Zentralverband des
Deutschen Handwerks

"Einfach machen, auch wenn es mal schwierig wird"

Die Malermeisterin Corinna Blunder zeigt, dass beides geht: Kind und Karriere! Dank der familienfreundlichen Förderung des Aufstiegs-BAföGs hat die Alleinerziehende die Fortbildung zur Malermeisterin absolviert und ein Unternehmen gegründet.
Malermeisterin Corinna Blunder

Corinna Blunder hat als Mutter eines Sohnes nie gezögert, ihren beruflichen Weg als Handwerksmeisterin konsequent weiterzuverfolgen. Für die 34-Jährige steht fest: Bloß nicht von Lebensumständen aufhalten lassen! 

Den eigenen Weg gehen – aus Verantwortung für sich selbst, aber auch mit dem Verständnis, dass sich schon jeder eigenverantwortlich um seinen Platz in der Gesellschaft bemühen muss. 2012 beendet sie ihre Ausbildung zur Malerin und Lackiererin, beschließt bald darauf, den Meistertitel zu erlangen. Das ist für sie herausfordernder als für andere, denn sie ist alleinerziehend mit einem Sohn im Kindergartenalter, entsprechend schmal ist ihr Zeitkontigent und ihr Geldbeutel. Glücklicherweise folgt sie ihrem Lebensmotto, das aus zwei kleinen Wörtern besteht: “Einfach machen!” Da ist nicht die Erwartung, dass ihr die Dinge angetragen werden. Selbst ist die Frau: Und selbst organisiert sie sich Unterstützung und beantragt Aufstiegs-BAföG (AFBG). Die staatliche Unterstützung ermöglicht ihr die Ausbildung in einem Jahr Vollzeit an der Meisterschule. “Ich dachte, Bingo – jetzt nutzt du deine Chance!”, erinnert sich die 34-Jährige. Den Meistertitel hat sie 2015 in der Tasche.

Es kommt, wie es kommt. Und dann ist es wichtig, dranzubleiben. So war es und so wird es sein: einfach machen!

Inspiration für den Fachkräftenachwuchs im Handwerk

Malermeisterin Corinna Blunder

In ihrem Showroom im Herzen von München berät Corinna Blunder rund um das Thema Tapeten, moderne Wand- und Bodenbeschichtungen sowie Stoffe.

Gut gelaunt macht sie im Gespräch über ihren beruflichen Alltag deutlich, wie großartig und erfüllend ihr Job ist: “Ich arbeite unabhängig, kein Tag gleicht dem anderen. Ob es regnet oder schneit, ob die Sonne knallt – ich gehe immer gerne an meine Aufgaben heran. Mir macht es Freude, Wohnungen und damit das Leben der Leute schöner zu machen. Ich habe mit unterschiedlichsten Menschen zu tun, das empfinde ich als bereichernd, das inspiriert mich.” Ihr Malerinnenhandwerk macht sie selbst glücklich, aber vor allem macht sie mit ihrem Malerinnenhandwerk auch viele andere Menschen glücklich. Corinna ist nicht nur erfolgreiche Handwerksmeisterin, sondern auch Rollenvorbild für junge Menschen und noch einmal mehr für junge Frauen. Sie engagiert sich als Influencerin und nutzt soziale Medien wie Instagram, um vor allem auch die Chancen für Frauen im Handwerk aufzuzeigen: “Ich mache deutlich, dass wir neue Perspektiven und frische Ideen einbringen”, sagt sie. Mit dieser Überzeugung trat sie auch beim Wettbewerb “Miss Handwerk 2020” an, um eine neue Generation von Handwerkerinnen und Handwerkern zu inspirieren. Ihre Botschaft: “Bleibt bei euch und folgt eurem Herzen!”

Im zweiten Anlauf den Traumberuf ergriffen

Corinnas Beispiel zeigt, dass manchmal erst der zweite Anlauf erfolgreich ist. Sie hat ihre erste Berufsausbildung zur Bauzeichnerin nach zwei Jahren abgebrochen. “Dabei war alles gut, die Leute waren nett, ich konnte auch alles, aber es war einfach nicht der richtige Job für mich. Ich fühlte mich eingeengt, hockte vor dem Computer und dachte am Abend, eigentlich habe nicht ich, sondern der Rechner gezeichnet”, schildert sie. Zurück also auf Los damals im Monopoly des Berufslebens: Sie startet im Jahr 2009 eine Ausbildung als Malerin und Lackiererin, weil sie schon als Kind gerne malt und bastelt. Bilder auf Wänden lebendig werden lassen, mit leuchtenden Farben Akzente setzen, Räume ausdifferenzieren und damit neue Perspektiven schaffen: Das ist es, was Corinna will.

