Zentralverband des
Deutschen Handwerks
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30.06.2022

Europas Wettbewerbsfähigkeit muss gestärkt werden

Um wieder zur Weltspitze aufzuschließen, muss der europäische Binnenmarkt für Waren und Dienstleistungen endlich vollendet werden.

Die Europäische Union, die Vereinigten Staaten und Japan haben in den strategisch wichtigen modernen Industriebereichen beträchtliche Anteile am Weltmarkt verloren, während China am meisten dazu gewonnen hat. Dies geht aus dem neuen Wirtschaftsindex des Hamilton Center on Industrial Strategy der Information Technology and Innovation Foundation (ITIF) hervor, einem Think Tank für Wissenschafts- und Technologiepolitik. Der Index zeigt, dass Chinas Anteil an der weltweiten Produktion in diesen fortgeschrittenen Industrien zwischen 1995 und 2018 von weniger als 4 % auf 21,5 % gestiegen ist. Im gleichen Zeitraum sank der Marktanteil der EU-Länder um fast ein Fünftel, von 29 % der weltweiten Produktion auf 23 %. Der Marktanteil der USA ging um anderthalb Prozentpunkte zurück auf 22,5 %. Der Anteil Japans sank von 25 % auf nur noch 8 %.

Tauziehen in den fortgeschrittenen Industrien

Auch bei der Standortbeurteilung schneiden die europäischen Länder nicht besonders gut ab. Laut dem IW-Standortindex – der 45 Industrie- und Schwellenländer anhand von 61 Indikatoren bezüglich ihrer industriellen Standortqualität bewertet – weisen nur wenige Mitgliedstaaten der EU eine ähnliche Bewertung wie die USA auf. Mit Daten für das Jahr 2019 schaffen es im Ranking lediglich die Niederlande, Deutschland, Dänemark und Schweden unter die TOP 10. Die Unterschiede innerhalb der Europäischen Union sind dabei groß: Fast die Hälfte der EU-Mitgliedsstaaten findet sich in der unteren Index-Hälfte.

Die USA, Japan und Europa drohen den Anschluss zu verlieren

Mit Blick auf die Bruttoinvestitionen in den wichtigsten Volkswirtschaften ist China mittlerweile zum globalen Dreh- und Angelpunkt geworden. Während 1999 lediglich 5 % der weltweiten Bruttoinvestitionen in China erfolgten, waren es 2020 bereits 29 %. In den USA und der EU ist der Anteil im selben Zeitraum deutlich zurückgegangen: von 29 % auf 20 % beziehungsweise von 23 % auf nur noch 15 %.

Noch kann die EU gegensteuern

Um wieder zur Weltspitze aufzuschließen, muss der europäische Binnenmarkt endlich vollendet und bestehende Hürden, vor denen vor allem KMU und Selbständige stehen, abgebaut werden. Dazu zählen unklare rechtliche Anforderungen und Standards sowie ein hoher Aufwand beim Verkauf von Waren und Dienstleistungen über Ländergrenzen hinweg. Auch diedigitale Infrastruktur muss deutlich verbessert werden. Zur Vollendung gehört es außerdem, europäische Standards weltweit zu etablieren und den Zugang zu knappen Ressourcen zu sichern, um die strategische Abhängigkeit von einzelnen Ländern hinsichtlich Lieferketten und Ressourcen zu reduzieren.

Quellen: iwd vom 14. April 2022;
                  Märkte der Welt Nr. 23 vom 9. Juni 2022

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