Zentralverband des
Deutschen Handwerks
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Deutschen Handwerks
01.12.2021

Nachhaltigkeitsnachweispflichten müssen KMU-praktikabel sein

ZDH-Generalsekretär Schwannecke dringt gegenüber dem "Handelsblatt" bei der geplanten nachhaltigen Berichterstattung auf praxistaugliche und KMU-angepasste Regelungen.
Nahaufnahme von Akten und Ordnerstapeln auf einem Tisch.

"Neue umfangreiche Nachhaltigkeitsnachweispflichten für KMU würden in der Praxis dazu führen, dass zu den ohnehin schon bestehenden massiven bürokratischen Belastungen weitere hinzukommen und unsere Betriebe endgültig an die Grenzen dessen bringen würden, was sie realistischerweise erfüllen können", so ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke gegenüber Eva Fischer vom "Handelsblatt".

Nachhaltige Berichterstattung auf große Unternehmen zugeschnitten

"Es ist richtig, dass Handwerksbetriebe derzeit von den umfangreichen Plänen auf EU-Ebene für eine systematische nachhaltige Berichterstattung ausgenommen sind, umso mehr als diese vom Umfang und Aufwand her klar auf große Unternehmen zugeschnitten sind. Allerdings ist zu befürchten, dass Handwerksbetriebe auf indirekte Weise betroffen sein werden. Weil viele Handwerksbetriebe als Zulieferer oder Dienstleister für originär berichtspflichtige Unternehmen tätig sind, könnten sie in die Situation geraten, doch entsprechende Nachhaltigkeitsnachweise erbringen zu müssen, weil das die berichtspflichtigen Unternehmen von ihnen einfordern, um ihren eigenen Berichtspflichten genügen zu können. In ähnlicher Art könnten die neuen Nachhaltigkeitsanforderungen beim besonders wichtigen Bereich der Kreditgeschäfte auch auf das Handwerk abstrahlen. Damit könnten sich Darlehen für unsere Betriebe spürbar verteuern, etwa wenn Banken die Geschäftstätigkeit eines Handwerksbetriebes nach den neuen Kriterien der Taxonomie als nicht hinreichend "grün" einstufen. 

Wir erkennen an, dass Europa mit dem Übergang zu einer nachhaltigeren und CO2-ärmeren Wirtschaft vor einer gewaltigen Umstrukturierung steht. Die Taxonomie ist dafür jedoch das falsche Instrument, denn sie soll in erster Linie den Akteuren auf dem Kapitalmarkt ein einheitliches Regelwerk an die Hand geben, zu welchen Bedingungen sie ihre Anlageprodukte als nachhaltig bewerben können.

Bürokratische Belastungen sind bereits massiv

Neue umfangreiche Nachhaltigkeitsnachweispflichten für KMU würden in der Praxis dazu führen, dass zu den ohnehin schon bestehenden massiven bürokratischen Belastungen weitere hinzukommen und unsere Betriebe endgültig an die Grenzen dessen bringen würden, was sie realistischerweise erfüllen können. Auch der geplante vereinfachte KMU-Berichterstattungsstandard würde daran nur etwas ändern, wenn er selbst für die kleinsten Betriebe keine signifikante Belastung darstellt. Eine Verteuerung der Kreditfinanzierung für nicht-taxonomiekonforme Betriebe würde zusätzlich den Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft erschweren und die wirtschaftliche Erholung gefährden."

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