Die Zukunft lebt immer von Trends und Veränderung, darum ist es wichtig, die Fühler in alle Richtungen zu strecken und stetig seinen Horizont zu erweitern.

Schwarz als Statement – stilsicher im Handwerk

Malermeisterin Corinna Blunder

Sie geht ihren Weg Schritt für Schritt, bewahrt sich ihre direkte, zugewandte Art und ihren eigenen Kopf. Ihr unkonventioneller Stil zeigt sich auch in der Art, sich zu kleiden: Während im Malerhandwerk traditionell Weiß dominiert, trägt sie bei der Arbeit Schwarz. "Weiß steht für Sauberkeit und Genauigkeit. Aber ich liebe Farbe – daher arbeite ich selten mit Weiß. Schwarz finde ich chic und fühle mich einfach wohl darin.“ Auch ihr Firmenwagen ist schwarz, in elegantem Silber prangt darauf ihr Name. Mit ihrer Performance in den sozialen Medien und ihrem Auftreten vor Ort vermittelt sie eine starke Persönlichkeit – nicht zuletzt ihr Handwerkerinnenstolz und das Wissen darum, was sie kann, hat daran seinen Anteil.

Dank ihrer Stilsicherheit hat sie ihr Alleinstellungsmerkmal gefunden. Die Münchenerin hat sich darauf spezialisiert, edle Tapeten anzubringen – in der bayerischen Landeshauptstadt wie auch im solventen Umland. Wer sich von der 34-Jährigen in die Welt der Luxuslabels für Wandgestaltung entführen lässt, erlebt eine Überzeugungstäterin: Sie jongliert mit Farben, Materialien und Texturen, präsentiert Tapeten aus Vinyl und aus Papier, im Naturstil und in 3D-Optik. Sie kennt die Vorzüge, benennt die Eigenschaften und beschreibt das Ambiente. “Es ist einfach wunderbar, traditionelle Handwerkskunst und künstlerisches Design zu vereinen”, schwärmt sie.

Bodenständig auch im Luxussegment

Also alles eitel Sonnenschein? Wie geht sie mit schwieriger Kundschaft um? Wenig überraschend antwortet sie in ihrer direkten Art: “Zur Wahrheit gehört, dass ich Dienstleisterin bin und performen muss. Das mache ich supergern und bringe Top-Leistung. Kundenzufriedenheit ist superwichtig, mein Business lebt von Mundpropaganda. Deshalb bin ich auch bis zu einem gewissen Punkt geduldig. Aber ganz sicher nicht bis zur Selbstaufgabe.” Zum Glück seien die meisten Auftraggeberinnen und Auftraggeber freundlich und zeigten sich offen für ihre Beratungskompetenz: “Viele sind experimentierfreudig und haben Lust auf etwas Neues, das motiviert mich natürlich, ich kann kreativ arbeiten”, sagt die 34-Jährige. In den ersten Jahren ihrer Selbstständigkeit war sie Alleinkämpferin, inzwischen arbeitet sie mit einem Gesellen, der sich viel von ihrem Knowhow abschauen will. Ihre modischen Vorlieben bei der Arbeit hat er längst übernommen – auch er rückt an in schwarzer Malermontur.

Aufstiegs-BAföG / Meister-BAföG

Das Aufstiegs-BAföG – oder auch "Meister-BAföG" – ist das wichtigste Förderinstrument für die berufliche Weiterbildung im Handwerk. Es trägt in hohem Maße zur Sicherung von hochqualifizierten Fachkräften und Betriebsnachfolgen bei.

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Jahrbuch 2025

Diese Handwerk-Story wurde zuerst im ZDH-Jahrbuch 2025 veröffentlicht. Das Jahrbuch steht unter dem Motto "Zukunft kommt von Können. Und wir können alles, was kommt." Es zeigt: Das Handwerk ist innovativ, vielfältig und kompetent und übernimmt gesellschaftliche Verantwortung.

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