Keine Entwarnung bei Materialknappheit

Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer sprach mit Andreas Hoenig von der dpa über die Gefahren der Baumaterialknappheit bei gleichzeitiger Preisexplosion für die weitere konjunkturelle Entwicklung.
Ergebnisse der ZDH-Sonderumfrage
„Die Umfrage zeigt: Die Zuversicht nimmt im Handwerk spürbar zu und damit auch die Aussicht auf eine bessere zweite Jahreshälfte. Allerdings tragen viele Betriebe noch schwer an den Einschränkungen und Belastungen aus den vergangenen Lockdown-Monaten und werden die verlorenen Umsätze in den kommenden Monaten wohl kaum aufholen können. Jetzt muss alles getan werden, um die Betriebe auf ihrem Weg in die betriebliche Normalität zu unterstützen. In vielen Gewerken bleibt die wirtschaftliche Perspektive weiter ungewiss. Deshalb müssen die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen für besonders von der Corona-Pandemie betroffene Betriebe nicht nur über den Sommer hinaus fortgeführt, sondern zielgenau an die jetzigen Gegebenheiten angepasst werden. Überbrückungs- bzw. Neustarthilfe und die erleichterten Zugangsregelungen zum Kurzarbeitergeld bleiben wichtige Bausteine, um unsere betroffenen Betriebe von den Corona-Folgen zu entlasten.“
Baumaterialknappheit hält weiter an
„Keinerlei Entwarnung gibt es bei derzeitigen Baumaterialknappheit, im Gegenteil: die Situation hat sich in den vergangenen Wochen noch einmal verschärft und zugespitzt. Mit Problemen bei der Materialbeschaffung kämpfen inzwischen deutlich mehr als die Hälfte der befragten Betriebe, im Januar war es noch gut ein Drittel. Diese so noch nie dagewesene Materialknappheit bei gleichzeitiger Preisexplosion wirft sämtliche Kalkulationen über den Haufen und bringt zahlreiche Betriebe in die völlig paradoxe Lage, bei vollen Auftragsbüchern ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken. Das ist nicht nur für die am stärksten betroffenen Bau- und Ausbaugewerke dramatisch, sondern für unsere Wirtschaft insgesamt: Genau diese Gewerke waren der Konjunkturstabilisator während der Pandemie. Sollte sich dieser Konjunkturanker lösen, dann dürften nicht nur die Bau- und Ausbaugewerke in schweres Wasser geraten, sondern der gesamte wirtschaftliche Aufholprozess im 2. Halbjahr ist gefährdet. Und was anstehende Zukunftsvorhaben etwa beim Wohnungsbau, im Energie- und Netz- sowie Breitband- und Glasfaserausbau betrifft, werden die erst einmal auf Eis liegen und zum Stillstand kommen. Hier ist Abhilfe also dringend geboten.“