Zentralverband des
Deutschen Handwerks
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Deutschen Handwerks
03.05.2024

Fazit aus ZDH-Konjunkturbericht: Wachstumsimpulse dringend nötig

Die Politik muss dringend ins Machen kommen: Es gilt den Standort zu stärken und bei den öffentlichen Haushalten den Schwerpunkt auf Zukunftsinvestitionen zu legen, betont ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke gegenüber Andreas Hoening von der "dpa".
ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke

Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks

"Eines macht die neueste Konjunkturumfrage im Handwerk deutlich: Von einer konjunkturellen Entspannung im Gesamthandwerk kann keine Rede sein! Und auch ein spürbarer Aufschwung ist nicht zu erkennen. Der Handlungsdruck für die Politik hat in keiner Weise nachgelassen: Wenn die Handwerksbetriebe, die vor Ort täglich ihre Geschäfte betreiben, in großer Zahl davon berichten, dass ihre Aufträge zurückgehen, ihre Umsätze sinken, sich die Beschäftigtenzahl verringert und sie Investitionen wegen zu großer Unsicherheiten und fehlender verlässlicher Planungs- und Förderbedingungen nicht tätigen, dann sind das Fakten und kein Schlechtreden der Situation. Das Gebot der Stunde bleibt, die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts zu stärken und bei den öffentlichen Haushalten den Fokus auf Zukunftsinvestitionen zu legen."

"Politik kann nicht darauf setzen und hoffen, dass sich schon alles irgendwann zum Besseren entwickelt. Die Handwerksbetriebe erwarten zu Recht von den politisch Verantwortlichen, dass sie jetzt aktiv Reformen angehen und alles für endlich wieder wettbewerbsfähigere Standortbedingungen tun. Dafür reicht es nicht, kleine, homöopathische Schritte zu gehen oder parteipolitische Vorlieben zu bedienen, sondern es geht um das große Ganze: Wie sieht der wettbewerbsfähige, zukunftsfähige Wirtschaftsstandort Deutschland aus? Wir haben davon nicht nur klare Vorstellungen, sondern dafür – bereits mehrfach – klare Vorschläge unterbreitet. Jetzt gilt es, diese endlich aufzugreifen und umzusetzen: Es ist Zeit, zu machen!"

"Für die Breite des Handwerks, insbesondere aber für den Bau – zu dem rund die Hälfte aller Handwerkerinnen und Handwerker gehört – gilt: Hier spiegelt sich die schwache Konjunkturprognose für die Gesamtwirtschaft , denn die Wirtschaft insgesamt ‚brummt‘ derzeit einfach nicht. Es braucht nachhaltig wirkende Wachstumsimpulse, die die Wirtschaft wieder ankurbeln. Und auch wenn unterschiedliche Gewerke und Branchen derzeit unterschiedlich belastet sind, gibt es über alle Gewerkegrenzen hinweg gleichermaßen benannte Belastungen: Die hohe Steuer- und Abgabenlast etwa trifft den Mittelstand in der Fläche. Gleiches gilt bei der Bürokratie, die das Handwerk vor allem aufgrund seiner verhältnismäßig kleinen Betriebsgröße besonders belastet: Im Handwerk liegen die Dokumentations-, Berichts- und Nachweispflichten in den meisten Fällen allein auf dem Schreibtisch der Betriebsinhaberin oder des Betriebsinhabers. Im Unterschied zu vielen großen Konzernen können sie sich eigene Abteilungen nur zur Bewältigung der Bürokratie schlicht nicht leisten. Die hohen Sozialabgaben belasten die lohnintensiven Betriebe im Handwerk im Vergleich zu anderen Wirtschaftsbereichen besonders stark, da die Finanzierung unserer Sozialsysteme nach wie vor vor allem an den Faktor Arbeit und Lohn gekoppelt ist. Diesen gilt es nachhaltig zu entlasten."

"Die Bundesregierung steht in der Verantwortung, wieder Rahmenbedingungen zu schaffen, die Arbeit und Unternehmertum wertschätzen, und bei denen sich Leistung lohnt. Es ist dringend an der Zeit, ein mutiges, mittelstandsorientiertes Wachstumspaket auf die Straße zu bringen. Dafür muss Politik den strukturellen Reformstau auflösen. Erste wichtige Signale kann die Regierung schon mit der anstehenden Haushaltsaufstellung senden, indem sie ganz klar Vorfahrt einräumt: für Zukunftsinvestitionen, für mehr Bildung und für alle Maßnahmen hin zu einem deutlich wettbewerbsfitteren Standort."

"Das Handwerk steht bereit und will sein ganzes Potenzial ausschöpfen und einbringen. Das müssen die Rahmenbedingungen dann aber auch zulassen. Hier muss die Politik ins Handeln kommen. Daher ist unser eindringlicher Appell an die Politik – im Bund, aber auch in den Ländern! Es ist jetzt nicht die Zeit für parteipolitische und parteitaktische Spielereien, die bremsen uns unnötig aus. Es ist die Zeit, wieder auf einen verlässlichen Wachstumspfad zu kommen, der dann auch wieder Zuversicht erzeugt. Das Handwerk will Transformation und Zukunft gestalten. Politik ist gefordert, sich endlich darauf zu konzentrieren, den Betrieben und den Beschäftigten den Freiraum dafür zu geben."

"Gerade auch Steuerpolitik ist Standortpolitik: Unser Steuersystem steht im Wettbewerb, doch aktuell ist es um seine Wettbewerbsfähigkeit nicht zum Besten bestellt. Auf Bundesebene wie auf Länderebene braucht es eine Besteuerung, die Lust auf Leistung macht, und die es den Betrieben ermöglicht, ihre Geschäftsmodelle wirtschaftlich erfolgreich zu betreiben."

"Die Umfrageergebnisse zeigen erstmals seit den Corona-Lockdowns eine deutliche Eintrübung der Geschäftslage. Auch die Geschäftserwartungen lassen für das laufende Quartal keine Konjunkturerholung im Gesamthandwerk erwarten. Dabei zeichnet sich aktuell ein zweigeteilter Konjunkturverlauf ab: Auf der einen Seite leidet die Baukonjunktur unter dem schwachen Wohnungsbau und den Verzögerungen bei der Energie- und Klimatransformation. Und die Industriezulieferer des Handwerks leiden unter den schwachen Exporten der deutschen Wirtschaft. Auf der anderen Seite scheint sich der Konsum zu erholen, wovon die übrigen Handwerksbranchen mehr oder weniger stark profitieren. Insgesamt ist für das Handwerk nach dem gedämpften Jahresstart auch über den Sommer 2024 keine deutliche Konjunkturbelebung absehbar. Aufgrund des großen Gewichts der Bau- und Ausbaugewerke am Gesamthandwerk ist aktuell nur ein nominales Umsatzplus von etwa 1 Prozent im Gesamthandwerk zu erwarten, real aber werden die Umsätze der Betriebe erneut sinken."

ZDH-Konjunkturbericht 1/2024

Das geschäftliche Umfeld im Handwerk trübte sich im 1. Quartal 2024 weiter ein.

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