ZDH-Konjunkturbericht 2/2025
Tristesse statt Konjunkturwende im Herbst 2025.
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- Auch im Herbst 2025 tritt die Konjunktur auf der Stelle und die Handwerksbetriebe warten weiter auf das Ende der konjunkturellen Tristesse. Die Konjunkturbremsen bleiben, wie in den letzten Jahren, strukturelle Probleme der deutschen Wirtschaft, die durch zunehmende Nachteile im Standortwettbewerb und die anhaltende handelspolitische Verunsicherung verstärkt werden. Neben dem Export durchlaufen zudem Beschäftigung und privater Konsum eine Schwächephase. Nicht zuletzt lässt auch das Wiederanspringen der Wohnungsbaukonjunktur weiter auf sich warten.
- Ihre aktuelle Geschäftslage beurteilen die Handwerksbetriebe etwas schlechter als vor einem Jahr aber als auf niedrigem Niveau stabil. Der Geschäftslageindikator geht um 2 Zähler auf 26 Punkte zurück. Gegenüber dem Vorjahr minimal besser aber bereits wieder deutlich schwächer als im Frühjahr fallen die Erwartungen aus (Geschäftserwartungsindikator: plus 3 Zähler auf minus 4 Punkte). Der Vertrauensvorschuss in die neue Bundesregierung, die mit großen Ambitionen die Konjunkturwende einleiten wollte, ist damit bereits wieder weitgehend aufgebraucht. Der Geschäftsklimaindikator für das Handwerk, der Lage und Erwartungen bündelt, setzt mit 110 Punkten (plus 1 Zähler) seine Seitwärtsbewegung auf schwachem Niveau fort.
- Weiter rückläufig sind die Umsätze im Gesamthandwerk. Der Umsatzindikator, der Saldo aus Positiv- und Negativmeldungen zur Umsatzentwicklung, verharrt mit 11 Punkten im Minusbereich. Die Umsatzerwartungen für das Winterhalbjahr lassen keine Trendwende erkennen.
- Die Beschäftigung im Handwerk sinkt wie vor einem Jahr leicht. Neben der Konjunkturflaute ist dafür aber mindestens ebenso die demografische Entwicklung maßgeblich. In vielen Betrieben bleiben weiterhin viele Stellen unbesetzt, weil Fachkräfte und Auszubildende fehlen. Der Beschäftigungsindikator tritt trotz einer Verbesserung um 1 Zähler auf minus 2 Punkte auf der Stelle.
- Die Auftragspolster im Gesamthandwerk gehen erneut zurück. Der Auftragsbestandsindikator liegt unverändert bei minus 13 Punkten. Zugleich verringert sich die Auslastung der betrieblichen Kapazitäten leicht um 1 Prozentpunkt (79 Prozent). Die durchschnittlichen Auftragsreichweiten liegen nur noch bei 8,3 Wochen (III/2024: 8,9 Wochen). Auch für das laufende Quartal rechnen die Betriebe mit sinkenden Auftragsbeständen.
- Fast schon folgerichtig bleibt die Investitionsneigung schwach ausgeprägt. Der Investitionsindikator zeigt weiterhin einen deutlichen Rückgang der Investitionsaktivitäten an, die sich oft auf das Notwendigste beschränken (Investitionsindikator plus 1 Zähler auf minus 12 Punkte).
- Trotz der schwachen Konjunktur kämpfen die Betriebe weiter mit steigenden Material- und Rohstoffkosten sowie hohen Energiepreisen. Hinzu kommen steigende Lohnkosten, die bei rückläufigem Umsatz erst einmal erwirtschaftetet werden müssen. Die Absatzpreisdynamik bleibt auch deshalb hoch (Verkaufspreisindikator: minus 2 Zähler auf 23 Punkte).
- Prognose 2025: Aktuelle BIP-Prognosen erwarten ein weiteres Jahr der weitgehenden Stagnation der deutschen Wirtschaft. Dabei sollte der private Konsum erneut als wesentliche Stütze der Konjunktur fungieren – infolge der in diesem Jahr geringeren Lohndynamik und des schwachen Arbeitsmarktes aber weiter nur verhalten wachsen. Die Exporte sollen sich ein Stück weit erholen, werden aber weiter von einer abnehmenden preislichen Wettbewerbsfähigkeit, der US-Zollpolitik und starken Wettbewerbern aus China gebremst. Die Ausrüstungsinvestitionen sollen ihren Sinkflug infolge eines leichten Aufwärtstrends bei der Industrieproduktion, steigende Fahrzeugverkäufe und wachsende Bestellungen aus dem Rüstungsbereich beenden. Beim Wohnungsbau soll der Abwärtstrend endgültig durchbrochen werden. Infolge hoher Zinsen und Baukosten steigt die Wohnungsbauaktivitäten aber auf niedrigem Niveau nur sehr moderat.
Für das Handwerk bleiben die konjunkturellen Rahmenbedingungen bis zum Jahresende 2025 eine Herausforderung. Die Konjunkturumfragen im 3. Quartal 2025 lassen keine Konjunkturbelebung in den Folgequartalen erwarten – stattdessen dürfte sich die Stagnationsphase fortsetzen. Die Konjunkturexperten der Handwerksorganisationen prognostizieren für 2025 eine Stagnation der Umsätze im Gesamthandwerk. Die Beschäftigungsentwicklung wird dabei erneut rückläufig sein. Dafür sind aber vor allem demografische Faktoren verantwortlich. Trotz der schwächeren aktuellen Handwerkskonjunktur suchen viele Betriebe weiterhin händeringend nach Fachkräften, und die Zahl der offenen Stellen im Handwerk ist nur leicht zurückgegangen.
- Prognose 2026: Ab dem kommenden Jahr soll die deutlich expansivere Finanzpolitik das Konjunkturbild positiv beeinflussen. Die Mittel aus den Sondervermögen sollen der Produktion im verarbeitenden Gewerbe und den Bauinvestitionen einen deutlichen Schub geben. Wachsende Staatsausgaben stärken zudem die Nachfrage nach Dienstleistungen und die Forcierung der Staatsmodernisierung sollte in der ITK-Branche für einen Wachstumsimpuls sorgen.
Für das Handwerk erwarten die Konjunkturexperten der Handwerksorganisationen unter diesen Voraussetzungen eine moderate Belebung des Umsatzwachstums, die bei etwa 1 Prozent liegen soll. Gespeist wird diese Belebung durch die Belebung der Bauaktivitäten (insbesondere im Wohnungs- und Infrastrukturbau), einer anziehenden Nachfrage nach handwerklichen Vorleistungsgütern, steigenden Absatzzahlen für Pkw und einer erneuten moderaten Zunahme des privaten Konsums. Trotz der Konjunkturbelebung werden die Beschäftigtenzahlen im Handwerk mit hoher Wahrscheinlichkeit auch 2026 weiter zurückgehen, da altersbedingt weiter viele Beschäftigte aus dem Erwerbsleben ausscheiden und die Betriebe nicht hinreichend viele Fachkräfte und Auszubildende finden werden, um diese Lücken zu schließen oder gar zusätzliche Beschäftigung im Handwerk zu schaffen.