Zentralverband des
Deutschen Handwerks
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Umfrage zur den aktuellen Herausforderungen - KW 34/2023

Vom 21. bis 28.08.2023 hat der ZDH eine Umfrage zu aktuellen Herausforderungen im Handwerk durchgeführt. Schwerpunkte waren dabei Energiekostenbelastung und Energiealternativen, Gründe für wirtschaftliche Schwierigkeiten. 2.496 Betriebe haben geantwortet.
Techniker bei der Wartung einer Wärmepumpe.
  • Vier von zehn Handwerksbetrieben bewerten aktuell ihre wirtschaftliche Lage als unsicher (42 Prozent). Hohe Energiekosten und inflationsbedingte Kaufkraftverluste dämpfen die Nachfrage – bspw. nach handwerklich erzeugten Lebensmitteln. Deutlich gestiegene Finanzierungskosten lassen die Bautätigkeit absehbar einbrechen – aktuell werden vor allem Auftragsbestände abgearbeitet, während kaum noch neue Bauprojekte bei den Betrieben ankommen.
  • Dementsprechend reagiert gut ein Viertel der Befragten (26 Prozent) mit Verkleinerung oder Schließung von Betriebsstätten (oder einzelner Geschäftsfelder). 15 Prozent ziehen die Aufgabe oder Übergabe ihres Betriebes in Betracht. Eine Verlagerung ins Ausland (3 Prozent) oder ein Verkauf an nicht-inhabergeführte Strukturen (4 Prozent) spielen nur eine marginale Rolle, was angesichts der regionalen Verwurzelung der Handwerksbetriebe und ihrer Betriebsstruktur nicht überraschend ist.
  • Besorgniserregend stimmt, dass der demografie-bedingt ohnehin hohe Anteil anstehender Betriebsübergaben und -schließungen durch die aktuellen Herausforderungen noch einmal zugenommen zu haben scheint. Fast jeder dritte Umfrageteilnehmer plant eine Beendigung seiner Unternehmertätigkeit in den nächsten fünf Jahren. Knapp drei Fünftel dieser Betriebe sollen dabei an einen Nachfolger übergeben, die übrigen geschlossen werden.
  • Die Zunahme der geplanten Betriebsschließungen und -übergaben dürfte vornehmlich auf den hohen Anteil von Betrieben zurückzuführen sein, der aktuell von wirtschaftlichen Schwierigkeiten berichtet. Beinahe drei von zehn Handwerksbetrieben (28 Prozent) schätzen ihre wirtschaftliche Situation aktuell so ein. Als Gründe für die wirtschaftlichen Schwierigkeiten werden am häufigsten die Auftragsrückgänge durch sinkende Kaufkraft (73 Prozent), die unwirtschaftliche Erfüllung bestehender Aufträge durch Preissprünge und gestiegener Beschaffungspreise (57 Prozent), gestiegene Zinsen (36 Prozent) genannt. Hohe Energiekosten durch langlaufende Vertragsbindung bei Energieversorgern bringen knapp 32 Prozent in Schwierigkeiten. 28 Prozent berichten von Auftragsverschiebungen und -stornierungen durch Lieferengpässe. Gut ein Fünftel beklagt Finanzierungsprobleme, etwa durch gekürzte oder gekündigte Kreditlinien oder die fehlende Gewährung von Fördermitteln.
  • Kurzarbeit in Folge von Auftragsrückgängen ist für gut 14 Prozent der Betriebe mit wirtschaftlichen Problemen aktuell oder geplant, als Folge von Ertragsrückgängen für knapp 7 Prozent ein Thema.
  • Gut die Hälfte der Betriebe (52 Prozent) gehen von steigenden Stromkosten ab 2024 aus, die sie im Durchschnitt mit 29 Prozent schätzen. 38 Prozent erwarten in etwa gleichbleibende und nur knapp 10 Prozent sinkende Stromkosten ab 2024.
  • Bei den Gaskosten erwarten knapp die Hälfte der Betriebe (48 Prozent) eine Steigerung, die im Schnitt mit einem Drittel (32 Prozent) angenommen wird. 43 Prozent erwarten in etwa gleichbleibende und nur 8 Prozent sinkende Gaskosten ab 2024.
  • Ein gutes Drittel der Handwerksbetriebe nutzt zur (teilweisen) Deckung ihres Energiebedarfs bereits andere Energieträger als Strom und Erdgas, 16 Prozent planen bereits aktiv die Umsetzung solcher Alternativen. Hiermit werden knapp 50 Prozent des Energiebedarfs gedeckt werden. Wichtigste und dominierende Alternative ist die Solarenergie (82 Prozent), gefolgt von jeweils in etwa gleich auf Holzpellets (9 Prozent), Biomasse (8 Prozent) und Öl (7 Prozent). Gut ein Fünftel der Befragten nutzt oder plant den Einsatz anderer Energiealternativen jenseits der genannten. Erdwärme (4 Prozent) sowie Windenergie (2 Prozent) spielen nur eine sehr untergeordnete bis marginale Rolle.
  • Knapp ein Fünftel der Betriebe möchte sich vor Einsatz von Energiealternativen erst beraten lassen. Hierfür sind knapp zwei Dritteln (64 Prozent) Energieberatern und gut der Hälfte (51 Prozent) die Betriebsberater der Handwerkskammern bekannt. 9 Prozent der Betriebe kennen die „Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz “ und haben ggf. Interesse an einer Einstiegsberatung, 5 Prozent haben Kenntnis vom E-Tool-Webportal.
  • Gefragt nach den Gründen für die bisherige Zurückhaltung bei der Planung und Durchführung alternativer Energiequellen (33 Prozent der Befragten), geben 39 Prozent der Betriebe an, keinen Spielraum für Investitionen zu haben, fast genauso viele (38 Prozent) tut dieses aufgrund politischer Unsicherheiten nicht. Immerhin 29 Prozent erklären, dass sie keine (ausreichende) Belastung durch Energiekosten spüren, um sich nach Alternativen umsehen zu müssen. Fehlende Fördermittel beklagen 16 Prozent der befragten Betriebe, 15 Prozent fehlt schlicht die Zeit für solche Überlegungen und Planungen.

Auswirkungen der aktuellen Herausforderungen - Umfrageergebnisse zum Download

  • Auswertung der Umfrage - aktuelle Herausforderungen
    KW 34/2023

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