„Ausbildung ist der Schlüssel zur Fachkräftesicherung"

Foto: ZDH/Boris Trenkel
ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer sprach mit Frank Specht vom Handelsblatt über die im Konjunkturpaket enthaltene Ausbildungsprämie und welche wichtige Wertschätzung diese für Betriebe darstellt, die sich weiter in der Ausbildung engagieren:
„Ausbildung ist der Schlüssel zur Fachkräftesicherung. Das wissen unsere Betriebe und sind weiter entschlossen, diesen Schlüssel nicht aus der Hand zu geben. Unser aktuelles Kampagnenmotiv 'Jetzt erst recht: Wir bilden weiter aus!' bringt das auf den Punkt. Alle Beteiligten müssen jetzt gemeinsam dafür Sorge tragen, den Ausbildungsmarkt zu stabilisieren, damit wir in der Zukunft genügend Fachkräfte haben.
Die Ausbildungsprämie ist eine wichtige Wertschätzung genau der Betriebe, die sich weiter in der Ausbildung engagieren. Sie ist ein Motivationssignal an Ausbildungsbetriebe und soll diese dazu bewegen, ihre Ausbildungsleistung aufrecht zu erhalten. Somit kann sie einen wichtigen Beitrag zur Stimulierung des Ausbildungsmarktes leisten. Das Handwerk hat die Ausbildungsprämie daher von Anfang an begrüßt.
Die pandemie-bedingte Konjunkturkrise stellt die Handwerksbetriebe vor große Herausforderungen. Es ist mehr als angemessen, durch eine Ausbildungsprämie solche Betriebe in besonderem Maße zu würdigen, die nicht nur ihre Geschäftstätigkeit wieder aufnehmen, sondern auch weiterhin in die Ausbildung investieren. Denn Ausbildungsbetriebe leisten nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung, sondern übernehmen auch einen gesellschaftlichen Bildungsauftrag.
Wir müssen jedoch berücksichtigen, dass sich die aktuelle Konjunkturkrise in den Wirtschaftsbranchen und Gewerken des Handwerks unterschiedlich auswirkt. Während die kundennahen Dienstleistungshandwerke durch die Betriebsschließungen direkt von März bis Mai wirtschaftlich intensiv betroffen waren, befürchten wir für die Bau- und Ausbauhandwerke wegen ausbleibender Aufträge erst in den kommenden Monaten konjunkturelle Auswirkungen. Es ist daher wichtig, auch den Ausbildungsbetrieben aus diesen Gewerken durch eine zeitliche Streckung ein deutliches Signal der Motivation zu geben, weiter auf die Ausbildung zu setzen.
Denn weiter auf Ausbildung zu setzen, ist dringend geboten, wenn man sich die aktuellen Ausbildungsmarktzahlen ansieht, die nicht so sind, wie wir es aus den Vorjahren gewohnt sind. Die Anzahl neuer Ausbildungsverträge liegt nicht allein wegen der wirtschaftlich angespannten Situation vieler Betriebe deutlich unter der des Vorjahres zu diesem Zeitpunkt, sondern vor allem auch, weil der sonst übliche Prozess des Kennenlernens und Bewerbens wegen wegfallender Ausbildungsmessen, Tage der offenen Tür, Praktika, Speed-Datings oder in der Schule stattfindender Berufsorientierung nahezu zum Erliegen gekommen ist.
Jetzt geht es deshalb vor allem um das Matching zwischen Ausbildungsbetrieben und Jugendlichen, die an einer Ausbildung interessiert sind. Wir müssen die letzten verbleibenden Schulwochen und den Anfang der Sommerferien unbedingt nutzen, um in einem Mix aus Präsenzterminen in Kleingruppen und virtuellen Angeboten den Kontakt zügig wieder zu ermöglichen.
Die Kammern und Verbände des Handwerks verstärken derzeit ihre Berufsorientierungsmaßnahmen und sind bereits mit Webinaren, WhatsApp-Sprechstunden und der Digitalisierung ihrer Beratungs- und Informationsangebote aktiv. Kein Betrieb und kein Jugendlicher soll sich entmutigen lassen - Ausbildungsverträge können auch noch weit nach Beginn des Ausbildungsjahres im September abgeschlossen werden. Daher mein Appell an die Betriebe: Bilden Sie weiter aus! Und mein Appell an die Jugendlichen: Nutzt die Ausbildungsangebote im Handwerk, das Euch mit seinen zahlreichen Berufs- und Karriereperspektiven Zukunft bietet.“