Zentralverband des
Deutschen Handwerks
13.06.2025

Gelebte Verantwortung: 75 Jahre ZDH – 125 Jahre Handwerkskammern

Mit einer feierlichen Jubiläumsveranstaltung im TIPI am Kanzleramt in Berlin hat das deutsche Handwerk am 12. Juni ein Doppeljubiläum begangen: 75 Jahre Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) und 125 Jahre Handwerkskammern.
Fotowand Jubiläumsfeier

Im Zentrum des Festaktes mit rund 400 Gästen aus Handwerksorganisationen, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft standen nicht nur die stolze Geschichte und die bleibenden Werte des Handwerks, sondern vor allem die herausragende Rolle der Selbstverwaltung und des Ehrenamts für eine auch künftig starke Demokratie und eine zukunftsfähige berufliche Bildung.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ehrte das Handwerk mit einer Festrede, in der er die demokratiestärkende Bedeutung der ehrenamtlichen Arbeit tausender Handwerkerinnen und Handwerker würdigte: 

“125 Jahre Handwerkskammern und 75 Jahre Zentralverband des Deutschen Handwerks: eine riesige Erfolgsgeschichte! […] Ohne die Kammern wären heute Ausbildung und Qualität des Handwerks nicht auf dem hohen Niveau, auf dem sie sind. Ohne den Zentralverband wäre die Stimme des Handwerks leiser, hätte weniger Gewicht. […] Die Handwerkskammern leisten hochprofessionelle Arbeit. Aber wir können heute nicht ihr 125-jähriges Bestehen feiern, ohne gleichzeitig daran zu erinnern, dass der Löwenanteil der Arbeit bei den Kammern und Verbänden ehrenamtlich geleistet wird. Es ist ein großer Dienst, den Sie damit für unser Land erbringen. Am Ende ist das bei den allermeisten Ihrer Mitglieder nicht nur Arbeit für die Kammer. Ein Ehrenamt bleibt selten allein. Auch in unseren Städten und Gemeinden sind es vielfach die Handwerkerinnen und Handwerker, die sich in allen möglichen Bereichen ehrenamtlich engagieren. […] Das Handwerk steht in besonderer Weise für die vielen Stärken unseres Landes. Sie alle schrauben, hämmern, sägen, löten, planen und entwickeln den Weg zu einer lebenswerten Zukunft. Sie alle helfen mit, die großen Aufgaben unserer Zeit zu meistern, ob es um die Digitalisierung geht, um neue Technologien oder den Umbau hin zur Klimaneutralität. Sie alle sind miteinander ein wichtiger Grund dafür, dass wir in Deutschland selbstbewusst und zuversichtlich nach vorn schauen können. Ich jedenfalls bin überzeugt: 125 Jahre Handwerkskammern, 75 Jahre Zentralverband des Deutschen Handwerks, das ist eine kraftvolle Tradition und ein festes Fundament, auf das sich eine gute, eine bessere Zukunft bauen lässt.”

ZDH-Präsident Jörg Dittrich richtete in seiner Ansprache den Blick auf Geschichte und Zukunft des Handwerks und sprach eindringlich über Verantwortung, Gemeinschaft und demokratische Teilhabe als Kern des Handwerks.

“Unsere Strukturen sind durchlässig, plural, pragmatisch. Wir leben die Demokratie in unseren Gremien, in der dualen Ausbildung, im Miteinander von Haupt- und Ehrenamt. Diese Form der Mitgestaltung ist keine nostalgische Idee, sie ist ein Zukunftsmodell”, betonte Dittrich.

Die Handwerkskammern seien nie bloße Verwaltungseinheiten gewesen, sondern von Anfang an Orte gelebter Verantwortung. “Wenn wir auf 125 Jahre Handwerkskammern zurückblicken, dann schauen wir zurück auf eine Zeit, in der Mitbestimmung keine Selbstverständlichkeit war. Und doch war es genau diese Sehnsucht nach Teilhabe, nach Gestaltung, die unser Handwerk bis heute prägt”, hob der Handwerkspräsident Dittrich hervor.  

Der ZDH-Präsident erinnerte daran, dass sich das Handwerk unmittelbar nach dem Krieg, “noch bevor ein Grundgesetz verabschiedet wurde, noch bevor es eine Bundesregierung gab” wieder organisierte und Verantwortung übernahm. “Die Alliierten erkannten, dass eine neue Ordnung nicht von oben verordnet werden konnte. Sie musste von unten wachsen und das Handwerk war zur Stelle” und gab sich im Zentralverband des Deutschen Handwerks seine Interessenvertretung.

Heute sei es die Selbstverwaltung, die das Handwerk stark mache. “Die Selbstverwaltung ist nichts ohne die Menschen, die sie mit Leben füllen. Es sind tausende Frauen und Männer in Innungen, Kammern, Verbänden, die mit ihrer Zeit, ihrem Wissen und ihrem Herzen für das Handwerk einstehen. Selbstständige und Arbeitnehmer bilden in diesem ehrenamtlichen Engagement gleichermaßen das Rückgrat unserer Demokratie”, sagte Dittrich unter großem Applaus.

Mit Blick auf Europa richtete der ZDH-Präsident einen Appell an Politik und Gesellschaft: “Was bei uns seit Jahrzehnten funktioniert, hat das Potenzial, auch Europa zu stärken. Die Selbstverwaltung ist kein deutsches Sondermodell, sie ist ein europäischer Möglichkeitsraum. Wir fordern ein Europa, das nicht nur reguliert, sondern beteiligt.”

 

Der Abend unter dem Motto “Verantwortung, Werte, Zukunft” verband geschichtlichen Rückblick mit zuversichtlicher Zukunftsvision. In thematischen Gesprächsrunden, Talk-Formaten und künstlerischen Beiträgen wurde sichtbar, was das Handwerk ausmacht: sein Wertefundament, seine demokratische Verfasstheit und sein unermüdliches Engagement für die nachfolgenden Generationen. Die Jubiläumsveranstaltung zeigte: Das Handwerk ist stolz auf seine Geschichte und entschlossen, seine Zukunft zu gestalten. Die Prinzipien, auf denen es aufgebaut ist – Subsidiarität, Verantwortung, Mitgestaltung – sind aktueller denn je. Oder, wie es Handwerkspräsident Dittrich formulierte: "Was hier bei uns seit Jahrzehnten funktioniert, könnte auch an anderer Stelle wirksam werden."

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Jubiläum

75 Jahre ZDH – 125 Jahre Handwerkskammern

Viele Kammerorganisationen, aber auch Innungen und Verbände, feiern zusammen mit dem ZDH das Erfolgsmodell Selbstverwaltung.

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