Internationale Aktivitäten
Foto: AdobeStock/witthaya
Engagement mit Expertise
Das Handwerk und dabei insbesondere die Handwerksorganisationen engagieren sich seit Jahrzehnten in internationalen Projekten und sind in diesem Rahmen ein gefragter Partner.
Ein inhaltlicher Schwerpunkt liegt dabei auf der beruflichen Bildung. Denn: Im Ausland wird stark wahrgenommen, welch hohe Bedeutung das deutsche Modell der dualen Berufsausbildung sowie die wirtschaftsnah gesteuerte und konsequent nachfrageorientierte Höhere Berufsbildung für die langfristige Sicherung von wirtschaftlichem Erfolg und gesellschaftlichem Wohlstand hat. Kurz gesagt: Nachhaltige Entwicklung braucht handwerkliche Berufsbildung. Ausländische Partner wollen vom Modell der dualen Berufsausbildung lernen und häufig eigene Berufsbildungssysteme aufbauen, die sich am deutschen Modell orientieren. Dies kann von der stärkeren Praxisorientierung einzelner Ausbildungen bis zur Übernahme von Strukturelementen dualer Berufsbildung reichen. Die Handwerksorganisation vereinigt aufgrund ihrer zentralen Rolle im deutschen Berufsbildungssystem eine einzigartige Expertise zur dualen Berufsausbildung und kann weltweit maßgeschneiderte Beratungs- und Qualifizierungsdienstleistungen erbringen. Vor diesem Hintergrund unterstützen Einrichtungen des deutschen Handwerks ausländische Partner beispielsweise dabei, Ausbildungsregelungen zu modernisieren, Bildungszentren aufzubauen und Ausbilder zu schulen.
Dies entspricht auch der Regelung der Handwerksordnung, die besagt, dass sich Handwerkskammern zur „Förderung der beruflichen Bildung […] an nationalen und internationalen Projekten, insbesondere an Maßnahmen der internationalen Entwicklungszusammenarbeit, beteiligen“ (HWO §91 2 b) können. Dabei ist jedoch festzuhalten, dass diese Projekte der Organisationen des Handwerks nicht über Mitgliedsbeiträge der Handwerksunternehmen finanziert werden können und eine ausreichende Finanzierung der Vorhaben sichergestellt sein muss.
Darüber hinaus engagieren sich Handwerksorganisationen bei der Stärkung und Unterstützung von Wirtschaftsorganisationen in Partnerländern. Kompetenzen und Erfahrungen aus Deutschland werden im Dialog mit den Partnern darauf geprüft, ob und in welcher Form sie vor Ort genutzt werden können, um die politische Interessenvertretung zu stärken, die Verwaltungsabläufe zu optimieren und Serviceangebote aufzubauen oder weiterzuentwickeln.
Beiträge zur Fachkräftesicherung in Deutschland
Vor dem Hintergrund gegenläufiger demografischer Entwicklungen, gewinnt das Thema der Förderung von Erwerbsmigration an Bedeutung. Dort, wo mehr junge Menschen jedes Jahr in das erwerbsfähige Alter kommen als die Arbeitsmärkte ihrer Länder aufnehmen können, kann Migration für alle Seiten gewinnbringend sein: Migrantinnen und Migranten erhalten eine Erwerbs- und Lebensperspektive, die in ihrem Heimatland nicht möglich wäre. Zuwanderung in Ausbildung und Beschäftigung im deutschen Handwerk können einen Beitrag zur hiesigen Fachkräftesicherung leisten. Außerdem können die Herkunftsländer beispielsweise durch eine Reduzierung ihrer Jugendarbeitslosigkeit, Rücküberweisungen der Ausgewanderten und etwaige Rückkehr im Rahmen zirkulärer Migration profitieren.
Im Rahmen der internationalen Zusammenarbeit gibt es verschiedene Möglichkeiten, um Erwerbsmigration nach Deutschland zu fördern:
- Nutzung der Kontakte und Netzwerke aus früheren gemeinsamen Projekten für Projekte der Erwerbsmigration
- Kulturelle Vorbereitung auf Leben und Arbeiten in Deutschland, um realistische Erwartungen zu vermitteln
- Vermittlung fachlicher Inhalte auf unterschiedlichen Niveaustufen bis hin zur vollen Ausbildung vor Ort, um die Erfolgsaussichten einer Ausbildung oder Arbeitsaufnahme als Fachkraft in Deutschland zu erhöhen.
Wie die Verknüpfung internationaler Projektarbeit mit Erwerbsmigration funktionieren kann, zeigen die folgenden Beispiele:
Einbindung in die Aktivitäten der Bundesregierung
Das Handwerk ist in die internationalen Aktivitäten der Bundesregierung eingebunden. Dies betrifft einerseits die Förderung von Projekten der Handwerkseinrichtungen durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit sowie durch das Bundesministerium für Bildung, Familien, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) – im Rahmen seiner bilateralen Berufsbildungskooperationen. Andererseits ist der ZDH als politische Dachorganisation des Handwerks Mitglied im seit 2013 bestehenden Runden Tisch zur internationalen Berufsbildungszusammenarbeit und in ressortübergreifende, politische Planungsprozesse, wie sie die Strategie der Bundesregierung zur internationalen Berufsbildungszusammenarbeit vorsieht, eingebunden.
Über die von der Bundesregierung geförderten Projekte hinaus umfasst das internationale Engagement heute auch Beteiligungen an Vorhaben nationaler und internationaler Auftraggeberinnen und -geber sowie – im entwicklungspolitischen Bereich – das ehrenamtliche Engagement von Unternehmen, Meisterinnen und Meistern bzw. Gesellinnen und Gesellen. Organisationen, die in der internationalen Berufsbildungszusammenarbeit mit dem Handwerk kooperieren möchten, können sich an die SCIVET-Koordinierungsstelle für die internationale Berufsbildungszusammenarbeit des Handwerks wenden.
SCIVET – Beispiele für internationale Berufsbildungszusammenarbeit
Vernetzung und Austausch
Impression vom Netzwerktreffen Handwerk international 2025
Bild: Scheibel / ZDH
Im Bereich der internationalen Projektarbeit organisiert der ZDH die folgenden Vernetzungsformate:
AG-Entwicklungszusammenarbeit
In der Arbeitsgruppe stellen Vertreterinnen und Vertreter von Handwerksbetrieben, Handwerksorganisationen und Kooperationspartnerinnen und -partner Projekte und Programme des Handwerks in der Entwicklungszusammenarbeit vor und tauschen ihre Erfahrungen aus. Dazu findet ein Dialog zu Vorhaben und politischen Zielsetzungen mit dem BMZ statt. Die Teilnahme steht Interessierten von Handwerksorganisationen offen.
SCIVET-Erfahrungsaustausch
Dieses offene Austauschformat richtet sich an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer Handwerkseinrichtung, die in die internationale Berufsbildungszusammenarbeit eingebunden sind oder sich dafür interessieren. Der Austausch wird als Videokonferenz an jedem dritten Donnerstag im Monat von 13 bis 14 Uhr über MS-Teams durchgeführt.




