ZDH-Konjunkturbericht 1/2025
Zaghafter Konjunkturoptimismus zum Jahresbeginn 2025.
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- Zum Jahresbeginn 2025 hielt die konjunkturelle Seitwärtsbewegung im Handwerk an. Die aktuelle Geschäftslage bewerteten die Betriebe dabei etwas schwächer als vor einem Jahr, was wenig verwundert, da die Ursachen für die Konjunkturschwäche unverändert Bestand hatten. Die wirtschaftliche Entwicklung im Handwerk wurde erneut durch den schwachen Wohnungsbau, den noch immer verhaltenen privaten Konsum und die anhaltend schwachen Exporte gebremst.
- Im Vorjahresvergleich meldeten spürbar weniger Handwerksbetriebe eine gute aktuelle Geschäftslage (minus 4 Prozentpunkte auf 39 Prozent), zugleich etwas mehr eine schlechte Lage (plus 3 Prozentpunkte auf 19 Prozent). Die Geschäftserwartungen fielen hingegen deutlich besser aus und lassen erstmals seit dem 1. Quartal 2023 wieder eine Konjunkturbelebung erwarten. Der Indikator für die Geschäftserwartungen signalisierte mit 7 Punkte einen zumindest zaghaften Optimismus auf Seiten der Betriebe. Die neue Bundesregierung ist nun gefordert, um diesen Vertrauensvorschuss durch eine wettbewerbsfördernde Reformpolitik zu rechtfertigen. Der Geschäftsklimaindikator für das Handwerk, der Lage und Erwartungen bündelt, lag mit 113 Punkten exakt auf dem Vorjahresniveau.
- Erneut rückläufig war die Umsatzentwicklung im Berichtsquartal. Mehr Betriebe meldeten sinkende, weniger wachsende Umsätze. Der Umsatzindikator sank von minus 17 auf nur noch minus 23 Punkte. Die Umsatzerwartungen für das Frühjahr fielen verhalten positiv aus.
- Die Auftragspolster im Gesamthandwerk wurden erneut kleiner (Auftragsbestandsindikator: minus 2 Zähler auf minus 18 Punkte). Zugleich sank die Auslastung der betrieblichen Kapazitäten leicht um 1 Prozentpunkt (77 Prozent). Die durchschnittlichen Auftragsreichweiten lagen nur noch bei 8,5 Wochen (I/2024: 9,7 Wochen). Für das laufende Quartal rechneten die Betriebe wieder mit größer werdenden Auftragspolstern.
- Unter den vorgenannten Vorzeichen blieb die Investitionsneigung zurückhaltend und dürfte sich oft auf das Notwendigste beschränkt haben. Der Investitionsklimaindikator sank auf minus 16 Punkte, den niedrigsten Wert seit dem 1. Quartal 2010.
- Im langfristigen Vergleich hoch blieb die Aufwärtsdynamik der Absatzpreise im Handwerk. Zwar lagen die Beschaffungskosten für Energieträger niedriger als vor einem Jahr, allerdings verteuerten sich viele andere Rohstoffe und Vorprodukte. Hinzu kam ein deutlicher Anstieg der Lohn(-neben-)kosten. Mit 34 Punkten (I/2024: 35 Punkte) verblieb der Verkaufspreisindikator auf hohem Niveau.
- Die Beschäftigung im Handwerk sank wie vor einem Jahr. Neben der Konjunkturflaute war dafür aber mindestens ebenso die demografische Entwicklung maßgeblich. In vielen Betrieben blieben erneut viele Stellen unbesetzt, weil Fachkräfte und Auszubildende fehlten. Der Beschäftigungsindikator verharrte unverändert bei 9 Punkten.
- Prognose 2025: Aktuelle BIP-Prognosen erwarten ein weiteres Jahr der Stagnation der deutschen Wirtschaft, wobei sich die Konjunktur im 2. Halbjahr 2025 zumindest etwas beleben soll. Dabei sollte der private Konsum erneut als wesentliche Stütze der Konjunktur fungieren – infolge der in diesem Jahr geringeren Lohndynamik und des schwachen Arbeitsmarktes aber weiter nur verhalten wachsen. Der Export dürfte weiter durch die strukturellen Probleme des Standorts und die weiter verschlechterte Wettbewerbsposition Deutschlands gebremst werden. Da zudem die handelspolitischen Unsicherheiten die internationalen Geschäftsperspektiven belasten, ist eine rückläufige Entwicklung der Investitionen in Ausrüstungsgüter zu erwarten. Der Wohnungsbau könnte bis zum Jahresende 2025 die Trendwende schaffen. Die zusätzlichen Investitionsmittel für Infrastrukturen dürften infolge von Kapazitätsengpässen in 2025 vor allem die Baupreise steigen lassen.
Für das Handwerk bleiben die konjunkturellen Rahmenbedingungen auch 2025 eine Herausforderung. Die Konjunkturumfragen im 1. Quartal 2025 lassen eine leichte Konjunkturbelebung im Frühjahr erwarten, die sich bis zum Jahresende verstetigen könnte. Der Jahresbeginn ist aber eine Hypothek, die die Betriebe nur sukzessive werden abtragen können. Die Konjunkturexperten der Handwerksorganisationen prognostizieren für 2025 eine Stagnation der Umsätze im Gesamthandwerk. Allerdings werden zugleich Aufwärtspotenziale gesehen, wenn der Wohnungsbau schneller wieder Fahrt aufnimmt und sich die Exporttätigkeit schwungvoller gestaltet als aktuell erwartet. Die Beschäftigungsentwicklung wird dabei erneut rückläufig sein. Dafür sind aber vor allem demografische Faktoren verantwortlich. Trotz der schwächeren aktuellen Handwerkskonjunktur suchen viele Betriebe weiterhin händeringend nach Fachkräften, und die Zahl der offenen Stellen im Handwerk ist nur leicht zurückgegangen.