eine eigene Zeigerfertigung, die in Glashütte einzigartig ist und weltweit ihresgleichen sucht. Der Bau eines einzigen Zeigersets dauert acht Stunden in Handarbeit. All das lassen sich die Kunden auch einiges kosten: zwischen 20.000 und 170.000 Euro. Eine Hommage an die Taschenuhren von Moritz Grossmann ist der gestufte Unruhkloben, der mit einer speziellen Regulierschraube ausgestattet ist. Mit dem Rückerzeiger lässt sich die wirksame Länge der Spirale einstellen und damit die Ganggenauigkeit regulieren.

Aufziehen mit Fingernägeln?

Um sich auf dem Weltmarkt durchzusetzen, hat die Frau aus Glashütte etwas Entscheidendes: Sie tickt anders. Bis vor wenigen Jahren störte es beispielsweise keinen Mann, seine mechanische Uhr mit dem gängigen Kronenaufzug aufzuziehen. Doch frisch lackierte Fingernägel können abbrechen. Christine Hutter nahm sich erstmals des Problems an und fand mit ihrem Team eine Lösung: der Armbandaufzug. Für den neuen Mechanismus wurde bei sechs Uhr eine drehbar im Gehäuse gelagerte Befestigung konstruiert, welche die Drehbewegungen vom Band über eine verzahnte Welle in das Uhrwerk leitet. Seitdem gelingt bei dem Modell "Tefnut Twist" das Aufziehen im Handumdrehen. Das ist ein echtes Novum in der Branche, für das die Manufaktur auch weltweit sehr viel Anerkennung erhalten hat.

Die Marke Moritz Grossmann stellt ihre Uhren den internationalen Kunden weltweit mit einem eigenen Konzept vor. So präsentiert Christine Hutter die edlen Uhren "Made in Sachsen" in London oder auf der Dubai Watch Week. Im Gepäck hat sie dann auch die "Backpage Blue", eine Uhr ohne Zifferblatt. Was bei anderen mechanischen Uhren auf der Rückseite durch den Glasboden zu sehen ist, kann bei diesem Modell auf der Oberseite betrachtet werden.

Quellen: www.watchtime.net, Interview mit Christine Hutter vom 6. Januar 2023;
                  www.ey.com, Pressemitteilung vom 12. März 2021;
                  www.sächsiche.de, Pressemitteilung vom 12. Dezember 2021

Schlagworte