Zentralverband des
Deutschen Handwerks
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09.06.2020

Liquiditätssicherung: das Gebot der Stunde

ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke sprach mit dem "Norddeutschen Handwerk" u. a. darüber, ob das Konjunkturpaket die richtigen Impulse setzt.
Portraitfoto von ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke.

ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke sprach mit Irmke Frömling vom Norddeutschen Handwerk u. a. darüber, ob das Konjunkturpaket die richtigen Impulse setzt:

„Trotz aller Lockerungen bleibt die Lage für viele unserer Betriebe sehr ernst, auch wenn wir als Ergebnis unserer letzten Sonderumfrage zu den Corona-Auswirkungen eine leichte Entspannung erkennen können“, betont der Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Holger Schwannecke. Vielfach sei der Löwenanteil des Jahresgeschäfts verloren und könne in sehr vielen Fällen auch nicht mehr im weiteren Jahresverlauf aufgeholt werden. Zudem beklage nach wie vor ein Großteil der 2270 befragten Betriebe Ausfälle und Stornierungen. Noch immer melden 63 Prozent Umsatzeinbußen (Vorbefragung: 68 Prozent). Umso mehr habe sich der ZDH für einen branchenübergreifenden und nachhaltigen Ansatz beim Konjunktur- und Zukunftspaket stark gemacht.

„Die Koalition hat insgesamt die richtigen Schlüsse aus den aktuellen Erfordernissen gezogen“, lobt Schwannecke das 130 Milliarden schwere Programm. Die beschlossenen Maßnahmen hätten die Gesellschaft als Ganzes im Blick, gäben starke Impulse für privaten Konsum und betriebliche Investitionen und hätten auch – was dem Handwerk sehr am Herzen liege und wofür es sich stark gemacht habe – die betriebliche Ausbildung einbezogen. „Neben diesen schnell wirksamen und akut notwendigen Instrumenten enthält das Paket aber auch Maßnahmen, um die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu verbessern wie etwa die Deckelung der Sozialbeiträge oder die verringerte EEG-Umlage. Und es sind Zukunftsinvestitionen in Digitalisierung, Klimaschutz und Bildung berücksichtigt worden“, sagt Schwannecke. Im steuerlichen Bereich wäre aus Sicht des ZDH-Generalsekretärs allerdings deutlich mehr möglich gewesen.  

Den Umfrageergebnissen zufolge ist die Betroffenheit in den einzelnen Branchen sehr unterschiedlich. Nahezu Komplettausfälle beim Umsatz gibt es etwa in den Gesundheitshandwerken und den persönlichen Dienstleistungshandwerken. Große Einbußen mussten auch die Kfz- und Lebensmittel-Gewerke hinnehmen während die Elektrohandwerke nach eigener Auskunft besser als erwartet durch den Shutdown gekommen sind und durchaus wieder mit Zuversicht in die Zukunft blicken.

Auch die Bau- und Ausbaubetriebe seien bislang von der Krise weniger als andere Bereiche betroffen, sagt Schwannecke. Viele Unternehmen im Baubereich konnten ihren hohen Auftragsbestand abarbeiten. „Allerdings hören wir, dass jetzt nicht mehr ausreichend neue Aufträge hereinkommen oder sogar Aufträge – teils auch von der öffentlichen Hand – storniert werden. Es ist zu befürchten, dass hier die Konjunkturdelle erst noch bevorsteht“, sagt der Generalsekretär. Neue Aufträge seien jedoch wichtig, wenn der Neustart gelingen soll. Deshalb beobachte der ZDH genau, wie sich das entwickele, und ob sich eher gewerbliche Kunden zurückhalten, weil Produktionslinien durch unterbrochene Lieferketten nur langsam wieder anlaufen, ob bei Verbrauchern die Nachfrage niedrig bleibe oder aber im öffentlichen Sektor. Die Kommunen hielten sich wegen ihrer immer angespannteren Kassenlage bei der Auftragsvergabe zunehmend zurück.

„Daher ist es gut, dass für die Kommunen im jetzt geschnürten Konjunkturpaket umfängliche finanzielle Unterstützung vorgesehen ist. Das verschafft ihnen den Spielraum, um wieder Aufträge vergeben und so bei der Auftragserteilung und -realisierung eine Vorbildfunktion erfüllen zu können“, betont Schwannecke.

Nach wie vor sei die Liquiditätssicherung das Gebot der Stunde. Die Liquiditätsdecke sehr vieler Betriebe sei sehr dünn. Bei mehr als jedem dritten Betrieb (36 Prozent), der an der ZDH-Umfrage teilgenommen hat, war die wirtschaftliche Lage infolge der Pandemie so angespannt, dass er einen Liquiditätszuschuss beantragt hat. „Und auch noch in den nächsten Wochen sind viele Betriebe auf Zuschüsse oder Sofortkredite zur Sicherung ihrer Zahlungsfähigkeit angewiesen“, stellt Schwannecke fest. Hier habe die Koalition bereits in ihren ersten Hilfspaketen geliefert und im jetzigen Konjunkturpaket endlich auch Überbrückungshilfen für kleine und mittlere Unternehmen beschlossen. Die nun für die Monate Juni bis August als Zuschuss vorgesehene Unterstützung werde Corona-bedingt in Not geratenen Betrieben sehr helfen.

Einen weiteren Beitrag zur Liquiditätssicherung wird nach Aussage von Schwannecke die im Konjunkturpaket verankerte Ausweitung des steuerlichen Verlustrücktrags leisten. Verluste aus 2020 können so mit Gewinnen aus dem Vorjahr verrechnet werden.

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