Eine gute Ausbildung bleibt der Schlüssel für eine gute Zukunft

Foto: ZDH/Boris Trenkel
ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer äußert sich gegenüber der "Rheinischen Post" zur aktuellen Lage am Ausbildungsmarkt vor dem Hintergrund der Corona-Krise:
„Der Shutdown im Zuge der Corona-Krise hat für Unsicherheit bei Schülern, Bewerbern sowie bei ihren Eltern und Lehrern gesorgt, ob eine Ausbildung überhaupt stattfinden könnte. Während der Schulschließungen konnten zudem viele geplante und etablierte Veranstaltungen zur Berufsorientierung wie Ausbildungsmessen, Azubi-Speed-Datings oder schulische Berufsorientierung, die jungen Menschen in dieser für sie schwierigen Lebensphase Orientierung und Informationen bieten, nicht stattfinden. Das spiegeln die aktuellen Ausbildungsstellen- und Bewerberdaten: Sie weisen auf pandemiebedingte Verzögerungen beim Abschluss von Ausbildungsverträgen gegenüber normalen Jahren hin. Im Handwerksbereich sind aktuell bundesweit über 33.000 Ausbildungsstellen nicht besetzt. Die Zahl der offenen Lehrstellen im Handwerk war zuletzt von Mai auf Juni noch einmal angestiegen. Dies ist eher ungewöhnlich, denn in „normalen“ Jahren geht die Zahl der offenen Lehrstellen zu diesem Zeitpunkt eher zurück, da viele Ausbildungsverträge bereits geschlossen sind.
Wir müssen jetzt alles dafür tun, damit junge Menschen den Weg zu dem für sie geeigneten Ausbildungsplatz finden. Wenn es in intensiver Anstrengung gelingt, Betriebe und Ausbildungsinteressierte in den kommenden Wochen zusammenzubringen, ist am Ausbildungsmarkt bis zum Beginn des Ausbildungsjahres (im August bzw. September) noch viel Bewegung möglich. Alle Akteure auf dem Ausbildungsmarkt müssen jetzt gemeinsam dazu beitragen, das Matching zwischen Ausbildungsinteressierten und Ausbildungsbetrieben im Eiltempo voranzubringen. Daran wird in allen Regionen mit Hochdruck gearbeitet.
Grundsätzlich sollten junge Menschen jetzt den Blick nach vorne richten und auf die Zeit nach der Pandemie schauen. Eine gute Ausbildung bleibt der Schlüssel für eine gute Zukunft. Daran hat sich durch Corona nichts geändert. Wer heute als Azubi startet, ist in wenigen Jahren schon die Fachkraft, die überall gebraucht wird. Das Handwerk bietet aussichtsreiche berufliche Perspektiven in allen 130 Berufen und gute Möglichkeiten, sich auch im Anschluss an die Ausbildung weiterzuentwickeln, zum Beispiel den Meister zu machen oder sich in einem Dualen Studium zu spezialisieren. Eine gute erste Orientierung für Jugendliche ist der Berufechecker. Dort werden alle 130 Ausbildungsberufe vorgestellt und junge Menschen können selbst ausprobieren, was zu ihnen und vor allem zu den eigenen Talenten und Fähigkeiten passt.
Mit der beschlossenen Ausbildungs- und Übernahmeprämie hat die Bundesregierung gerade in der aktuellen Corona-Pandemie ein deutliches Zeichen der Wertschätzung für die duale Ausbildung gesetzt, das gleichzeitig eine Anerkennung der hohen Ausbildungsleistung unserer Betriebe ist. Das ist ein wichtiges Signal, das den hohen Stellenwert beruflicher Ausbildung und Qualifizierung für die wirtschaftliche Entwicklung weit über die Krise hinaus sehr deutlich macht. Inwieweit die Betriebe mit dieser finanziellen Anerkennung ihr Ausbildungsengagement aufrecht erhalten können, wird sich in den kommenden Wochen und Monaten zeigen. Klar ist: Die meisten Betriebe im Handwerk wollen weiter ausbilden und jungen Menschen zeigen, dass Bewerbungen herzlich willkommen sind. Die Handwerksorganisation stellt ihnen dafür umfangreiches Kommunikations-Material zur Verfügung. Das beliebteste Motiv der vergangenen zehn Jahre: der aktuelle Hinweis „Jetzt erst recht! Wir bilden weiter aus!"