Zentralverband des
Deutschen Handwerks
17.12.2025

Aktivrente löst keine Strukturprobleme bei Rente und Arbeitsmarkt

Die Aktivrente ist ein sinnvoller Baustein zur Erhöhung der Beschäftigtenquote, reicht aber keinesfalls zur Lösung struktureller Probleme im Rentensystem und am Arbeitsmarkt aus, so ZDH-Präsident Jörg Dittrich im Norddeutschen Handwerk.
Jörg Dittrich

Die Aktivrente soll dabei helfen Fachkräfte, die die Regelaltersgrenze erreicht haben, im Arbeitsmarkt zuhalten. Wie bewerten Sie dieses Vorhaben der Bundesregierung?

Die Aktivrente ist ein sinnvoller Baustein, um die Produktivität und Beschäftigungsquote zu erhöhen. Damit sich Arbeit insgesamt aber wieder stärker lohnt, sind umfassendere Maßnahmen notwendig, die die steuerliche Belastung von Betrieben und Beschäftigten reduzieren. Gerade im Handwerk wissen wir, wie wertvoll Erfahrung ist. Viele Handwerkerinnen und Handwerker möchten auch über die Regelaltersgrenze hinaus tätig bleiben, sofern das körperlich möglich ist. Die Aktivrente bietet hier einen Anreiz, der das Weiterarbeiten finanziell attraktiv macht. Die Aktivrente kann so Wissen sichern, Betriebe stärken und dazu beitragen, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit in Deutschland zu erhöhen.

Welche Korrekturen sind aus Sicht des Handwerks noch am Gesetz nötig – insbesondere mit Blick auf Selbstständige?

Damit die Aktivrente ihre volle Wirkung entfalten kann, muss sie aus Sicht des Handwerks auch für aktuelle Frührentnerinnen oder -rentner und für Selbstständige möglich sein. Niemand, der bereits jetzt Frührente bezieht, sollte bis zum gesetzlichen Rentenalter warten müssen, um von der Aktivrente zu profitieren. Gleichzeitig sind gerade erfahrene Selbstständige für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit vieler Branchen unverzichtbar: Ihr Wissen, ihre Netzwerke und ihre Kundenbindungen lassen sich nicht kurzfristig ersetzen. Eine Aktivrente, die nur abhängig Beschäftigte begünstigt, würde deshalb ein wesentliches arbeitsmarktpolitisches Potenzial ungenutzt lassen und eine Ungleichbehandlung schaffen.

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