Zentralverband des
Deutschen Handwerks
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19.10.2023

Sechs kreative Ideen gegen die Müll-Flut in Asien und Afrika

Vor allem in den weniger wohlhabenden Ländern der Erde entstehen immer mehr Strategien gegen die wachsende Müll-Flut.
Müll am Strand

Während in Europa etwa rund ein Drittel des Kunststoffmülls in der ein oder anderen Form aufbereitet wird, ist die Recyclingquote, global gesehen, laut UN-Angaben mit neun Prozent deutlich schlechter. Große Kunststoffmengen landen in der Natur. Dabei gibt es rund um den Globus kreative Ideen, um die Plastikflut zumindest etwas einzudämmen.

1.    Müll-Apps

In mehreren Ländern Afrikas gibt es digitale Lösungsansätze. Dabei werden App-Nutzer, Müllsammler und Recycling-Unternehmen vernetzt: Nutzer können ihren Recycling-Müll per Knopfdruck abholen lassen und informelle Müllsammler verdienen mit jedem Kilo Plastikmüll, das bei den Recycling-Unternehmen landet. Auch in armen Ländern ist es sinnvoll, Kunststoffmüll einen Wert zu geben, damit man ihn dem Recyclingprozess zuführen kann.

2.    Plastikstraßen

Zahllose Startups zeigen Recycling-Möglichkeiten auf. Die Firma Rebricks aus Indonesien verwandelt Kunststoffabfälle wie Tüten und Lebensmittelverpackungen in Pflastersteine, Fliesen und Ziegel. Rebricks arbeitet mit Abfallbanken, Müllsammlern und Haushalten zusammen. Der Abfall wird geschreddert, mit Zement und Sand vermischt und in verschiedene Formen gegossen.

Ähnlich stellt die Firma KK Plastic Waste Management LTD aus Indien neben Baumaterialien auch ganze Straßen her, die unter anderem aus Plastik bestehen. Plastikmüll wird dafür sortiert, gereinigt und mit Asphalt sowie Kies bei 160 Grad vermischt. Der Plastik dient als Bindemittel. Die Firma hat im vergangenen Vierteljahrhundert mehr als 2000 Kilometer Straße gebaut, darunter Autobahnen. Allerdings besteht bei solchen Lösungen die Gefahr, dass Mikroplastik in die Umwelt gelangt.

3.    Zäune und Tische aus Plastik

In Kenia stellt ein Unternehmen Zäune aus Altplastik her. In Ruanda und auf den Philippinen produzieren Firmen Tische und Stühle für Schulen. Von der Firma Envirotech aus den Philippinen werden dafür beispielsweise Beutel, Becher und Bonbonpapier geschreddert, geschmolzen, geformt und dann neu zusammengesetzt. In einen Stuhl fließen 20 bis 30 Kilo Kunststoff. Es werden auch andere Produkte wie Pflanzentöpfe, Lampen, Picknicktische und kürzlich sogar ein 28 Quadratmeter großes Haus, das zu 95 Prozent aus Plastikmüll besteht, produziert.

4.    "Den Ozean weben"

Der Künstler Ari Bayuaji aus Indonesien fertigt Kunst aus alten Bootsseilen, die er in Mangrovenwäldern und an Stränden einsammelt. In seinem Studio entwirrt er die Kunstfasern und erschafft daraus Wandbehänge an einem traditionellen Webstuhl. Bayuaji arbeitet mit Handwerkern zusammen – so entstehen traditionelle Skulptu-ren aus der balinesischen Mythologie mit Haaren aus entwirrten Bootsseilen. "Weaving the Ocean", den Ozean weben, nennt er das Projekt. Die Werke wurden schon in Singapur, Rotterdam und Mönchengladbach gezeigt.

5.    Trinkflaschen auffüllen

In Frankreich haben etliche Städte begonnen, das kostenlose Auffüllen von Trinkflaschen mit Leitungswasser anzubieten. Das soll verhindern, dass man immer neue Plastikflaschen kaufen muss. Auf einer Onlinekarte können in Paris die dort inzwischen 825 beteiligten Läden lokalisiert werden, ebenso wie die rund 1200 Brunnen und öffentlichen Wasserzapfstellen in Straßen und Parks der Hauptstadt.

6.    Alternativen zu Plastik finden

Im Vereinigten Königreich stellt das Londoner Start-Up-Unternehmen Notpla Verpackungen aus Seetang her und will dadurch Müll vermeiden. Zu den kompostierbaren Produkten gehören Schachteln für Take-Away-Mahlzeiten, eine verzehrbare Membran, in der Wasser und andere Flüssigkeiten transportiert werden können und Folie. Allein 2022 sind beispielsweise eine Million der Seetang-Schachteln für das Liefer-Unternehmen Just Eat produziert worden.

Quelle: www.focus.de, Pressemitteilung vom 10. Oktober 2023

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