Handwerk sollte bei Zivildienst eine Rolle spielen
Foto: ZDH/Henning Schacht
Sollte aus Ihrer Sicht ein möglicher Zivildienst ausgeweitet werden auf Bereiche des Handwerks?
Im Fall einer Bedarfswehrpflicht mit neuem Zivildienst sollte auch das Handwerk eine entscheidende Rolle für die Orientierung junger Menschen spielen. Denn das Handwerk ist für die Sicherheit und Versorgung der Gesellschaft entscheidend, sei es beim Bau und Erhalt unserer Infrastruktur oder der Daseinsvorsorge durch Lebensmittel- und Gesundheitshandwerke. Ein gut gestalteter Dienst kann jungen Menschen Orientierung in einem sicherheits- und gesellschaftsrelevanten Bereich geben und ihnen den Einstieg in den Arbeitsmarkt erleichtern. Wichtig ist aber, dass ein solcher Dienst praktikabel bleibt.
Gibt es bereits konkrete Überlegungen?
Im Handwerk denken wir vor allem über freiwillige Modelle nach, die jungen Menschen Orientierung geben und gleichzeitig Betriebe stärken. Das stärkste Beispiel ist das Freiwillige Handwerksjahr. Junge Menschen arbeiten ein Jahr lang in einem Betrieb mit, lernen verschiedene Gewerke und handwerkliche Tätigkeiten kennen und finden heraus, ob eine Ausbildung zu ihnen passt. Dieses Modell läuft bereits in mehreren Regionen sehr erfolgreich. Genau deshalb kann es auch eine Blaupause sein, wie Zivildienst und Handwerk sinnvoll zusammengedacht werden könnten. Praxisnah, orientierend und mit echtem Mehrwert für junge Menschen, für die Gesellschaft und für die Betriebe.
Welche Bereiche kämen dafür aus Ihrer Sicht konkret in Betracht?
Das Handwerk hat viele Bereiche, die nicht nur praxisnah sind, sondern auch sicherheits- und gesellschaftsrelevant. Das reicht von der Gebäudetechnik über das Aus- und Bauhandwerk bis hin zum Lebensmittel- und Gesundheitshandwerk oder zu Tätigkeiten, die im Katastrophenschutz unterstützen. Junge Menschen können dort praxisnah lernen und früh Verantwortung übernehmen. Ein gut organisierter Zivildienst, der auch das Potenzial und die Bedeutung des Handwerks berücksichtigt, kann dafür ein sinnvoller Einstieg sein. Er schafft Nähe zu den Gewerken, macht Fähigkeiten sichtbar und ermöglicht wertvolle Erfahrungen sowohl für den Dienst an der Gesellschaft als auch für den späteren beruflichen Einstieg.
Das Statement ist zuerst in der “Bild” erschienen.