Zentralverband des
Deutschen Handwerks
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Deutschen Handwerks
15.06.2020

Was bleibt von der neuen Realität in der Arbeitswelt übrig?

ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer sprach mit "FOCUS Online" über Corona und was von der neuen Realität in der Arbeitswelt übrig bleiben sollte.
Portraitfoto von Hans Peter Wollseifer im Haus des Deutschen Handwerks in Berlin vor grauem Hintergrund

Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), sprach mit Focus-Online über Corona und was von der neuen Realität in der Arbeitswelt übrig bleiben sollte:

"Die Corona-Krise hat unser bisheriges Verständnis von Arbeit und Arbeitswelt massiv hinterfragt. In Zeiten von Home Office, Kurzarbeit und Hygienemaßnahmen durchleben Betriebe eine neue Realität. Während viele Branchen langsam wieder hochfahren, stellt sich die Frage: Was bleibt von dieser Realität übrig?

Klar ist: Wir werden mit der unmittelbaren Bewältigung der Krise noch einige Zeit beschäftigt sein. Viele Betriebe sind in schwerem Fahrwasser, kämpfen um ihre Existenz. Viel Zeit, über die nächsten Tage und Wochen hinauszublicken, bleibt da im Moment nicht. Es geht jetzt darum, Liquidität zu sichern, Konsum und Investitionen anzukurbeln, damit die Unternehmen wieder in die Spur kommen. Beide Bestandteile der sozialen Marktwirtschaft, das Soziale und der Markt, müssen am Laufen gehalten werden.

Bei allen kurzfristigen Herausforderungen dürfen wir die langfristigen Perspektiven nicht aus dem Blick verlieren. Was die Zukunft der Arbeit betrifft, erscheinen mir drei Punkte besonders wichtig.

Zukunft der Arbeit: drei Punkte

Erstens: Die Fachkräfte und Kompetenzen, die wir für die wirtschaftliche Erholung benötigen, müssen wir jetzt sichern. Durch Ausbildung, durch das Festhalten an Fachkräften, wo immer es geht. Das verlangt den Betrieben viel ab, gerade jetzt, gerade im Mittelstand. Dafür braucht es politische Unterstützung und viel unternehmerisches und gesellschaftliches Verantwortungsbewusstsein.

Zweitens: Die Art und Weise, wie wir arbeiten, wird sich verändern. Während sich einige Trends der letzten Jahre unter dem Eindruck des Infektionsgeschehens erst einmal abschwächen dürften (Stichwort: Sharing Economy), nimmt der Digitalisierungsdruck weiter zu. Das merken wir deutlich. Auch die Mobile Arbeit dürfte künftig einen anderen Stellenwert haben - ohne dass es dazu einen neuen gesetzlichen Anspruch braucht. Hier müssen die Sozialpartner vernünftige Wege finden.

Drittens: Der Digitalisierungsschub wirkt sich auf den Faktor Arbeit und die Frage aus, wie wir unsere sozialen Sicherungssysteme künftig finanzieren. Diese Frage stand schon vor Corona auf der Agenda. Jetzt ist sie noch dringlicher geworden. Es ist gut und wichtig, dass die Koalition die Sozialabgabenquote auf 40 Prozent begrenzen möchte. Aber die strukturelle Frage, wie unsere Sozialsysteme zukunftsfähig bleiben, muss sie noch beantworten."

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