Zentralverband des
Deutschen Handwerks
03.11.2025

Schwellenländer orientieren sich neu

Der Handel 2025 verlagert sich verstärkt auf Süd-Süd-Beziehungen zwischen Schwellen- und Entwicklungsländern.
Frau schaut sich eine Stadt in Asien im Sonnenuntergangslicht an

Schwellenländer stehen vor einem grundlegenden Wandel ihrer Wirtschaftsstrategie. Nach jahrzehntelanger Abhängigkeit von Industrieländern hinsichtlich Kapital, Technologie und Exportmärkten führt die Kombination aus Handelsbarrieren und geopolitischen Konflikten sowie der Beschleunigung durch künstliche Intelligenz zu einer tiefgreifenden Neuausrichtung.​

Struktureller Wandel im Welthandel

Der weltweite Handel verschiebt sich aktuell zunehmend zugunsten von Süd-Süd-Beziehungen, also dem Handel zwischen Schwellen- und Entwicklungsländern. Während in den 1990er-Jahren etwa 80  % ihrer Exporte in Industriestaaten flossen, entfallen heute rund 40  % auf den Handel zwischen Schwellenländern – mit steigender Tendenz. Ursachen sind vor allem steigende Zölle, US-Handelsmaßnahmen und geopolitische Spannungen, die die Nord-Süd-Verbindungen belasten. China, Indien, Brasilien und Länder des ASEAN-Raums treiben den intraregionalen Handel voran. Laut DHL Global Connectedness Tracker 2025 profitieren Regionen wie Lateinamerika, Nordafrika und der Nahe Osten überdurchschnittlich von diesem Trend. China spielt dabei eine zentrale Rolle: 2023 entfielen 19,6  % des globalen Handelsvolumens mit Ländern des Globalen Südens auf China, das damit einen größeren Handelsanteil als die USA (18,2  %) hatte. Diese Verschiebung stärkt die wirtschaftliche Eigenständigkeit der Schwellenländer und mindert die Wirkung protektionistischer Maßnahmen.​​

Wachsende Mittelschicht als Wachstumsmotor

Parallel dazu wird die eigene Konsumkraft zum wichtigsten Wachstumsträger. Die Zahl der Mittelschichtshaushalte in Schwellenländern steigt laut Prognosen von 350 Millionen im Jahr 2024 auf fast 700 Millionen bis 2034. Auf China entfällt etwa die Hälfte dieses Anstiegs, während Indien seine Mittelklasse seit 2010 von 31 auf über 125 Millionen Haushalte steigern konnte. In beiden Ländern hat sich das Durchschnittseinkommen seit 2010 mehr als verdoppelt. Diese Entwicklung fördert Investitionen, stärkt in diesen Ländern den Dienstleistungssektor und ermöglicht einen stabileren, konsumgetriebenen Wachstumspfad — weniger abhängig von externer Nachfrage.​​

Neue Kooperationsformen

Die zunehmende Süd-Süd-Verflechtung schafft neue Netzwerke wirtschaftlicher Zusammenarbeit. Initiativen wie Chinas “Belt and Road”-Strategie, Indiens “Act East”-Politik oder die Ausweitung der BRICS-Partnerschaft zu BRICS+ sind Ausprägungen dieser Entwicklung. Das erweiterte Bündnis umfasst inzwischen elf Staaten mit etwa der Hälfte der Weltbevölkerung. Diese neuen Netzwerke fördern Lieferketten zwischen Schwellenländern, ermöglichen gemeinsame Investitionsprojekte und treiben nachhaltige Infrastrukturentwicklung voran. So entsteht ein alternatives globales Wirtschaftssystem, das weniger von westlichen Märkten abhängig ist und stärker auf regionale Eigenständigkeit, Innovation und Stabilität setzt.

Quellen: DHL Global Connectedness Tracker Oktober 2025;
                  www.nex24.news, Pressemeldung vom 16. September 2025

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