Zentralverband des
Deutschen Handwerks
Zentralverband des
Deutschen Handwerks
24.06.2022

Handwerk: Deutschen Qualifikationsrahmen gesetzlich verankern!

Anlässlich der Debatte im Deutschen Bundestag am 23. Juni zur Stärkung der beruflichen Bildung und zur Sicherstellung von gleichwertigen Qualifikationen erklärt Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH):
Bäckerlehring sieht einem erfahrenen Bäcker beim Formen von Teig zu.

"Die Debatte im Bundestag zur Stärkung der beruflichen Bildung und zur Sicherstellung von gleichwertigen Qualifikationen ist wichtig und dringend notwendig. Das Handwerk unterstützt insbesondere die Forderung, die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung auch dadurch deutlicher zu stärken, dass der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) gesetzlich verankert wird. Damit wäre dann endlich auch gesetzlich festgeschrieben, dass sowohl über den beruflichen wie den akademischen Bildungsweg Qualifikationen erworben werden können, die auf demselben Qualifikationsniveau liegen, und beide Bildungswege einen gleichwertigen Wissenserwerb ermöglichen. Ein solcher Schritt wird dann sicherlich dazu beitragen, dass deutlich stärker als bisher die beruflichen Bildungswege als gleichwertig zu einem Studium wahrgenommen und so die Attraktivität beruflicher Ausbildungsoptionen für junge Menschen wieder steigt. Die Bundesregierung und die Bundesländer müssen nun schnell Gespräche aufnehmen, um ein DQR-Gesetz umzusetzen.

Das Handwerk ist Umsetzer der Klima- und Energiewende in Deutschland. Handwerkerinnen und Handwerker aus der Elektrotechnik, der Anlagenmechanik oder der Kfz-Mechatronik installieren und reparieren Wärmepumpen, setzen Ladesäulen in Stand oder schließen Photovoltaikanlagen an. Um die anspruchsvollen und zukunftsweisenden Klima-, Energie- und Verkehrsziele der Bundesregierung zu erreichen, benötigt das Handwerk dringend mehr beruflich qualifizierte Fachkräfte. Aktuell leiden viele unserer Betriebe jedoch daran, dass sie nur sehr schwer oder gar nicht genügend beruflich qualifizierte Fachkräfte finden – auch als Folge einer Bildungspolitik, die vor allem auf den akademischen Bereich fokussiert war und Abi und Studium als Königsweg für eine berufliche und gesellschaftliche Karriere betrachtet hat. Damit einhergehend ist eine berufliche Ausbildung für immer weniger Jugendliche, Eltern und Lehrende als attraktiver Ausbildungsweg in Betracht gezogen worden – auch weil berufspraktische Ausbildung und Arbeit in unserer Gesellschaft und Wirtschaft längst nicht die Wertschätzung und Anerkennung erfährt, die ihr angesichts der zentralen Rolle für die Zukunftsgestaltung unseres Landes zukommen.

Bereits 2016 wurde in Österreich ein Gesetz zum Nationalen Qualifikationsrahmen verabschiedet. Dadurch wurde die Anerkennung beruflicher Abschlüsse durch eine gleichberechtigte Bewertung von Qualifikationen und durch eine einheitliche Ausweisung von NQR-Niveaus auf Zeugnissen möglich. Das brauchen wir auch in Deutschland, um die Bedeutung der beruflichen Bildung und der Gesellen- und Meisterabschlüsse zu unterstreichen."

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