Zentralverband des
Deutschen Handwerks
Zentralverband des
Deutschen Handwerks
23.06.2022

Nationaler Bildungsbericht zeigt Erfordernis einer Bildungswende

Anlässlich des Nationalen Bildungsberichtes "Bildung in Deutschland 2022" erklärt Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH):
Portraitfoto von Hans Peter Wollseifer vor blauer Handwerksleinwand im Haus des Deutschen Handwerks in Berlin

Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks

"Der Nationale Bildungsbericht 2022 bestätigt die Forderung des Handwerks, den Übergang von der allgemeinbildenden Schule in eine Ausbildung stärker zu unterstützen. Es ist dringend erforderlich, die Berufsorientierung zu stärken und bundesweit an allen allgemeinbildenden Schulen und Gymnasien auch mit umfassenden Informationen zu Chancen und Möglichkeiten einer beruflichen Ausbildung durchzuführen. Es ist zudem notwendig, die Berufswahlkompetenz umfassend zu fördern und Jugendlichen die für die Berufswahl entscheidenden Informationen an die Hand zu geben.

Laut Bildungsbericht sind viele Jugendliche als Folge der Pandemie verunsichert und schieben ihre Berufswahlentscheidung hinaus. Diese Entwicklung ist angesichts fehlender Fachkräfte fatal, insbesondere weil wir eher heute als morgen Tausende zusätzliche beruflich qualifizierte Handwerkerinnen und Handwerker dringend brauchen, um die Klimaziele, die Energie- und Mobilitätswende umzusetzen.

Notwendig ist eine Bildungswende hin zu einer echten Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung, damit beide Bildungswege für Jugendliche dann auch gleichermaßen attraktiv sind. Ziel muss eine höhere Wertschätzung und Attraktivität der beruflichen Bildung sein, damit sich wieder mehr junge Menschen für eine Ausbildung entscheiden. Uns allen muss daran gelegen sein, wieder mehr junge Menschen ins Handwerk zu holen, damit all die anstehenden Transformationsaufgaben in der Zukunft bewältigt werden können. Wir alle müssen daran mitwirken, dass unsere Handwerksbetriebe ihre angebotenen Ausbildungsplätze in ihren zukunftsweisenden Berufen besetzen können.

Eine systematische Berufsorientierung muss sich noch stärker an den Interessen und Talenten junger Menschen und an deren kommunikativem Verhalten ausrichten: Daher müssen bei der Berufswahl bewährte Präsenzangebote mit innovativen Digitalformaten verbunden werden. Mit dem vom ZDH und dem BMBF initiierten "Sommer der Berufsbildung" trägt die Allianz für Aus- und Weiterbildung ebenfalls zur nachholenden Berufsorientierung bei.

Der Bericht fordert richtigerweise individualisierte Stütz- und Förderangebote für lern- und leistungsschwächere junge Menschen, um Ausbildungsabbrüche zu verhindern. Vor dem Hintergrund der Bildungsdefizite, die als Folge der Pandemie bedingten KiTa-und Schulschließungen aufgelaufen sind, müssen Bundesregierung und Bundesländer rasch handeln und Bildungsimpulse geben, damit diese Defizite ausgeglichen werden. Wir müssen alles dafür tun, dass eine berufliche Ausbildung erfolgreich aufgenommen und ebenso erfolgreich abgeschlossen werden kann. Das Handwerk fordert daher eine individuell ausgerichtete, nachholende Vermittlung von Grundkompetenzen während der Schulferien durch die allgemeinbildenden Schulen. Damit die Ausbildung und der Übergang in Beschäftigung gelingen, müssen ausbildungsbegleitende Unterstützungsinstrumente wie die Assistierte Ausbildung flex und das ehrenamtliche Mentorenprogramm "VerA" weiter ausgebaut und verstetigt werden. Notwendig ist zudem, Prüfungsvorbereitungskurse für einen erfolgreichen Abschluss der Ausbildung zu unterstützen."

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