ZDH-Kurzbericht Konjunktur 2. Quartal 2025

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Trotz Stimmungsaufhellung droht ein Stagnationsjahr
- Die konjunkturelle Seitwärtsbewegung der letzten Jahre scheint im Frühjahr 2025 noch nicht nachhaltig überwunden zu sein. Zwar sind vor allem die Wohnungsbauinvestitionen, deren Talfahrt gestoppt zu sein scheint, ein Lichtblick. Zugleich sorgt aber die Handelspolitik der USA weiterhin für große Unsicherheiten, die eine nachhaltige Erholung der deutschen Exporte und damit der Industrieproduktion (noch) verhindern. Der private Konsum zeigt weiterhin eine leichte Aufwärtstendenz, die aber durch die schwache Beschäftigungsentwicklung und steigende Erwerbslosenzahlen gebremst wird.
- Sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Geschäftserwartungen werden von den Handwerksbetrieben im 2. Quartal positiver bewertet als vor einem Jahr. Alle handwerklichen Gewerbegruppen melden per saldo eine bessere Geschäftslage als im Vergleichsquartal II/2024. Der Geschäftsklimaindex, der Lage und Erwartungen der Betriebe bündelt, steigt im Vorjahresvergleich um spürbare 8 Zähler auf 115 Punkte.
- Die Umsatzentwicklung war im 2. Quartal 2025 weitgehend stabil. Der Umsatzindikator für das Gesamthandwerk legt im Vorjahresvergleich leicht um 4 Zähler auf 1 Punkt zu. Während die Bauhaupt-, die Kfz- sowie Gesundheitshandwerke von spürbaren Umsatzzuwächsen berichten, entwickelten sich diese in den übrigen Gewerbegruppen stabil bis leicht negativ.
- Deutlich abgeschwächt hat sich der Rückgang der Auftragsbestände im Handwerk. Lag der Auftragsbestandsindikator im Frühjahr 2024 noch bei schwachen minus 11 Punkten, erholt er sich nun auf minus 3 Punkte. Dabei verbesserte sich die Bewertung der Auftragslage in allen Gewerbegruppen.
- Die Kapazitätsauslastung nahm leicht um 1 Prozentpunkt auf 80 Prozent zu. Die durchschnittliche Auftragsreichweite sank im Gesamthandwerk zwar 9,2 Wochen (II/2024: 9,9 Wochen), erholte sich gegenüber dem Herbst 2024 (8,6 Wochen) aber deutlich. Vor allem die Bauhauptgewerke sowie die handwerklichen Zulieferer melden eine deutliche Zunahme der Auftragsvorläufe seit dem Herbst 2024.
- Die Beschäftigungsentwicklung war im 2. Quartal 2025 wie im Frühjahr 2024 negativ. Der Beschäftigungsindikator für das Gesamthandwerk lag bei minus 3 Punkten (II/2024: minus 7 Punkte). Beschäftigungsrückgänge gab es vor allem in den Ausbau-, den Handwerken für den gewerblichen Bedarf und den privaten Dienstleistungsgewerken. In den übrigen Gewerbegruppen war der Beschäftigungsstand insgesamt stabil.
- Auch die Investitionstätigkeit bleibt gedämpft. Lediglich 15 Prozent der Betriebe erhöhten ihre Investitionen, während 27 Prozent diese reduzierten. Insbesondere die Bauhaupt-, Ausbau- und die Handwerke für den gewerblichen Bedarf verzeichneten erneut einen starken Rückgang der Investitionen. Insgesamt erholte sich der Investitionsindikator leicht um 4 Zähler auf minus 12 Punkte.
Prognose 2025: Für das zweite Halbjahr 2025 erwarten die Handwerksbetriebe eine Stabilisierung der Handwerkskonjunktur auf dem nun besseren Niveau. Allerdings gehen sie derzeit noch nicht von einer weiteren Belebung aus. Für Geschäfts- und Auftragslage sowie Beschäftigungs- und Umsatzentwicklung gehen die Betriebe nur von einer Seitwärtsentwicklung aus. Die massiven geopolitischen Unsicherheitsfaktoren, aber auch die bisher nicht immer überzeugende Reformpolitik der neuen Bundesregierung dürften dabei die Erwartungshaltung deutlich bremsen. Eine klarer auf die nachhaltige Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit ausgerichtete Wirtschaftspolitik würde hier (zumindest teilweise) Abhilfe schaffen und zu mehr Wachstumsdynamik beitragen.
Vor diesem Hintergrund prognostizieren die Konjunkturexperten der Handwerksorganisationen für das Jahr 2025 weiterhin eine Stagnation der Umsätze im Gesamthandwerk. Allerdings werden zugleich Aufwärtspotenziale gesehen, wenn Wohnungsbau und Exporttätigkeit schneller und deutlicher wieder Fahrt aufnehmen als derzeit erwartbar. Die Beschäftigungsentwicklung wird dabei erneut rückläufig sein. Dafür sind aber vor allem demografische Faktoren verantwortlich. Trotz der schwächeren aktuellen Handwerkskonjunktur suchen viele Betriebe weiterhin händeringend nach Fachkräften, und die Zahl der offenen Stellen im Handwerk ist nur leicht zurückgegangen.