Selbstverwaltung mit Zuversicht und Kraft in die Zukunft tragen
Foto: ZDH/Henning Schacht
Herr Dittrich, Sie haben dieses Jahr ein Doppeljubiläum gefeiert: 75 Jahre Zentralverband des Deutschen Handwerks und 125 Jahre Handwerkskammern. Wie ist die Stimmung im deutschen Handwerk in diesem besonderen Jahr?
Im Hinblick auf die Jubiläen wissen wir um unsere Aufgabe, die starke Selbstverwaltung des Handwerks mit Zuversicht und Kraft in die Zukunft zu tragen. Das Handwerk war und ist innovatives Rückgrat unserer Wirtschaft. Auch in bewegten Zeiten beweist es Resilienz und Zusammenhalt und bleibt maßgeblicher Zukunftsgestalter.
Die neue Bundesregierung ist seit Mai im Amt. Was kann die Bundesregierung für das Handwerk tun, was erwarten Sie und worauf hoffen Sie?
Wir erwarten eine praxisnahe, mittelstandsorientierte Politik: weniger Bürokratie, mehr Tempo bei Digitalisierung und Infrastruktur, Entlastungen und eine echte Berufsbildungsoffensive. Politik muss Ermöglicherin eines Rahmens sein, der Leistung und Arbeit für Betriebe wie Beschäftigte wieder einfacher zulässt. Die Betriebe wollen loslegen, am besten mit politischem Rückenwind, nicht gegen Widerstände. Der Blick auf Mittelstand und Handwerk muss weiter geschärft werden. Zu schnell glaubt man, mit Geopolitik und Industriepolitik sei die Aufgabe erledigt.
Deutschland sucht Fachkräfte – auch im Handwerk. Welche Rolle können internationale Fachkräfte spielen und welche Erfahrungen haben die Mitgliedsunternehmen Ihres Verbandes gesammelt?
Internationale Fachkräfte sind unverzichtbar. Viele Betriebe haben gute Erfahrungen mit jungen Auszubildenden oder qualifizierten Fachkräften aus dem Ausland gemacht. Entscheidend ist, dass diese ankommen können: mit schnelleren Verfahren, besserer Sprachförderung und gezielten Unterstützungen, damit Integration im Arbeitsalltag gelingt.
Welche Lösungsansätze kann das deutsche Handwerk für Zukunftsaufgaben wie die Digitalisierung, künstliche Intelligenz, grüne Technologie bieten? Worin sehen Sie die größten Chancen für den Standort Deutschland?
Handwerksbetriebe sind Innovationstreiber vor Ort: beim energetischen Sanieren, bei Smart-Home-Technik oder KI-gestützter Planung. Die große Stärke des Handwerks liegt in seiner Verbindung von Tradition, Praxisnähe und modernster Technologie. Hightech geht einher mit handwerklichen Fähigkeiten. Darin sind wir als Land besser als viele andere Länder. Das ist die Zukunft made in Germany.