Zentralverband des
Deutschen Handwerks
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Deutschen Handwerks
18.05.2020

"Alles tun, um Ausbildungsbetriebe über Wasser zu halten“

ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer äußert sich gegenüber tagesschau.de zur dritten ZDH-Sonderumfrage mit Schwerpunkt auf dem Thema Ausbildung.

ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer äußert sich gegenüber tagesschau.de zur dritten ZDH-Sonderumfrage mit Schwerpunkt auf dem Thema Ausbildung:

„Die Corona-Krise beutelt das Handwerk weiter in einer Weise, die viele Betriebe in ihrer Existenz bedroht. Trotz erster Lockerungen der Beschränkungen gibt es weiter massive Umsatzeinbrüche und Auftragsstornierungen, besonders betroffen davon sind die persönlichen Dienstleistungs- und die Gesundheitshandwerke. Unsere Umfrage zeigt deutlich: Vorrangiges Interesse unserer Betriebe in diesen Tagen ist es,  zahlungsfähig zu bleiben und ihren Mitarbeiterstamm und Auszubildende zu halten, um ganz rasch beim Wiederhochfahren der Wirtschaft wieder tätig werden zu können.

Wie sehr unseren Handwerksbetrieben die Ausbildung junger Menschen am Herzen liegt, zeigen auf bemerkenswerte Weise die Umfrageergebnisse: Denn trotz der momentan sehr schwierigen und widrigen Umstände planen fast 45 Prozent der befragten Handwerksbetriebe, für das im Herbst startende Ausbildungsjahr genauso viele oder sogar mehr Auszubildende einzustellen als im Vorjahr. Sorgenvoll muss uns allerdings stimmen, dass 25 Prozent der Betriebe aufgrund der Unsicherheit ihr Ausbildungsengagement hinterfragen. Schon vor der Krise hat sich das Handwerk als Ausbilder der Nation erwiesen. Fast jeder dritte Azubi in Deutschland wird im Handwerk ausgebildet. Damit leistet das Handwerk einen ganz wesentlichen Beitrag zur Fachkräftesicherung in Deutschland weit über das Handwerk hinaus. Deshalb müssen wir alles daran setzen, das überproportional hohe Ausbildungsengagement des Handwerks zu halten. Es darf durch die Corona-Krise keinen Schaden nehmen. Ausbildung und Qualifizierung müssen über die Krise hinweg unbedingt stabilisiert werden, um für die Nach-Krisenzeit die Fachkräfteversorgung nicht zu gefährden. Ausbildung ist der Schlüssel zur Fachkräftesicherung.

In der gegenwärtigen Krisenphase müssen wir alles tun, um Ausbildungsbetriebe über Wasser zu halten, damit sie als Ausbildungsorte nicht verloren gehen. Denn der Lernort Betrieb lässt sich nicht ersetzen. Ein Rückgang bei der Ausbildungsleistung der Betriebe wird die Fachkräfteproblematik absehbar massiv verschärfen. Wenn laut unserer Umfrage jetzt jeder vierte Betrieb sein Ausbildungsengagement in dieser Krisensituation verringern will, dann ist das eine klare Handlungsaufforderung an die Politik, die betriebliche Ausbildung unbedingt weiter zu stärken. Das braucht es dringend, damit die Nachwuchssicherung nicht zum Erliegen kommt. Als motivationsförderndes Instrument, das Ausbildungsbetrieben zugleich finanziell unterstützend unter die Arme greift, schlagen wir für ausbildende Betriebe einen einmaligen Zuschuss vor. Dieser Ausbildungszuschuss sollte sich an 75 Prozent einer durchschnittlichen tariflichen oder Mindestausbildungsvergütung über einen Zeitraum von 3 Monaten orientieren.“

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