Zentralverband des
Deutschen Handwerks
01.10.2025

Modernisierungsagenda ist Auftakt für notwendige Reformagenda

Zu der am 1. Oktober vom Bundeskabinett beschlossenen Modernisierungsagenda der Bundesregierung erklärt Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH):
Portrait Dittrich

Die Modernisierungsagenda setzt mit dem Schwerpunkt auf Bürokratieabbau und Digitalisierung an den richtigen Stellschrauben an. Für das Handwerk sind schnellere Verfahren, weniger bürokratische Lasten und eine digital funktionierende Verwaltung essenziell, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Der Ansatz, Unternehmensgründungen zu beschleunigen, Fachkräfteprozesse zu vereinfachen und über ein zentrales Bürokratiemeldeportal Rückmeldungen aus der Praxis einzubinden, adressiert zentrale Hemmnisse im betrieblichen Alltag. Die Agenda enthält viele gute Absichten, aber eben vor allem: Ankündigungen. Entscheidend ist jetzt, dass deren Umsetzung zügig erfolgt und die Betriebe die versprochenen Entlastungen im Alltag auch tatsächlich spüren.

Trotz aller richtigen Ansätze: Die Modernisierungsagenda ist kein Befreiungsschlag. Sie markiert einen überfälligen Anfang, nicht mehr und nicht weniger. Sie kann und muss der Auftakt zu einer deutlich umfassenderen Reformagenda sein. Denn der Reformstau ist tief und der politische Handlungsdruck bleibt auch nach dem Kabinettsbeschluss unvermindert hoch. Was nach der Kabinettsklausur weiterhin fehlt, ist die überfällige Verständigung auf grundlegende Strukturreformen, insbesondere in der Sozialpolitik und im Energiebereich. Dort geht es längst nicht mehr um punktuelle Nachbesserungen, sondern um grundsätzliche Weichenstellungen. Die seit Jahren steigenden Sozialabgaben belasten Arbeit immer stärker – das schwächt Beschäftigung und Innovationskraft. Und eine verlässliche, mittelstandsverträgliche Energiepreispolitik bleibt weiterhin aus. Das ist nicht nur ein wachsender Standortnachteil – es ist ein massiver Bremsklotz für Investitionen, Wachstum und Zukunftsperspektiven.

Ebenso dringend ist ein klarer Kurs bei der Finanzierung: Es darf nicht sein, dass die Milliarden aus dem sogenannten Sondervermögen, was de facto eine enorme zusätzliche Schuldenlast ist, als Verschiebebahnhof für konsumtive Ausgaben genutzt werden können. Die Regierung muss sicherstellen, dass jeder Euro tatsächlich in die Zukunft investiert wird: in Bildung, Infrastruktur, Digitalisierung, bezahlbare Energieversorgung und den grundlegenden Umbau staatlicher Strukturen. Alles andere wäre eine Hypothek für kommende Generationen.

Das Handwerk erwartet jetzt Konsequenz bei der Umsetzung, endlich weniger Vorschriften und eine spürbare Entlastung. Die Betriebe brauchen ein wirtschaftliches Umfeld, das ihnen Luft zum Atmen gibt, keinesfalls neue bürokratische Fesseln, nicht mehr Kosten und Unsicherheit. Die Modernisierungsagenda kann der Startpunkt für eine Trendwende sein. Aber nur, wenn ihr sehr schnell die nächsten Schritte einer Reformagenda und insbesondere deren schnelle Umsetzung folgen.

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