Handwerk bietet sichere Perspektiven für Fachkräfte

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Wie bewerten Sie die Nachricht der großangelegten Einstell- und Investitionsoffensive von Vonovia?
Die Einstelloffensive von Vonovia zeigt sehr deutlich, wie groß der Bedarf an handwerklichen Fachkräften ist und auch künftig bleiben wird. Denn die Nachfrage nach handwerklichen Leistungen ist hoch, sei es, um groß angelegte Infrastrukturprojekte umzusetzen oder private Solaranlagen auf dem Hausdach zu installieren. Das macht klar, dass Handwerksberufe langfristig sichere Perspektiven bieten und ungeachtet neuer technologischer Entwicklungen unverzichtbar bleiben werden. Wenn große Unternehmen verstärkt Fachkräfte suchen, führt das zwar zu mehr Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte, kann aber gleichzeitig neue Chancen eröffnen. Denn so besteht die Möglichkeit, dass Unternehmen gezielt entsprechende Aufträge an Handwerksbetriebe vergeben und damit zusätzliche Impulse für die Branche setzen.
Welche Auswirkungen erwarten Sie auf dem Arbeitsmarkt?
Im Handwerk sind aktuell geschätzt rund 200.000 Stellen unbesetzt, nahezu das Hundertfache der offenen Stellen bei Vonovia. Zentrales Instrument zur Fachkräftesicherung bleibt für das Handwerk die Ausbildung des eigenen Nachwuchses. Die aktuellen Entwicklungen sind hier ermutigend: 2024 wurden mit über 131.000 neuen Ausbildungsverträgen mehr Verträge abgeschlossen als im Vorjahr und auch 2025 setzt sich dieser positive Trend bislang fort. Um diese Entwicklung zu verstetigen und noch mehr junge Menschen für handwerkliche Berufe zu gewinnen, ist eine praxisorientierte Berufsorientierung an allen Schulformen und darüber hinaus entscheidend. Lehrkräfte und Eltern spielen hierbei eine wichtige Rolle, indem sie die Vielfalt und Karrierechancen im Handwerk aufzeigen. Eine Ausbildung im Handwerk bietet häufig vergleichbar gute Verdienst- und Aufstiegsmöglichkeiten wie ein akademischer Bildungsweg.
Welche Auswirkungen sehen Sie für kleinste, kleine und mittelständische Handwerksbetriebe in Zeiten von Fachkräftemangel?
Der Fachkräftebedarf ist für viele Handwerksbetriebe seit Jahren eine zentrale Herausforderung, die sich durch den verstärkten Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte intensiviert. Viele Betriebe setzen deshalb bereits auf innovative Ansätze, um Fachkräfte zu gewinnen und zu binden, etwa durch eine moderne Öffentlichkeitsarbeit, flexible Arbeitszeitmodelle oder zusätzliche Leistungen. Kleinere Betriebe können jedoch aufgrund ihrer Kostenstruktur nicht in allen Bereichen mit großen Unternehmen konkurrieren. Umso wichtiger ist es, dass die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen verbessert werden. Dazu gehört es, Bürokratie konsequent zu reduzieren, steuerlich zu entlasten, die Lohnzusatzkosten zu senken sowie eine bezahlbare und verlässliche Energieversorgung sicherzustellen. Das schafft Planungssicherheit für die Betriebe und erleichtert Investitionen.