Zentralverband des
Deutschen Handwerks
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Deutschen Handwerks
09.02.2021

Handwerk fordert realistischen Öffnungsplan

Über die Erwartungen des Handwerks zum Bund-Länder-Treffen am 10. Februar spricht ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer mit Andreas Hoenig von „dpa“.
Portraitfoto von Hans Peter Wollseifer vor einer Strukturleinwand im Haus des Deutschen Handwerks in Berlin

„Wir fordern die schnellstmögliche Öffnung besonders der direkt von Schließungen betroffenen Handwerksbetriebe“, betont ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer im Gespräch mit Andreas Hoenig von der dpa.
 

„Planbarkeit und Perspektive schaffen, Versprechen einhalten und Vertrauen festigen: Das muss Politik jetzt tun!

Ampel-System für Corona-Entscheidungen

Damit Betriebe planen können und eine Perspektive erhalten, sollte endlich ein bundesweites Ampel-System für Corona-Entscheidungen nach regionaler Inzidenz in Kraft treten. Darauf aufsetzend erwarten wir von der Politik, einen realistischen, klar nachvollziehbaren und epidemiologisch vertretbaren Öffnungsplan zu vereinbaren: Der muss eindeutige Voraussetzungen festlegen, ab denen Betriebe wieder arbeiten können. Wir fordern die schnellstmögliche Öffnung besonders der direkt von Schließungen betroffenen Handwerksbetriebe, die mit ausgeklügelten Hygienekonzepte ihrer epidemiologischen Verantwortung in jedem Fall Rechnung tragen.

Liquiditätshilfen schneller auszahlen

Wie von der Politik versprochen, müssen die Liquiditätshilfen endlich deutlich schneller ausgezahlt werden, damit unsere Betriebe die akute Lockdown-Phase überhaupt überstehen. Es ist überlebenswichtig, dass die Gelder schnellstmöglich die Anspruchsberechtigten erreichen. Wenn das nicht passiert, droht eine Pleitewelle in vielen Gewerken des Handwerks wie bei Friseuren, Kosmetikern, Messebauern und anderen. Das muss unbedingt verhindert werden, nicht zuletzt weil es unsere Betriebe und ihre Beschäftigten sind, die Steuern und Abgaben erwirtschaften, die der Staat brauchen wird, um den Weg aus der Corona-Pandemie zu finanzieren. Auszahlungsankündigungen und -zeitpläne sind die eine Seite der Medaille. Die andere und viel entscheidendere Seite ist, ob und wann die Zahlungen bei den Betrieben eingehen. Bei einem großen Teil der Betriebe ist bisher nicht ein einziger Euro der versprochenen Hilfsgelder angekommen. Wegen der schleppenden Auszahlungen geraten viele Betriebe unverschuldet in Liquiditätsschwierigkeiten. Für manchen Betrieb kommen die Gelder zu spät. Uns erreichen verzweifelte Hilferufe von Betriebsinhabern, die dieses Auseinanderklaffen zwischen Hilfsankündigungen und tatsächlichen Hilfsleistungen beklagen, und das zu Recht. Impfungen und Testungen sind zu intensivieren.

Um Vertrauen zu festigen, muss Politik Betrieben durch eine realistische Öffnungsstrategie und einen Zukunftspakt zur Überwindung der Pandemie-Folgen eine Perspektive geben. Es geht längst nicht mehr um die Schadensbegrenzung, es geht um das schiere Überleben sehr vieler unserer Betriebe. Der zweite Lockdown hat sie bis ins Mark erschüttert, Reserven sind aufgezehrt, teils ist bereits die eigene private Altersvorsorge eingesetzt worden. Nach Jahren harter Arbeit, in denen unsere Betriebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, junge Menschen ausgebildet und Steuern und Abgaben gezahlt haben, sehen viele ihr Lebenswerk vor dem Ruin und das völlig unverschuldet.“

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