Zentralverband des
Deutschen Handwerks
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Deutschen Handwerks
21.03.2022

Energiewende erfordert Trendwende in der Bildung

Die Energiewende gibt es nur mit mehr Wertschätzung für die berufliche Ausbildung, betont Handwerkspräsident Wollseifer im STARK-Magazin.
Portraitfoto von Hans Peter Wollseifer auf der Dachterrasse im Haus des Deutschen Handwerks in Berlin

Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks

ZDH-Präsident Wollseifer betont im STARK Magazin der Kreishandwerkerschaft Dortmund und Lünen, dass die Energiewende nur mit mehr Wertschätzung für die berufliche Ausbildung im Handwerk zu erreichen ist.

Die Energiewende ist die Großbaustelle der Bundesregierung und enorm ist der Zeitdruck, wenn Deutschland die gesteckten und international zugesagten Ziele erreichen will. Vor allem aber: Die Energiewende wird nur gelingen, wenn große Pläne vor Ort Wirklichkeit werden.

Wir machen die Zukunft

Auf tatkräftiges Anpacken des Handwerks kann das Land dabei zählen. Sei es bei der geplanten Holzbauinitiative, dem Ausbau der Ladesäuleninfrastruktur für Elektrofahrzeuge oder beim Installieren neuer Solardächer. Die Liste der Aufgaben lässt sich fortsetzen – und gibt damit auch gleich den Leistungskatalog für unsere Betriebe vor. Denn es sind vor allem Handwerkerinnen und Handwerker, die es braucht, um das umzusetzen, was die Politik auf dem Papier vereinbart hat: Wir machen die Zukunft, sind also im wahrsten Sinne des Wortes die Zukunftsmacher, auf die die Politik angewiesen ist.

Daher erwarten wir auch, eng in die Fortentwicklung der Klimaschutzgesetze eingebunden zu werden. Noch fehlen den Betrieben hier wichtige Koordinaten, um sich für den künftigen Bedarf an Leistungen zu rüsten. Noch fehlt es an Planungssicherheit.

Klimaschutz aktiv gestalten

Es geht Handwerksbetrieben darum, Klimaschutz aktiv zu gestalten – nicht darum, diesen nur zu dokumentieren. Immer neue bürokratische Pflichten und langwierige Genehmigungsverfahren halten einiges auf, nicht aber den Klimawandel, so viel steht fest. Deshalb gilt: Klimaneutralität muss und kann nur belastungsneutral erreicht werden.

Denn Handwerksbetriebe brauchen ihre Kraft auch noch für einen anderen Bereich, die Ausbildung. Schon jetzt gibt es bei vielen Handwerksprojekten lange Wartezeiten, weil es schlicht zu wenig Fachkräfte dafür in den Betrieben gibt. Und schon jetzt ist klar, dass es viel mehr junge Menschen braucht, die sich im Handwerk zu Fachkräften ausbilden lassen, um all die künftigen politischen Vorhaben hin zur Klimawende zu realisieren.

Mehr Wertschätzung für die berufliche Ausbildung

Die Türen unserer Ausbildungsbetriebe stehen weit offen und die Aussicht auf eine steile Karriere im Handwerk ist besser denn je. Das Klappern für unsere 130 beruflichen Ausbildungen darf die Politik nicht nur dem Handwerk überlassen. Hier muss dringend lauter für uns getrommelt werden – besonders auch an Gymnasien.  Es liegt auf der Hand: Die Energiewende gibt es nur mit einer Kehrtwende hin zu einer größeren Wertschätzung für die berufliche Ausbildung und dann auch für die berufspraktische Arbeit.

Wie die konkret aussieht, haben wir der Politik bereits gesagt: Die Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung muss im Gesetz festgeschrieben werden, damit das bei den Finanzplanungen entsprechend beherzigt werden kann.

Für eine gelingende Energiewende brauchen wir den Forscher, der den CO2-Ausstoß berechnet, aber ganz sicher auch die Handwerkerin, die die Solaranlagen installiert. Bei der Bewertung dieser Leistungen darf es keine Zwei-Klassen-Gesellschaft geben. Nur wenn junge Menschen das Gefühl haben, dass ihre Biografien auch anerkannt und wertgeschätzt werden, ist die berufliche Ausbildung attraktiv. Auch hier ist der Zeitdruck enorm. Denn jeder Jahrgang an Schulabsolventinnen und -absolventen, der sich heute mehrheitlich gegen eine Ausbildung in den zukunftsweisenden Klimabereichen des Handwerks entscheidet, lässt das große Ziel der Energiewende in weitere Ferne rücken.

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